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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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überhaupt helfen können? Was, wenn er sich eine tödliche Verletzung zuzog?
    Ich gab mir alle Mühe, solche Gedanken zu verdrängen und mich stattdessen ganz auf meine Heilung zu konzentrieren. Was ich von David und Leslie hörte, beruhigte mich. Doch während meines Genesungsaufenthalts in der Villa kam dann doch die Nachricht, dass JoJo wieder einmal mit einem Boot zusammengestoßen und seitdem verschwunden war.
    »Ich muss dir auch sagen, dass im Wasser Blut zu sehen war«, teilte mir David mit. »Aber wir halten ständig Aus schau nach ihm. Jetzt sieh du erst einmal zu, dass du gesund wirst, okay?«
    O nein, das kann doch nicht sein , dachte ich. Nicht jetzt.
    Da lag ich nun, zur Untätigkeit verdammt. Ich konnte ja kaum den Arm heben. Jeden Tag versuchte ich zu Hause anzurufen, aber niemand nahm ab. Dann, endlich. David berichtete, er sei mit JoJo geschwommen und bei der Verletzung handele es sich bloß um eine kleine Schnittwunde. Ich war unendlich erleichtert. Offenbar befand sich JoJo schon wieder auf dem Weg der Besserung.
    Jener Tag im Schildkrötengras ist mir bis heute in lebhafter Erinnerung geblieben, wozu sicher auch die große Narbe an meiner linken Schulter beiträgt. Ich werde oft gefragt, wann ich mir denn das Gelenk habe operieren lassen. Dann antworte ich immer lächelnd, dass die Narbe nicht von einer Operation stammt, sondern vom Spielen mit JoJo auf einer Unterwasserwiese.
    Meine Genesungsphase nutzte ich, um zu recherchieren und mich mit anderen über die Frage auszutauschen, wie man den Wasserskibetrieb aus Grace Bay verbannen könnte. David und Leslie schwammen derweil mit JoJo und führten Buch über jedwede Veränderung seines Verhaltens oder Wohlbefindens. Auch die Bootsleute waren verständigt und meldeten jede Sichtung meines Freundes.
    Mit einer zusammengenähten Schulter, einem Ordner voller Ideen für politische Aktionen und Unterlagen über die Ergebnisse der Forschung an wilden Delfinen kam ich zurück. Alles, was mir über JoJo berichtet wurde, machte mir einmal mehr deutlich, wie einzigartig und kostbar er war. Seine jüngsten Verletzungen waren längst ausgeheilt, aber er schien – verständlicherweise – sein früheres Abwehrverhalten wieder aufgenommen zu haben. Wann immer er während meiner Abwesenheit mal in der Gegend aufgetaucht war, hatte es Ärger gegeben.
    In der Sanitätsstation des Ferienhotels erkundigte ich mich nach Zwischenfällen, an denen JoJo beteiligt war. Die betreuende Krankenschwester zog das Formblatt heraus, das ich ihr vor meiner Abreise gegeben hatte, und da war tatsächlich eine stattliche Liste von Vorfällen verzeichnet. In den vier Wochen meiner Abwesenheit hatte es mehr kleine und größere Bisse gegeben als in den sechs Monaten davor – dabei war JoJo nur an insgesamt fünf Tagen überhaupt aufgetaucht. Unfassbar!
    Irgendetwas war da im Busch. Ich glaube, JoJos wachsende Bekanntheit und Beachtung wuchsen ihm einfach über den Kopf. Einem Schauspieler vergleichbar, der ständig im Rampenlicht steht, hatte es JoJo offenbar satt, dass permanent Leute hinter ihm her waren.
    Ich hörte mich unter den Bootsleuten um und erfuhr, dass er seltener gesehen wurde und meistens weiter draußen. Auch erkundigte ich mich nach Verhaltensänderungen, die auf even tuelle gesundheitliche Schwierigkeiten hindeuten konnten, aber alle meinten, er sei ihnen eigentlich ganz normal erschienen und habe sich auch nicht anders bewegt als sonst. Ich überlegte weiter, dass vielleicht auch meine lange Abwesenheit eine Rolle spielte oder die anderen Delfine, die in letzter Zeit gesehen worden waren, oder einfach die Tatsache, dass die Touristensaison auf ihrem Höhepunkt war.
    Sollte sein Verhalten tatsächlich mit meiner Abwesenheit zu tun haben? War er womöglich böse auf mich? Oder fühlte er sich etwa alleingelassen? Aber er erinnerte sich doch sicher an meinen Unfall und spürte, dass ich nur weg war, weil es nicht anders ging. In vielerlei Hinsicht hatte er etwas von einem hochbegabten und besonders intelligenten Kind. Und wie alle Kinder rebellisch werden, wenn sie nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen, wie sie möchten, lebte er jetzt vielleicht seinen Frust aus. All das ging mir im Kopf herum, und ich fragte mich, wie unser Wiedersehen wohl ablaufen würde.
    Am Nachmittag wurde ich telefonisch davon unterrichtet, dass JoJo in der Gegend von Grace Bay gesehen worden sei und nun auf unseren gewohnten Treffpunkt zuschwimme. Meine Schulter schmerzte zwar noch und

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