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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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ihn gedanklich und überlegte kurz, ob er wohl einen Sinn für die sonderbaren Bedürfnisse des menschlichen Egos besaß.
    Jedenfalls war ich im Moment sehr zufrieden mit mir, immerhin war ich ja schneller als ein Delfin. Ich legte noch einen Zacken zu.
    Aber ich war so von meinen kraftvollen Schwimmzügen begeistert, dass ich nicht merkte, wie sich das Schnürband meiner Badehose löste. Jedenfalls hatte ich sie plötzlich um die Knie, und der Suchscheinwerfer ließ mein weißes Hinterteil aufleuchten.
    Auch JoJo fand das offenbar ziemlich komisch, denn er fiel quäkend in das vom Boot herüberschallende Gelächter ein.
    Urplötzlich tauchte rechts neben mir ein Schatten auf, und ich starrte, bevor ich mich mit einem Ruck zur Seite warf, in das weit aufgerissene Maul eines Nassau-Zackenbarschs, der mit seinen Streifen und Flecken etwas von einem Pfeil hatte, der auf mich gerichtet war. Diese Fische sind zwar nicht gerade riesig, ihr übergroßes Maul aber wirkt schon recht einschüchternd.
    Gleichzeitig musste ich jetzt nach meiner Badehose fingern, die mir um die Knie baumelte. Noch nie hatte ich mich von einem kleinen Zackenbarsch derart erschrecken lassen, aber schließlich wusste ich ja nicht, wie hungrig er war und ob es an meinem entblößten Körper womöglich irgendetwas gab, was er für einen Aal halten konnte.
    »Schnell, Dean, sonst hat er dich!«, schrie einer vom Boot und löste damit weiteres Gelächter aus.
    Ich gab auf und nahm die Niederlage hin. Immer noch schwamm ich im Rampenlicht, es wurde laut gepfiffen und applaudiert und Nick ließ das Horn dröhnen. Es war ein voller Erfolg.
    Eigentlich bin ich dazu erzogen worden, mich nicht an mein Ego zu klammern, sondern die Lektionen und Wegweisungen des Lebens in Demut anzunehmen – nur dass die immer anders kommen, als man sie erwartet. Ich rang mich also dazu durch, die peinliche Verlegenheit gar nicht erst Raum greifen zu lassen, sondern in das Gelächter einzustimmen. Da wurde mir gleich wohler, und die Badehose brachte ich dann endlich auch wieder an Ort und Stelle.
    »Ein treuer Freund wie du«, sagte ich zur JoJo und winkte Käpt’n Nick noch einmal nach, »steht einem eben auch in einer solchen Situation zur Seite.«
    JoJos Blick war nicht zu entnehmen, ob er verstand, was ich ihm damit sagen wollte. Aber vielleicht war da ein gewisses Blitzen, das mir nahelegte, immer gut auf mein Ego aufzupassen.
    »Jetzt schwimm lieber du voraus«, schlug ich ihm vor, doch weil er ein Delfin war und kein menschliches Ego besaß, blieb er unverdrossen an meiner Seite.
    Allein mit JoJo wurde es sehr still ringsum, sobald das Boot nicht mehr zu hören war. Manchmal zogen Wolken vor dem Mond vorbei, und dann wusste ich nicht genau, wo er sich aufhielt, aber seine Pfeiftöne und Ortungslaute hörte ich immer irgendwo in der Nähe. Ab und zu schnalzte er besonders nachdrücklich und danach war eine ganze Weile nichts zu hören. Ich machte dann halt und lauschte und bildete mir ein, ich könne seine Augen sehen. Am Tag war unser Blickkontakt mittlerweile ein wichtiges Ausdrucks- und Kommunikationsmittel, aber jetzt in der Nacht fühlte ich mich ein bisschen allein, wenn ich nichts weiter als den leisen Schlag der Brandung hinter mir vernahm, den mir der ablandige Wind selbst so weit draußen noch zutrug.
    Beim Schwimmen hörte ich immer wieder ein leises Knacken wie von Luftblasen, die aus meiner Maske entwichen. Danach tauchte dann JoJo plötzlich auf und schwamm ganz nah vor mir vorbei, bevor er nach einem Schwenk wieder neben mir war.
    Später fand ich heraus, dass diese leiseren, aber in schnellerer Folge hörbaren Töne etwas mit der Ortung auf kurze Distanz zu tun hatten. Die längeren einzelnen Klicklaute, immer zu vernehmen, wenn JoJo sich für kurze Zeit weiter entfernte, dienten der Echoortung auf größere Distanz. Nah oder fern, er blieb immer in Kontakt.
    Die Lichter vom Land spiegelten sich auch hier, fast zwei Kilometer vom Strand entfernt, noch ganz schwach im Wasser und behinderten die Sicht. Meine Augen versuchten sich auf die dunkle Welt unter mir einzustellen. Ich war mir jedoch eini germaßen sicher, dass ich alles Bewegliche, sei es ein Hai oder sonst ein Lebewesen, von den Felsen würde unterscheiden können. Das beruhigte mich, wenn ich über die Schatten glitt, und gab mir erneut das Gefühl, eins mit dem Meer zu sein.
    Noch weiter draußen sah ich dann gar nichts mehr; das blaugraue Wasser war wie Tinte. Einzig JoJo blieb für mich

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