Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
Vom Netzwerk:
erhalten.
    Meine Informationsreise hatte mir deutlich gemacht, dass der menschliche Umgang mit Delfinen und anderen Walarti gen in erster Linie aus kommerziellen Interessen und aus einer wissenschaftlichen Forschung bestand, die nicht auf Rücksichtnahme beruhte. Das Projekt, das mir vorschwebte, hatte mit beidem nichts im Sinn; die wissenschaftliche Forschung sollte einen untergeordneten, lediglich begleitenden Stellenwert haben. Ich musste das Projekt schleunigst vorantreiben, JoJos Zukunft hing davon ab. Es ging um nichts weniger als darum, zu erreichen, dass JoJo sein Leben in den hiesigen ge schützten Gewässern weiterführen durfte, ohne dass ihm Men schen nachstellten, die ihm schaden konnten. Er musste unter Schutz gestellt werden, das war das Ziel.
    Eigentlich hatte es mit JoJos Schutz als einem einzigartigen und zu diesen Inseln gehörendes Wildtier sehr gut begonnen, als Prinzessin Alexandra unser abgelegenes Inselreich besuchte und den Princess Alexandra National Park offiziell einweihte, wodurch ungefähr ein Viertel von JoJos Lebensraum unter Schutz gestellt wurde. Sie bekam ein großes Poster vom Nationalpark mit einem herrlichen Foto von JoJo geschenkt. Hier wurde er zum ersten Mal als eine der einzigartigen Attraktionen herausgestellt, deren Schutz der Park in Zukunft dienen würde.
    JoJo sollte noch oft stellvertretend für den Geist der Turks- und Caicosinseln, für ihre Bewohner und ihre Regierung präsentiert werden. Noch wussten die Leute freilich nicht, wie sehr JoJo die Herzen der Menschen im Land und anderswo gewinnen würde und dass es ihm bestimmt war, weltweit zur Symbolfigur unserer Bemühungen um die Erhaltung des Lebens im Meer und der Umwelt überhaupt zu werden.
    Eigentlich ging es bei meiner Aufklärungskampagne also darum, JoJo als »nationales Kulturgut« und Symbol für die Tierwelt der Turks- und Caicosinseln in den Blick zu rücken. Das würde allen Versuchen seiner Vermarktung den Wind aus den Segeln nehmen. Sollte mein Plan aufgehen, würde JoJo künftig unter dem Schutz des für Umwelt- und Naturschutz zuständigen Ministeriums und des JoJo-Projekts stehen und folglich vor Ausbeutung geschützt sein. Dabei kam es darauf an, dass ich wirklich alle Menschen erreichte. Wenn die Leute, die sich gegen JoJos Freiheit verschworen hatten, auch nur ein bisschen über die Einzigartigkeit seines Daseins und seine Bedeutung für die Kinder der Insel gewusst hätten, wären sie sicher gar nicht erst auf solche Ideen gekommen.
    Deshalb wollte ich auf jeden Fall die Verantwortungsträger erreichen, die bei allen Entscheidungen über JoJo mitzureden hatten. Aber auch die Drahtzieher der Regierungsinitiative zu JoJos Gefangennahme sollten informiert werden. Ich hatte etliche Stunden Videomaterial über JoJo gesammelt, das seine Verhaltensweisen und seinen Umgang mit Menschen dokumentierte. Daraus stellte ich einen Lehrfilm zusammen, der den Leuten zeigen sollte, wer JoJo überhaupt war und welch einen erhaltenswerten Schatz er für das Land darstellte.
    Das fertige Video schickte ich mit individuellen Begleitschreiben an die verschiedenen zuständigen Ministerien und an den Chief Minister. Auch die für den Tourismus zuständige Behörde wurde informiert und mit Material versorgt. Diese Leute mussten vor allem wissen, dass JoJo nicht zu einem Mar ketinginstrument werden durfte, dem man ganze Bootsladungen von Touristen auf den Hals hetzte. Berühmt war der Delfin schon, jetzt kam es darauf an, ihn als freien, wild lebenden Meeressäuger herauszustellen – was er auch bleiben sollte.
    Gerade die Tourismusbehörde wollte ich für die Idee gewinnen, JoJo als nationales Kulturgut zum Symbol der einzigartigen Inselfauna zu machen. Deshalb stellte ich für sie ein besonders umfangreiches Informationspaket zusammen und verfasste ein ausführliches Begleitschreiben, in dem ich darlegte, dass ein einzeln lebender wilder Delfin wie JoJo unbe dingt vor den unerfreulichen Begleiterscheinungen eines rasch anwachsenden kommerziellen Tourismus geschützt werden musste.
    Ich arbeitete buchstäblich Tag und Nacht und kam kaum zum Schlafen. Nach meinen nachmittäglichen Schwimmausflügen mit JoJo traf ich mich meist noch mit Weltenbummlern, Aktivisten oder Inselbewohnern zum Essen und versuchte sie für das JoJo-Projekt zu gewinnen. Ich unterhielt sie mit Geschichten über JoJo, verteilte Postkarten und Broschüren über unsere Arbeit. Darin ging ich so vollkommen auf, dass an ein Privatleben kaum mehr zu

Weitere Kostenlose Bücher