JoJo Und Ich
anzubringen, wur de weiterhin abschlägig beschieden.
Mehr noch. Weil ich es gewagt hatte, den Mund aufzumachen, wurde ich aus dem Wasserskibetrieb und gleich auch aus dem Ferienhotel verbannt. Sie setzten mich sogar auf eine Schwarze Liste, die mich weltweit in allen mit ihnen verbundenen Unternehmen zur persona non grata machte. Und als wäre das noch nicht genug, weigerte sich der Betreiber des Wasserskibetriebes auch, die für jeden Schraubenschutz ausgegebenen dreihundert Dollar irgendwie sinnvoll zu nutzen, und gab stattdessen lieber vierhundert Dollar die Stunde für einen Anwalt aus, der ihn aus der Sache herauspauken sollte. Wie man so borniert sein kann, ist mir bis heute unbegreiflich.
Es war der Beginn eines kostspieligen Kampfes, der globale Dimensionen annehmen und erhebliche Auswirkungen haben sollte.
Nun war es eine Sache, den Anstoß zu einer weltumspannenden Kampagne zu geben; sie jetzt aber auch zu einem guten Ausgang zu bringen, war eine ganz andere.
Ich habe in JoJo immer nicht nur einen guten Freund und Gefährten gesehen, sondern zugleich ein Beispiel dafür, was wir mit unserer Umwelt und folglich mit uns selbst machen. Nichts, was wir der Natur antun, bleibt je lokal beschränkt. Wir mögen uns einbilden, mit unserem blauen Planeten als Ganzem hätten wir nicht viel zu tun, aber das ist ein Irrglaube. Alles, was wir an einer bestimmten Stelle tun, wirkt sich irgendwo anders aus – und fällt auf uns zurück.
Was JoJo zustieß, konnte auch einem Menschen zustoßen. Und genau das geschah.
Frendy, ein Bewohner der Insel, schnorchelte gern in den Gewässern von Grace Bay. Eines Tages bestaunte er wieder einmal die Farbenpracht unter Wasser, als ihm ein Korallengebilde ins Auge fiel. Er tauchte hinab und sah sich alles genau an, und als er zum Luftholen auftauchen wollte, wurde er von einem Wasserskiboot angefahren. Zuerst drückte ihn der Rumpf unter Wasser, dann traf ihn der Motorarm und zuletzt kam er auch noch in die Schraube.
Frendy war übel zugerichtet. Der Rettungshubschrauber holte ihn ab, und er wurde schließlich nach Miami geflogen, wo er Wochen brauchte, um sich von seinen Verletzungen zu erholen. Er hatte genau dieselben Abschürfungen und parallelen Schnitte am Körper, die ich von JoJo nur allzu gut kannte. Und dabei wäre es so leicht zu verhindern gewesen.
Frendy wird ein Leben lang unter den Folgen des Unfalls leiden – körperlich wie seelisch.
Nun hätte man nach diesem schrecklichen Unfall und vielen weiteren Beinahetragödien doch eigentlich denken sollen, dass sich der Betreiber des Wasserskibetriebes etwas einfallen ließ. Aber nein, trotz vieler Beschwerden bestand immer noch keine Bereitschaft, das Geschäft umzusiedeln oder auch nur die Schutzbügel anzubringen.
»Ihr bekommt den Schraubenschutz doch gratis«, sagte ich. »Ihr braucht ihn nur noch anzubringen, was hält euch da von ab?«
Doch meine Worte wurden einfach ignoriert, sie waren nicht mehr als Sand unter den Füßen des Herrn Geschäftsführers.
Genauso schwierig war es, die Regierung davon zu überzeugen, dass es sich bei der als Wasserskigebiet ausgewiesenen Zone nach wie vor um einen Bereich handelte, den die Delfine aufsuchten, um Nahrung zu finden und sich auszuruhen. Als das Wasserskigebiet seinerzeit ausgewiesen wurde, war von möglichen Auswirkungen auf die Meeresfauna leider noch überhaupt nicht die Rede. Um genau zu sein: Studien über die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt gab es damals im ganzen Land noch nicht; folglich lagen auch keinerlei Kriterien vor, nach denen man die Umweltverträglichkeit des Wasserskibetriebes hätte einschätzen können.
In der Hoffnung, die inzwischen zugunsten der Meeressäuger geänderte Gesetzeslage ausnutzen zu können, sprach ich von JoJo als einem »Meeressäugetier, das sich schon immer häufig in der Bucht aufhält«. Das änderte freilich nichts an den zahlreichen Verletzungen, die er erlitten hatte – oder an der Tatsache, dass die frühere Population von Delfinen inzwischen vertrieben worden war.
Das Leben beginnt nicht mit unserer Geburt – auch wenn sich das einem meistens erst erschließt, wenn man alt genug ist, um die Veränderungen in der Welt erkennen zu können. Wir sind miteinander und mit allem verbunden und für alles vor und nach unserer Erdenzeit mitverantwortlich. Leider stellen viele Menschen diese Verbindung überhaupt nicht her, nicht einmal im sogenannten Erwachsenenalter. Daran wird es wohl liegen,
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