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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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zurück auf die
La
Poudrière
. Als er sich umdrehte, sah er, dass das Schiff von
Moïse Vauquelin abdrehte. Er blickte zu L’Olonnais hinüber
und nickte ihm zu. Die Schlacht konnte beginnen.
    L’Olonnais ließ alle Segel setzen und brachte die
La
Poudrière
vor den Wind, der warm aus nordwestlicher Richtung
wehte. Der Bug tauchte tief ins Wasser, als sie die
Verfolgung aufnahm und sich ächzend zur Seite neigte. Die
Mannschaft hisste die
pavillon de bourgogne
, das
burgunderrote Kreuz auf weißem Grund, die Flagge der
spanischen Handelsschiffe. Währenddessen ging Antoine über
das Deck und gab Anweisungen. Es war ungewiss, wie gut der
Handelsfahrer bewaffnet war und ob er die
La Poudrière
nahe
genug an sich herankommen ließ, um einen
Überraschungsangriff zu starten. Daher galt es, sich für den
Ernstfall zu rüsten.
    »Schiff klar machen zum Kampf!«, brüllte Antoine. »Kisten
unter Deck, Hängematten abhängen, räumt die Wege im
Zwischendeck frei.« Er scheuchte die Besatzung auf ihre
Positionen. »Bringt alle Schusswaffen aufs Achterdeck. Ladet
die Musketen. Jeder Mann auf seinen Posten!«
    Unter Aufsicht des Kanoniers begaben sich die ersten
Männer an die Kanonen und überprüften, ob die Ladung trocken
war. Sie zerrten an den Seilen, mit der die Kanonen
festgezurrt waren, und kontrollierten ihren Halt. Später
würden sie sie lösen, um die Geschütze in Position zu
bringen. Pulverhörner, Zündschnüre, Wisch- und Ladestöcke
wurden verteilt. Mittschiffs inmitten von jeweils vier
Kanonen richtete die Mannschaft mit Wasser gefüllte Wannen
aus, in deren Mitte man beim Angriff die Zündeisen mit den
brennenden Lunten steckte. Antoine zählte im Pulverraum die
Kartuschen ab und teilte die Schiffsjungen für ihren Dienst
ein. Im Falle einer Offensive würden sie die Kartuschen vom
Pulverraum zu den Kanonen bringen und leere Kartuschen mit
losem Pulver auffüllen. Die Engländer nannten sie darum
powder monkeys
. Für L’Olonnais waren sie schlicht die
Pulverratten, das Unterste, was dieses Schiff zu bieten
hatte. Antoine strich den Jungen über die zerzausten Köpfe.
Ihre Gesichter überzog schwarzer Staub, und ihre
zerschlissenen Hemden entblößten dünne Gliedmaßen. Die
meisten von ihnen zählten nicht mehr als zwölf Lenze, und er
hoffte, dass sie ihrer Aufgabe gewachsen waren.
    »Wischt den Boden, so oft ihr Gelegenheit dazu habt. Wenn
sich verstreutes Pulver entzündet, dann jagen wir unser
eigenes Schiff in die Luft!«, bläute er den Burschen ein und
ging zurück an Deck.
    Der Bootsmann war dabei, alle Vorbereitungen zu treffen,
um die Segel in Kampfformation zu hissen, so dass es nur
wenige Männer benötigte, um das Schiff zu manövrieren, und
den Übrigen die Möglichkeit gab zu kämpfen. Der
Schiffszimmermann bereitete Pfropfen und Tafelblei vor, um
Einschusslöcher zu stopfen und vergewisserte sich, dass die
Fracht im Laderaum von den Wänden geräumt worden war, damit
er ungehindert hindurchgehen und Schäden beseitigen konnte.
Er hatte ein plattes Gesicht mit Knopfaugen und erinnerte
Antoine stets an eine Natter, wenn er in den dunklen Ecken
umherschlich und seiner Arbeit nachging.
    »Schotten dicht!«, befahl Antoine, als der Zimmermann ihm
ein Zeichen gab. Daraufhin verbolzte dieser sämtliche Luken
und Gitter, um die Männer daran zu hindern, im Kampf ihre
Posten zu verlassen und Schutz unter Deck zu suchen. Er
selbst verblieb mit seinem Assistenten im Bauch des
Schiffes. Einzig der Weg in den Pulverraum und zur
Kapitänskajüte blieb offen. In letzterer hatte der Arzt
Stellung bezogen und breitete seine Instrumente aus. Ein
Fass Rum stand bereit, aus dem er sich großzügig bediente.
Antoine versuchte, den Schauer zu ignorieren, der ihm beim
Anblick der feinen Lanzen und Skalpelle über den Rücken
lief, und wandte sich ab.
    Angespannt kehrte er auf das Achterdeck zurück und
bemerkte L’Olonnais‘ Gesichtsausdruck. Offensichtlich hatte
er die Flagge des Handelsfahrers ausgemacht. Ihre Blicke
kreuzten sich, bevor Antoine das feindliche Schiff
beobachtete, das seinen Kurs beständig hielt. Das sprach
dafür, dass es sich der Bedrohung nicht bewusst war, die
sich in seinem Kielwasser näherte. Als Galeone unter
spanischer Flagge wirkte die
La Poudrière
nicht verdächtig.
Zweifelsohne war ihr Näherkommen erkannt worden, doch die
Mona Passage war eine übliche Route und wurde von spanischem
Hoheitsgebiet flankiert.

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