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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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Halten der Lampe taten mir die Arme weh, meine Augen brannten, als wären sie voller Sand. So viele Stunden hatte ich schon nicht mehr richtig geschlafen. Ich blinzelte in Richtung Sonne. Bewegte sich da nicht etwas? Ich warf den Motor an und hielt darauf zu.
    Meine verklebten Augen taten sich schwer, mir ein scharfes Bild zu vermitteln, doch war mir so, als hätte ich eine Rückenflosse gesehen. Jetzt kam ein leichter Wind auf. Kurz presste ich mir die Hände vors Gesicht und ließ sie dann schnell wieder sinken. Ja, es war eine Rückenflosse. JoJo? Langsam fuhr ich näher heran, um das Tier bloß nicht zu verschrecken.
    »JoJo?«, rief ich, doch der Delfin reagierte nicht. Allerdings bemerkte ich Zeichen am Rücken, die mir bekannt vorkamen. Innerlich vollführte ich einen Luftsprung. Es war tatsächlich mein bester Freund – und er lebte!
    Er schwamm mit den eckigen und schmerzhaft wirkenden Bewegungen, die ich schon häufiger an ihm beobachtet hatte, wenn er verletzt war. Auch als ich mit dem Boot näher kam, zeigte er keinerlei Interesse. So teilnahmslos hatte ich ihn noch nie erlebt. »JoJo?«, rief ich noch einmal. Ich war nahe genug, er musste mich hören. Weshalb reagierte er nicht?
    Ich lenkte das Boot seitlich auf etwas größere Distanz. Ich nahm an, dass er hier Futter sucht, und nachdem er schon so viel Gewicht verloren hatte, waren überlebenswichtige Dinge wie Nahrungsaufnahme und Atmung jetzt natürlich bedeutend wichtiger als der Kontakt mit mir.
    JoJo wurde noch langsamer, bis er schließlich nur mehr mit der leichten Strömung im Auf und Ab der Wellen dahintrieb. Ich hoffte, dass er eingeschlafen war, aber der Neigungswinkel seines Körpers, der ihm erlaubte zu atmen, war anders als der, den ich sonst von ihm kannte. Die meisten Leute merken es übrigens gar nicht, wenn JoJo schläft. Er schwimmt und atmet dann weiter, nur ist der Körper etwas stärker geneigt und seine Schwanzbewegungen werden langsamer.
    Ich beobachtete ihn vom Boot aus weiter, und dann sah ich, wie er den Schnabel in den Sand steckte und sich wie ein Kreisel drehte – ganz so, wie er es tat, wenn er im Sand etwas Essbares aufgespürt hatte. Normalerweise stößt er dann Wasser aus und spült sich so den Sand aus dem Mund, um anschließend blitzschnell seine Beute zu verschlingen. Ich beobachtete ihn weiter, um herauszufinden, ob er etwas aß, doch dann sah ich, dass er im Grunde gar nicht richtig in den Sand eindrang. Es war also fraglich, ob er überhaupt etwas erwischte. Da JoJo keinerlei Zeichen von Kontaktverlangen an den Tag legte, ging ich nicht ins Wasser. Er brauchte seine gesamte Kraft, um etwas Essbares zu fangen.
    Ich glaube, dass man einen Delfin immer in Ruhe lassen muss, wenn er keinen Kontaktwunsch erkennen lässt und allem Anschein nach lieber ungestört bleiben möchte. Manchmal musste JoJo einfach allein sein, und das war jetzt offenbar so ein Moment. Aber ein paar Dinge konnte ich auch vom Boot aus wahrnehmen: JoJos Haut war dunkler geworden, die Luft aus seinem Blasloch stank und die Schwellung an seiner Seite hatte zugenommen.
    Auf dem Rückweg zum Strand versuchte ich weiterhin positiv zu denken. Sicher, er war krank, aber er lebte.
    »Ich wusste, dass ihm nichts Ernsthaftes geschehen ist«, sagte Emily später, als sie mit dem Kopf auf meinem Oberschenkel lag, ihr weiches blondes Haar rings um sie her ausgebreitet. Sie strich mir übers Knie, drehte dann den Kopf und sah mich an. »Aber was ist mit uns?«, fragte sie. »Wie soll es jetzt weitergehen?«
    »Kanada ist ja nicht aus der Welt«, sagte ich und versuchte ihr und mir einzureden, dass ja nur eine Flugreise zwischen uns liegen würde. »Es wird schon gehen, bestimmt, du wirst sehen.« Aber irgendwie klangen meine Worte hohl.
    »Gut«, sagte sie und drehte sich wieder zur Seite, machte die Augen zu und kuschelte sich an meine Beine. Ich strich ihr über das seidige Haar, während sie einschlief, und wünschte mir, ich könnte selbst an meine Worte glauben.
    Am nächsten Nachmittag ging ich wieder, um nach JoJo zu schauen, und für den Abend hatte ich vor, mich mit dem Tierarzt zu verabreden. Ich wollte JoJo sehen, bevor ich mich mit Mark traf, aber das Wetter versprach nichts Gutes, als ich den kleinen Hafen verließ. Dicke Wolken kamen auf mich zu. Vor mir lag eine ziemlich lange Strecke, denn zuletzt war JoJo mit Kurs gen Osten gesehen worden, in Richtung Pine Cay. Ich konnte nur hoffen, dass ich wieder daheim war, bevor das Unwetter

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