Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
Vom Netzwerk:
Fühler an den Kopf und deutete auf das Tier – das Taucherzeichen für die Sichtung eines Hummers. Einmal schwamm JoJo gleich nach dem Handzeichen voraus und lugte in das Versteck. Es sah ganz so aus, als würde er das Signal richtig interpretieren. Er schwebte einfach vor der Wohnung des Hummers und starrte ihn lange an. Sein Verhalten erstaunte mich, obwohl ich mir natürlich nicht ganz sicher sein konnte, ob er die Bedeutung des Handzeichens nun wirklich verstand oder einfach auf der üblichen Route vorausschwamm.
    Nach dem Tauchunterricht hielten JoJo und ich uns noch eine Weile an dem Platz auf und spielten, als Paula mit einer Gruppe von dreißig Touristen ankam, die gerade erst eingetroffen waren. Paula arbeitet in einem Ferienhotel, und zu ihren Aufgaben gehört es, den neuen Gästen einen ersten Eindruck von der Umgebung zu verschaffen. Sie nahm die Gelegenheit wahr, die Gruppe auf JoJo und mich aufmerksam zu machen.
    »Fassen Sie den Delfin bitte nicht an«, schärfte sie den Leuten ein. »Er ist zwar lieb und nett, aber eben doch ein wildes Tier. Und so besteht immer die Gefahr, dass er mal zubeißt.« Dann fragte sie mich: »Dean, ob uns JoJo wohl einen Hummer zum Abendessen besorgen könnte?«
    »Aber sicher doch«, gab ich scherzhaft zurück und wandte mich zu JoJo um, der im flachen Wasser direkt neben mir lag und mich ansah. Sobald er das Hummerzeichen sah, zischte er mit einem mächtigen Schwanzschlag davon. Anfangs dachte ich noch, es bestünde überhaupt kein Zusammenhang und JoJos schnelle Abreise hätte vielmehr mit einem anspringenden Bootsmotor zu tun – aber die Touristen nahmen natürlich an, ich hätte JoJo tatsächlich auf Hummerfang geschickt. Paula kam heran und fragte ganz leise, ob JoJo jetzt wirklich auf Hummersuche sei, und ich antwortete: »Quatsch! Er schwimmt einfach ein bisschen herum und ist bestimmt gleich wieder da.«
    »Los, komm, wir ziehen die Nummer trotzdem durch«, flüsterte sie mir hinter vorgehaltener Hand zu.
    Ich nickte, setzte eine seriöse Miene auf, um nicht laut loszulachen, und wandte mich an die wartende Menge.
    »Also Leute, haltet die Augen offen und passt genau auf JoJo auf, sonst lässt er den Hummer womöglich wieder laufen, bevor ihr ihn gesehen habt.« Mit der Hand machte ich die große Geste des Zauberkünstlers, der gleich eine Taube unter einem Tuch hervorzieht. Dabei mied ich Paulas Blick, sonst hätten wir sicher laut losgeprustet.
    Die Touristen wandten den Blick nicht vom Wasser, keiner wollte den großen Augenblick verpassen. Es waren aber auch leise Zweifel zu hören. Ich war für jeden Fall gerüstet und hatte mir schon eine Pointe für den Augenblick ausgedacht, in dem JoJo mit leerem Maul auftauchen würde. Und da war er auch schon. Aber er hatte etwas im Schnabel. Das war doch nicht etwa … Wahrhaftig, er hatte sich den Hummer vom Liegeplatz geschnappt! Ich konnte es kaum fassen. Er verlangsamte seine Fahrt und präsentierte mir sein Mitbringsel. Eigentlich hätte ich jetzt etwas sagen müssen, aber mir stand nur der Mund offen.
    Als routinierter Entertainer fasste ich mich jedoch gleich wieder, legte die Hände um das Krustentier, und als JoJo es losließ, hob ich die Arme, damit alle den Fang begutachten konnten. Die Touristen am Strand applaudierten so begeistert, als hätten wir gerade den Todessprung aus der Zirkuskuppel gewagt. Woher sollten sie auch wissen, dass JoJo noch nie einen Hummer gefangen oder gar auf mein Handzeichen hin apportiert hatte?
    »Das hat er noch nie gemacht«, sagte ich zu Paula. Wir sahen uns den Hummer an und lachten darüber, dass die Leute allen Ernstes glaubten, für JoJo sei so etwas Routine.
    JoJo sah mich noch einmal an wie bei der Auftragserteilung, wobei er unter Wasser leise pfiff. Ganz offensichtlich verfügte er über dieselbe erstaunliche Kombinationsgabe wie Delfine, die in Gefangenschaft leben; in der freien Natur aber war dergleichen noch nie beobachtet worden. Ich zwinkerte ihm zu und musste über mich selbst lachen, da ich ihn zweifellos wieder einmal unterschätzt hatte. Als Paula mit den Leuten weiterging und sich das Gemurmel allmählich verlor, brachte ich den Hummer zu seinem Unterschlupf zurück, während JoJo eine Melodie pfiff, die ich schon einmal gehört hatte, als er seinen Besitzanspruch auf das Gehäuse der Meeresschnecke anmeldete.
    Hin und wieder gebe ich JoJo das Hummerfangsignal, und wenn wir unterwegs sind, bringt er auch manchmal einen. Be finden wir uns jedoch in der

Weitere Kostenlose Bücher