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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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Antoine vermutete, dass sich in der
nächsten Stunde zeigen würde, was der Händler vorhatte.
Registrierte er die feindliche Annäherung, blieben ihm drei
Möglichkeiten: Entweder, er drehte bei und verhandelte, er
versuchte zu fliehen oder er stellte sich und focht bis zum
Untergang. Antoine bevorzugte die letzte Variante.
Verfolgungen waren zermürbend, und Verhandlungen endeten bei
L’Olonnais mit ausschweifenden Folterungen, die keinem
Bruder Ehre erwiesen. Den Tod im Kampf zu finden, war etwas,
das jeder Flibustier als sein Schicksal anerkannte und dem
er sich stets zu stellen bereit war.
    Antoine unterzog seine Waffen einer eingehenden
Untersuchung. Säbel und Machete hatte er erst geschliffen
und poliert. Seine Messer saßen an den gewohnten Stellen und
waren einsatzbereit. Routiniert befüllte er die beiden
Pistolen mit Pulver und Kugeln und zog das schwarze
Seidentuch aus seiner Tasche. Es flatterte im Wind, und
Antoine ließ es gedankenverloren durch die Finger gleiten.
Dann knotete er an jedes Ende eine Pistole und legte sich
das Tuch um den Hals, sodass die Griffe auf Höhe seiner
Ellbogen baumelten. Auf diese Art hatte er beim Entern die
Hände frei und die Waffen dennoch jederzeit griffbereit.
    Er hörte Gelächter und sah überrascht auf. Die Mannschaft
der
La Poudrière
scherzte niemals. Genauso wenig, wie sie
ihren Kapitän jemals aus den Augen ließ. Sie fürchtete
seinen Zorn und seine Unberechenbarkeit, die sich bei jeder
Gelegenheit auch gegen sie richten konnte. Aus leidvoller
Erfahrung wussten die Männer, dass Fehler etwas waren, das
man sich an Bord der
La Poudrière
nicht erlauben durfte.
Diese Erkenntnis hatten die etwa dreißig Bukaniere noch
nicht gemacht, deren Aufgabe es war, das feindliche Deck vor
dem Entern von Angreifern zu säubern. Jeder von ihnen nannte
drei bis vier Musketen sein Eigen, die nun in fröhlicher
Runde gereinigt und geladen wurden. Zwischen den Bukanieren
hasteten die Pulverratten herum und wischten das
verschüttete Schwarzpulver auf. Antoine lächelte zufrieden.
Die Mannschaft war bereit. Sein eigenes Schiff war zum
Greifen nahe.
    Ohne Hast bezog Antoine Position neben dem Kapitän auf dem
Poopdeck. Drei Männer standen hinter ihm. Sie waren
abgestellt worden, um das Steuerrad im Notfall zu
übernehmen. Es war bekannt, dass das Feuer zuerst auf den
Steuermann eröffnet wurde, um das Schiff manövrierunfähig zu
machen. Der Bootsmann und seine Gehilfen kümmerten sich um
das Backdeck und bedienten die Großbrassen. Im Ernstfall
würden sie auch dafür zuständig sein, beschädigte Segel oder
Takelage zu reparieren. Ebenso wie weitere Männer, die ihre
Plätze im Ausguck des Haupt- und Besanmasts bezogen hatten
und regelmäßig Meldung über den verfolgten Handelsfahrer
abgaben.
    »Er ändert den Kurs!«, erscholl der Ruf.
    »Er ist verunsichert.« L’Olonnais lachte leise. »Kurs
beibehalten!«, befahl er. »Wir wollen ihm keinen Grund
geben, bereits jetzt an Flucht zu denken.«
    Antoine ahnte, was im Kopf des Olonnaisen vorging. Die
La
Poudrière
war mit leichtem Ballast unterwegs. Sie machte am
meisten Fahrt, wenn sie vor dem Wind segelte. Kreuzte sie,
wie es der Handelsfahrer tat, verlor sie Geschwindigkeit und
Zeit. Beides war zu wertvoll, um es so früh zu verschenken.
    Die Mannschaft verfolgte aufmerksam das Manöver des
Handelsschiffes, das in westlicher Richtung abdrehte. Sie
waren nahe genug, um vage Gestalten zu erkennen. L’Olonnais
zog scharf die Luft ein.
    »Er weicht zu weit vom Kurs ab!« Nervös hob er sein
Fernrohr. Antoine spannte die Muskeln. Der Tag war noch
jung, und sie liefen nicht Gefahr, die Beute im Schutz der
Nacht zu verlieren oder gar im undurchsichtigen Grau eines
plötzlich aufziehenden Nachmittagsnebels.
    »Er hat uns erkannt.« L’Olonnais verschränkte seine Arme
vor der Brust. »Fiert die Schoten und folgt ihm! Kurs
Süd-Südwest!«, ordnete er an. Die Mannschaft reagierte
augenblicklich. Taue knarrten und Segel killten im Wind. Das
Schiff stöhnte empört auf und stellte sich den Wellen.
    »Hisst die
joli rouge
! Wir werden diesen spanischen Hunden
das Winseln lehren!« Er kniff die Augen zusammen und summte
ungeduldig. Antoine beobachtete ihn aus den Augenwinkeln.
Wenn L‘Olonnais spanisches Blut witterte, gingen seine Sinne
mit ihm durch. Er hoffte, dass sein Wahnsinn ihn diesmal
nicht erneut um das ersehnte Schiff brachte.
    »Er nutzt den Wind nicht

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