JoJo Und Ich
einzig Sinnvolle: Ich ging mit meinem besten Freund schwimmen. Doch selbst im warmen Wasser von Providenciales wurde ich ein Frösteln nicht ganz los. Als wir den äußeren Riffwall passiert hatten, machte ich Wasser tretend halt, um mir zu überlegen, was jetzt zu tun war. Ich schob die Maske hoch. JoJo legte sich neben mich.
»Wie kann ich dich bloß beschützen?«, fragte ich, und er blies eine Fontäne. Ich wischte mir den Sprühregen aus dem Gesicht und bedankte mich mit einem milden Lächeln: »Danke, JoJo, aber ich glaube nicht, dass man diese Leute damit nachhaltig beeindrucken kann.«
Wie konnte ich auf den Inseln etwas in Bewegung bringen, ohne dass eine Atmosphäre von Hass und Zwietracht entstand? Ich wollte die Leute zusammenführen, ich wollte sie JoJos Zauber spüren lassen, wie Emily und Sean ihn gespürt hatten. »Wenn ich sie doch nur dazu bringen könnte, die Dinge mit Kinderaugen zu sehen, mit Unschuld und liebevoller Aufgeschlossenheit.«
JoJo kam ganz nahe an mich heran, ich spiegelte mich in seinen Augen, und in diesem Moment wünschte ich mir, der Mann, den ich da in diesen braunen Augen sah, könnte sich in ein Kind zurückverwandeln. Viel Verantwortung kam auf mich zu, viel würde von mir abhängen.
»Wieder ein Kind sein, JoJo, das wäre jetzt schön.« Wieder ein Kind! Wieso blieb dieser Gedanke so haften? Kinder können doch nicht viel ausrichten. Oder etwa doch?
»He, vielleicht muss man den Kindern nur eine Stimme geben, eine kräftige!«, rief ich und setzte die Maske wieder auf. »Danke, JoJo.« Ich schob den Schnorchel in den Mund, und ab ging es nach Hause. An die Arbeit!
Im Nu war ich wieder bei meinem Haus auf dem Hügel und saß mit dem Notizblock auf den Knien in der Hängematte, fieberhaft Notizen kritzelnd, Listen, Ideen, Sturzbäche von Lösungsansätzen.
Schulen!
Ich brauchte die Unterstützung der Öffentlichkeit, so viel war klar. Und die beste Idee, die ich hatte, bestand darin, die Schulen der Inseln für den Gedanken zu begeistern, JoJo zu ihrem Maskottchen zu machen. Ich würde Präsentationen in den Grundschulen geben. Die Kinder würden doch sicher schier platzen vor Stolz auf ein Schulmaskottchen, das seinesgleichen auf der ganzen Welt nicht hatte. JoJo war ja viel mehr als ein beliebiges abstraktes Symbol. Er war ein wilder Delfin in ihren Gewässern . Ein Delfin, der ihre Hilfe brauchte.
Und wenn zunächst einmal die Kinder für JoJos Lage im Besonderen und für Umweltfragen im Allgemeinen sensibilisiert waren, vielleicht würde es dann auch möglich sein, einen generellen Wandel einzuleiten. Und im Laufe der Zeit könnten sich immer mehr Menschen engagieren.
So nahm also mit der Hilfe meiner Inselfreunde und vieler anderer das JoJo-Schutzprojekt Gestalt an. Ich wollte Menschen in allen Bereichen ansprechen, auch auf der Verwaltungsebene, um ihnen vor Augen zu führen, wie wichtig JoJo für die Kinder war – und für das Ökosystem der Insel insgesamt.
Des Weiteren musste ich mich um internationale Unterstützung bemühen, ich musste Sachkundige und Organisationen ansprechen, bei denen ich mir Rat holen konnte und die mir bei der Entwicklung eines Schutzprogramms für JoJo helfen konnten.
Vier Ziele formulierte ich für das JoJo-Schutzprojekt: Erstens war es wichtig, über die Verhaltensweisen eines wild lebenden Delfins aufzuklären, denn nur so würden sich weitere Verletzungen und Schadensersatzforderungen verhindern lassen. Zweitens musste die Kommunikation zwischen Mensch und Tier verbessert werden; dazu mussten die kommunikativen Verhaltensweisen dokumentiert und möglichst mit internationalen Wissenschaftlern erörtert werden. Drittens musste ein tierärztlicher Dienst eingerichtet werden, und viertens wollte ich JoJo juristisch unter Schutz gestellt sehen.
All das sollte ein Bewusstsein für die generelle Notwendigkeit des Naturschutzes schaffen, und zwar für alle Delfine und Walartigen, für die die Turks und Caicos ein Durchzugsgebiet sind (einigen Arten dienen sie sogar als Paarungs- und Aufzuchtsgebiet).
Zunächst aber kam es jetzt darauf an, JoJo zu schützen und auf dem Wege der Aufklärung weitere unerfreuliche Zwischen fälle nach Möglichkeit zu verhindern. Die Leute sollten lernen, ihn als einen festen Bestandteil ihres Lebensraumes und zugleich als wilden Delfin zu sehen, und das wollte ich über die Schulkinder erreichen. Also fing ich an, mit Diavorträgen über die Insel zu tingeln, und die Kinder griffen den Gedanken, JoJo zu
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