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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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Verdacht fiel auf ein bestimmtes Segelboot. Ich watete ins Wasser, vergewisserte mich, dass ich nicht beobachtete wurde, legte Maske und Schnorchel an und tauchte ab. Am Rumpf des Bootes fand ich aber nichts, was JoJos Wunden hätte erklären können. Anschließend versuchte ich noch, unbemerkt bis zu einem in etwa hundert Metern Entfernung an einer Boje vertäuten kleinen Fischerboot zu tauchen, doch da ich nicht tief genug eingeatmet hatte, musste ich zwischendurch an die Wasseroberfläche, um Luft zu holen. Dabei sah ich mich wieder nach den Leuten am Strand um.
    Doch zum Glück achtete kein Mensch auf mich. Die nächste Phase meiner Spionageaktion würde noch kniffliger werden, denn jetzt wollte ich die Boote am Anleger in Augenschein nehmen. Sollte ich mich vom Strand her anschleichen oder lieber vom Steg aus? Vor lauter Zorn war mir ganz kalt, aber ich musste unbedingt wissen, wo JoJos Verletzungen herkamen, und ging deshalb zum ersten Anleger. War mein Schritt auch unauffällig genug? In kurzen Tauchgängen untersuchte ich ein Boot nach dem anderen – stundenlang, bis ich schließlich so fror, dass ich am ganzen Leib zitterte und meine Fingernägel schneeweiß wurden. Welches Boot aber als Übeltäter infrage kam, falls überhaupt eines, wusste ich immer noch nicht. Doch die Wut in meinem Bauch machte mir zunehmend zu schaffen.
    Ich stieg auf einen Steg und setzte mich mit baumelnden Füßen in die Sonne, die mich allerdings auch nicht mehr richtig aufwärmen konnte.
    All die vielen Verletzungen. Und die Narben. Wir hatten beide reichlich davon.
    Ich fand JoJo am späten Nachmittag in den Mangroven, wo er in solchen Fällen meistens Zuflucht suchte. Ich hatte mir einen Tauchanzug angezogen, um nicht zu frieren, und trug den geladenen »Bangstick« bei mir. JoJo war nicht zum Reden aufgelegt und auch ich sprach nicht wie sonst in Worten mit ihm. Aber ich dachte zu ihm hin, und auf diese Weise waren wir trotz allem verbunden. Keine Frage, dass ich bei ihm sein musste – als Freund, Gefährte und Beschützer. JoJo blutete immer noch, und im Dunkeln bestand die Gefahr, dass er von Haien aufgespürt wurde. Also blieb ich die ganze Nacht zugegen und wachte über ihn wie eine Mutter über ihr krankes Kind. Zum Glück war es eine laue Nacht, und auch JoJos Körperwärme kam mir zugute. Die ganze Zeit über behielt ich den Zugang zu dem runden Tümpel im Auge. Nichts und niemand würde sich unbemerkt nähern können.
    Am späten Abend tummelten sich unzählige Glühwürmchen über dem Wasser, sonst war alles ruhig. In den frühen Morgenstunden sah ich dann, dass JoJos Wunden nicht mehr bluteten. Ich setzte mich neben ihn, der Himmel färbte sich orangerot und schließlich ging die Sonne auf. Die Nacht war überstanden.
    Als die Sonne etwas höher stand, schwamm ich ins Freie, zu einer flachen Stelle über einer Sandbank. Vielleicht würde JoJo mir folgen, damit ich ihn untersuchen konnte. Er kam tatsächlich, wandte seine verletzte Seite aber zunächst von mir ab. Erst im Seichten nahm er eine andere Körperhaltung ein. Er legte sich quer vor mich, wie er es mitunter tat, wenn er verhindern wollte, dass ich an Land ging, zeigte mir seine verletzte Seite und begann zu glucksen. Ich näherte mich ihm mit dem Kopf auf Höhe der Wasseroberfläche und gab ihm das Abschleppsignal – in der Hoffnung, seine Wunden näher betrachten zu können.
    Es funktionierte.
    Er nahm meine Hand in den Mund, zog aber nicht daran. Er blieb ganz ruhig mit meiner Hand zwischen den Kiefern liegen und ich beobachtete, wie er langsam die Augen schloss und wieder öffnete. Er hatte Schmerzen. Mein armer Freund! Vorsichtig zog ich meine Hand aus seinem Maul, um mich in eine Lage zu bringen, in der ich mir seine Wunden besser anschauen konnte.
    »So ist’s fein, JoJo«, sagte ich, während er ganz vorsichtig etwas stärker zubiss. Gut. Er war nicht angespannt. Gegen seinen sanften Widerstand zog ich meine Hand weiter heraus, bis er nur noch die Fingerspitzen im Schnabel hielt. Der Blick aus seinem Auge sagte mir, dass er nicht vorhatte, sich zu wehren.
    »Ich weiß, es tut weh, JoJo«, sagte ich, als er leicht zuckte. »Aber ich bin ja bei dir, alles wird gut.« Ich wartete, bis er sich wieder ganz entspannt hatte, und bewegte ihn dann langsam, nur mit den Fingerspitzen, ins noch flachere Wasser. Hier im nabeltiefen Wasser konnte ich mir seine Verletzungen genau ansehen. JoJo verfolgte jede Bewegung von mir, machte jedoch keine Anstalten zur

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