JoJo Und Ich
Hilfe anbieten wollte, klopfte ich ihm auf den Rücken und sagte: »Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Seien Sie unbesorgt.«
Gottlob musste JoJo den Service in den ganzen vier Jahren nicht ein einziges Mal in Anspruch nehmen.
Tom und Bob allerdings hatte ich nach Ablauf dieser Zeit aus den Augen verloren, weshalb ich mich bei einigen großen Unternehmen nach einer neuen Versicherung für JoJo umhörte. Es gab jedoch keine Möglichkeit, ein wild lebendes Tier zu versichern, dafür hätte ich mich als JoJos Besitzer ausgeben und ihn zu einer Art Haustier degradieren müssen. Außerdem war das Ganze alles andere als billig und hätte für mich in der Konsequenz bedeutet, für alles, was JoJo anstellte, in vollem Umfang haftbar zu sein. Aber können Sie sich vorstellen, für ein zu jeder Schandtat aufgelegtes Wildtier verantwortlich zu sein, das an guten Tagen die Krawallbereitschaft eines aufmüpfigen Teenagers und an schlechten die eines Elefanten im Porzellanladen in den Schatten stellt? Ich war als sein Wärter bestallt, aber besitzen wollte ich ihn nicht. Diesen Standpunkt hatte ich schon immer vertreten: JoJo sollte als wilder Delfin respektiert werden und niemandes Eigentum sein. Auch wenn das bedeutete, dass er nicht zu versichern war.
Mein Vorrat an von Tierärzten gratis abgegebenen Medikamenten ging allmählich zur Neige, und es fiel mir keineswegs leicht, ihn aus eigenen Mitteln wieder aufzufüllen. Doch JoJo war es mir jederzeit wert, und ich hatte mich schon darauf eingestellt, ihn auch weiterhin aus eigener Tasche versorgen zu müssen – bis ich Robin Williams traf. Er war für einen Dokumentarfilm über JoJo auf die Insel gekommen, der den Titel In the Wild tragen sollte.
Wie weit mein Leben schon von der Zivilisation weggedriftet war, wurde mir erst so richtig bewusst, als sich zeigte, dass ich mit dem Namen Robin Williams wenig anfangen konnte. Dass er Schauspieler war, wusste ich irgendwie noch, aber ich kannte keinen einzigen Film mit ihm. Nach all den Jahren auf einer Insel ohne Kino – und einen Fernseher mochte ich mir nicht zulegen – hatte ich in dieser Hinsicht komplett den Anschluss verloren.
Während der Dreharbeiten sorgte Robin immer für gute Laune. Sein breites Grinsen und seine lebhafte Art ließen mich vermuten, dass er Komiker sein könnte. Immer wenn er mit veränderter Stimme sprach und offenbar jemanden nachahmte, lachten alle los. Nur ich nicht. Nicht aus Unhöflichkeit, sondern weil ich einfach nicht wusste, wen er da karikierte.
Das wurde dann selbst wieder ein Witz. Immer wenn ich nicht mitlachen konnte, sah er mich von der Seite an und frotzelte: »Den Film hast du wohl auch nicht gesehen, hm?« Wenn alle losprusteten, blickte ich nur ratlos drein und zuckte die Schultern.
Was mir auch neu war und mich manchmal etwas hilflos machte, war der Umstand, dass Robin offenbar nicht nach einem Drehbuch vorging. Alles entstand mehr oder weniger aus dem Stegreif. Doch je länger ich ihn bei der Arbeit beobachtete, desto mehr verstand ich, was ihn so erfolgreich machte: Er hielt seine Crew mit Humor bei Laune und gab jedem das Gefühl, ein geschätzter Mitarbeiter des Projekts zu sein und nicht einfach irgendein Untergebener. Genau das trug ihm Respekt ein und die Bereitschaft aller, vollen Einsatz zu leisten.
Bei vielen Gesprächen, die der eigentlichen Produktionsarbeit vorausgingen, zeigte Robin ein großes persönliches Interesse an JoJo. Und anschließend durfte ich staunen, wie exakt er sich an alle Einzelheiten erinnerte, die ich ihm über JoJo erzählt hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie einander so ähnlich waren – beide verspielt, charismatisch und von einer spirituellen Aura umgeben, die alle ringsum in Ströme von positiver Energie einbettete.
Schon bevor Robin und JoJo im Wasser zusammentrafen, wusste ich, dass sie gut miteinander auskommen würden. Und so war es dann auch. Es war ein einziges Hopsen und Herumalbern im türkisblauen Wasser. Und so konnte ich dann doch endlich über Robins Witze lachen. Sogar unter Wasser. Zugleich erfasste er die Beziehung zwischen JoJo und mir erstaunlich genau.
In einer Szene des Films sagt er: »Dean ist eine seltene Spezies Mensch. Er und JoJo kennen einander seit über zwanzig Jahren, und mit seinen erstaunlichen Fähigkeiten im Wasser ist Dean der perfekte Gefährte für JoJo, der ihm die einmalige Gelegenheit bietet, das Leben eines wild lebenden Delfins zu studieren. Dean kann die Luft unter Wasser fünf
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