JoJo Und Ich
ihrem Schulmaskottchen zu machen und als einzigartiges Symbol der schutzbedürftigen Natur zu verstehen, begeistert auf.
Damit war mein erster Punkt bereits erfolgreich umgesetzt. JoJo war für alle sichtbarer geworden; von jetzt an würden sich mehr Leute für ihn interessieren und seine besondere Schutzwürdigkeit erkennen.
Sehr wichtig war es mir auch, die Touristen besser aufzuklären, die JoJo nach wie vor für einen abgerichteten handzahmen Delfin hielten, wenn sie ihn in Strandnähe schwimmen sahen. Dadurch kam es immer wieder zu unerfreulichen Zwischenfällen. Ich hatte spezielle Schilder entwerfen lassen, die an den Strandzugängen aufgestellt wurden. Sie unterrichteten über die wichtigsten körperlichen Gegebenheiten an einem Delfin, rieten dringend davon ab, ihn zu berühren, und gaben die generelle Empfehlung, das wild lebende Tier in Ruhe zu lassen.
Außerdem erstellte ich eine kleine Informationsbroschüre, die in Hotels und Geschäften ausgelegt wurde und auch über JoJos Schutzstatus innerhalb der Nationalparks und über seinen Status als nationales Kulturgut informierte. Außerdem wurde das nie ganz berechenbare Delfinverhalten erklärt und besonders erläutert, zu welchen Verhaltensweisen es in der Gegenwart von Menschen kommen kann. Das war der beste Weg, um möglichst viele Touristen zu informieren. Darüber hinaus fanden in den Hotels und Schulen Diapräsentationen statt.
Leider gab es ein Problem, bei dem Informationskampagnen einstweilen noch nicht viel halfen: JoJo wurde immer wieder von Booten mit und ohne Motorantrieb angefahren. Doch ich hoffte, die Zahl solcher Vorfälle reduzieren zu können, indem ich die Bootsleute darüber aufklärte, wann und wo JoJo normalerweise schlief.
Ich suchte auch den Kontakt und Informationsaustausch mit Delfinspezialisten und Delfinliebhabern, um den Menschen das Verhalten wild lebender Meeressäuger besser verständlich zu machen. Ich entwickelte ein Datenblatt, das bereits einige der immer noch zahlreichen Fragen zum Verhalten von Delfinen beantwortete. Mittelfristig war mir daran gelegen, eine umfangreiche Dokumentation aller relevanten Beobachtungen und Informationen zu erstellen, die unser Verständnis der Delfine und Wale vertiefen würde.
JoJo hatte gezeigt, dass er an Beziehungen zu Menschen in einer Weise interessiert war, die man bei wild lebenden Delfinen so noch nicht beobachtet hatte. Für die Erforschung der Mensch- Delfin-Interaktion hätte ich also keinen besseren »Probanden« finden können als ihn. Außerdem würde JoJo als Muster für künftige Annäherungsversuche an Delfine dienen können. Die weitere Interaktionsforschung würde bei seinem Verhalten in seinem natürlichen Lebensraum ansetzen, und man würde da bei besonders auf seine Fähigkeit achten, neue Verhaltensformen und Kommunikationsmethoden auszubilden und bestehende zu erweitern beziehungsweise abzuwandeln.
Es hat schon viele Situationen gegeben, in denen die Frage akut wurde, wie man am besten für JoJos Gesundheit und Wohlergehen sorgen könne. Da waren ja nicht nur die gefährlichen Verletzungen durch Rochenstachel, sondern auch die tiefen Wunden durch Bootsschrauben, Wasserski, Jetboot und Haie sowie andere Gesundheitsgefährdungen durch Menschen und sonstige Ursachen. Wenn JoJo krank oder verletzt war, genoss er nicht die Unterstützung von Artgenossen, die in solchen Fällen einen engen Verbund bilden und das betroffene Tier vor Räubern schützen und notfalls mit Nahrung versorgen.
Um all das hatten sich also im Falle von JoJo die Menschen zu kümmern. Vor allem ich musste ihm Gesellschaft leisten und ihn mit der Hilfe der ortsansässigen Tierärzte medizinisch versorgen. Dafür stellte ich eine Liste von Notfallmaßnahmen zusammen, die unter anderem die wichtigsten Telefonnummern enthielt. Auch für den Fall lebensgefährlicher Verletzungen, die eine vorübergehende Isolierung notwendig machten, musste vorgesorgt werden. Dazu holte ich den Rat von Experten ein und studierte die bereits beschriebenen Rettungs- und Notfallmaßnahmen, denn diese sollten ja so wenig wie möglich in JoJos natürliche Abläufe eingreifen.
Und während ich mich all dieser Dinge annahm, spürte ich, dass sich auch JoJos wahrer Daseinszweck gerade erst abzuzeichnen begann.
Doch bevor das »JoJo-Delfin-Projekt«, wie ich es nannte, in vollem Umfang anlaufen konnte, musste ich mit ausgewiesenen Fachleuten in den USA über alle Einzelheiten diskutieren. Dafür nahm ich mir mehrere
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