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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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konnte er leicht in den Schnabel nehmen, und damit fing der Spaß erst richtig an. Der Ball war so weich, dass er ihm nicht wehtun konnte, selbst wenn ich mit aller Kraft warf – sofern ich überhaupt dazu kam, denn JoJo schnappte ihn mir schon aus der Hand, wenn ich ihn noch gar nicht losgelassen hatte. Dabei agierte er mit bewundernswerter Präzision und biss mir nicht ein einziges Mal in den Finger. Offenbar war ihm auch klar, dass er den Ball dann gleich wieder abgeben musste, weil wir sonst nicht die geringste Chance gehabt hätten und das Spiel zu Ende gewesen wäre.
    So wie wir Menschen uns gelegentlich den Kopf anstoßen, weil unsere Aufmerksamkeit gerade woanders ist, bekam auch JoJo oft Kratzer ab, weil er in dem Moment nur Sinn für etwas ganz Bestimmtes hatte – beispielsweise für die große Welle, die er unbedingt erwischen musste. JoJo und ich liebten das gemeinsame Bodysurfing, Wellenreiten auf dem Bauch, wenn der Wind auffrischte und sich über den Riffen und Sandbänken richtige kleine Brecher bildeten. Ich bin in Kalifornien aufgewachsen und war natürlich immer auf der Suche nach den besten Surfplätzen. Wir hatten da für uns eine einsame kleine Insel entdeckt, Parrot Cay, die mit ihrem Korallenring beste Bedingungen für das Bodysurfing bot.
    JoJo blieb dabei immer ganz nahe bei mir, damit wir gemeinsam denselben Brechersog erwischten. An einem Tag mit idea lem Wellengang kam eine Welle, die sich drei Meter hoch über uns auftürmte. Ihn kostete es einen Schwanzschlag und mich ein, zwei kräftige Armbewegungen, und schon rauschten wir nur so dahin. JoJo pfiff vor Wonne. Was für ein Teufelsritt!
    Irgendwann aber krachte es plötzlich und klirrte beinahe wie berstendes Glass. Kein Pfeifen mehr. Kein JoJo mehr zu sehen. Ich ließ mich hinter den Wellenkamm zurückfallen. Jetzt hörte ich ein anhaltendes hohes Zetern.
    Dann sah ich ihn endlich. Er war gerade dabei, einem frisch abgebrochenen Stück Feuerkoralle gehörig die Meinung zu sagen. Fiepend und quäkend schimpfte er auf die Koralle ein. Mann, war er wütend. Und als ich die Schramme an seinem Kopf sah, konnte ich es ihm nicht verdenken.
    Er hatte nach dem Zusammenstoß direkt kehrtgemacht und sich energisch bei der Koralle beschwert, ungefähr so, wie ein Mensch sich vielleicht über einen Laternenpfahl ereifert, der ihm im Weg gestanden hat. Kein Zweifel, JoJo konnte richtig wütend werden.
    Leider mussten wir manchmal beide dafür zahlen, dass er nicht in der Lage war, fest stehenden Dingen auszuweichen. Eine seiner liebsten Schwimmübungen bestand im Durchtauchen großer, lockerer Ablagerungen von abgerissenem Schildkrötengras, die sich in den Sandmulden entlang der Küste bildeten. Sie hatten etwas von weichen Laubhaufen.
    Oft biss mich JoJo in der schon beschriebenen Weise sanft in die Hand, um mir zu signalisieren, dass er mich zum Riffwall schleppen wollte. Er zog mich dann mit großer Geschwindigkeit am Meeresboden entlang und stieg nur an die Wasseroberfläche, wenn ich Luft holen musste. Sobald er einen Grashaufen in einer Mulde sah, tauchte er mit mir hindurch, und zwar mit möglichst vielen Rollen, wie ein Bohrer.
    Ich spüre heute noch das Wasser über mich rauschen, wenn wir in Rollen und Kreisen durchs Grüne schossen, dann kurz auftauchten, um Atem zu schöpfen, und wieder in die Tiefe abstiegen. Manchmal schlenderten wir nur so am Boden entlang, mal der eine vorn, mal der andere, dann wieder musste ich mich an seinen Mundwinkel klammern, wenn es durch die Grasbetten ging. Dabei strömte das tote Gras nur so über mich hin wie Federn im Wind, aber es kam auch vor, dass es sich auf Kopf und Schultern ablagerte und bleischwer wurde.
    JoJo schwamm dann einfach weiter, obwohl ich mich kaum mehr festhalten konnte, so groß war das Gewicht, das ich trug. Bis er dann plötzlich eine Rolle oder Kehre machte und das ganze Gras von mir abfiel. Für einen Moment fühlte ich mich dann leicht wie eine Luftblase, bis es in die nächste Grasmulde ging und ich wieder schwer an mir zu schleppen hatte bei JoJos Powerspiel.
    Wir waren dann nicht mehr zwei, wir waren ein mythischer Menschdelfin auf seiner gezwirbelten Bahn durchs Meer.
    Dann geschah es. Ein unsanfter Weckruf beendete den Traum vom Einssein.
    Wir schossen Zentimeter über dem Meeresboden dahin und es kostete JoJo nur einen kleinen Schwanzschlag, um uns ins silberblaue Licht an der Grenze von Meer und Himmel aufsteigen zu lassen. Durch den Schnorchel atmete ich tief ein, und

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