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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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prophezeit, dass die Bruderschaft
mich nicht als Frau akzeptieren wird. Doch hier stehe ich.
Als Bruder der Küste, obwohl ich eine Frau bin. Sowohl das
Orakel als auch die Männer sind blind für die Wahrheit.«
    Die Freundinnen lachten und fielen sich in die Arme.
    »Wir werden uns nicht wiedersehen«, erklärte Fayola nach
einer Weile und wischte sich eine Träne aus den
Augenwinkeln.
    Jacquotte nickte. »Solange L’Olonnais in diesen Gewässern
segelt, kann ich nicht zurückkehren.«
    Fayola sah sie mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck an.
»Du hast so viel Kraft in dir! Verliere niemals deinen
Glauben an dich selbst«, flüsterte sie, als sie sich erneut
umarmten.
    »Ohne dich wäre ich nicht so weit gekommen«, entgegnete
Jacquotte. Sie spürte die Tränen in ihren Augen und riss
sich eilig los. Schnell schob sie das Schloss zurück und
verließ die Hütte. Sie stürmte durch die Nacht. Als sie sich
noch einmal umdrehte, hatte sie die Stadt bereits erreicht.
Ein schwaches Licht kündete davon, dass Fayola in ihrem Haus
zurückgeblieben war.
    L’Olonnais presste die Lippen aufeinander. Der Verrat
hatte ihn durchlöchert wie eine Musketensalve. Er glaubte zu
verbluten, so sehr zerfraß die Schmach seine Innereien.
Antoine war nicht, was er zu sein vorgab! Es hatte eine
Weile gedauert, bis er das Gerede zwischen dem ehemaligen
Maat und der schwarzen Hure durchschaut hatte. Doch wenn er
nun eins und eins zusammenzählte, dann gab es nur eine Frau,
die zu dieser hinterhältigen Tat fähig war: die rote
Jacquotte! Bebend holte er Luft und spürte die Narbe an
seinem Hals pochen, als würde sie durch die Erkenntnis
nochmals zu bluten beginnen. Seine Beine waren schwach,
seine Arme wie gelähmt. Unfähig, sich zu bewegen, lehnte er
an der Hauswand, während ein Lichtstrahl auf seine
zitternden Hände fiel. Vorsichtig sah er erneut durch den
schmalen Riss im Holz. Die schwarze Hure saß auf einem Bett
und murmelte vor sich hin. Ihr Anblick machte ihn aggressiv.
Die dunkle Haut und der geschmeidige Körper hatten bereits
De L’Isle in Ekstase versetzt. Selbst Antoine hatte ihre
Gesellschaft vorgezogen. Auch wenn L’Olonnais inzwischen
verstand, warum. Niemals zuvor war es jemandem gelungen, ihn
derart hinters Licht zu führen. Schneidende Wut erfüllte
ihn. Antoine würde dafür büßen! Sein Atem ging schneller,
und er ballte die Hände zu Fäusten. Doch zuerst sollte die
schwarze Dirne erfahren, was es hieß, sich gegen einen
François L’Olonnais zu stellen! Er knurrte unheilvoll und
schritt zur Tür. Als er sie aufstieß, sah ihm Fayola ohne
jede Furcht entgegen. L’Olonnais zog einen Dolch.
    »Werft Euer Orakel!«, forderte er. »Ich bin mir sicher, es
wird von Eurem Tod künden.«
    Fayola blickte auf das Messer und lehnte sich zurück.
    »Ich brauche kein Orakel, um mein
orí
zu erkennen«,
erwiderte sie.
    L’Olonnais sprang sie aufgebracht an. Ihre Gelassenheit
reizte ihn. Mit einem raschen Hieb stach er in ihren
Unterleib, bevor er ihr die Hände um den schlanken Hals
legte. Ein grauer Schleier zog sich durch sein Blickfeld. So
erging es ihm stets, wenn er Spanier folterte. Das Blut
rauschte in seinen Ohren, und die Schmerzensschreie
erfüllten ihn mit süßer Genugtuung. Es war besser, als sich
mit einem Mann zu vereinigen. Besser, als zu segeln oder
trinken. Den Tod zu bringen, war ein inneres Feuer, dessen
Flammen ihn in einen wunderbaren Rauschzustand versetzten.
L’Olonnais stöhnte verzückt auf. Er besaß Macht über sie.
Ihre dunklen Augen verdrehten sich, und sie röchelte unter
dem Druck seiner Hände. L’Olonnais ließ von ihr ab. Helles
Blut hatte bereits ihr Kleid durchtränkt und sich über die
Laken des Bettes ausgebreitet. Roh zerschnitt er ihr Gewand.
Die Wunde, die er ihr zugefügt hatte, pulsierte heftig. Er
lachte.
    »Sie hat mich hintergangen, und du hast davon gewusst«,
flüsterte er fanatisch. »Nun sieh dich an. Die angeblich so
weise Morelle hat ihr eigenes Ableben nicht kommen sehen.«
Er fletschte die Zähne. »Du bist eine wertlose Metze. Ich
werde dein Herz herausschneiden und es deiner feinen
Freundin unter die Nase halten, wenn ihre Zeit gekommen
ist.«
    Fayola spuckte ihn an. »Dein Ende ist nah, Olonnaise, und
ich werde dabei zusehen und lachen!«
    »Vielleicht.« L’Olonnais stach ihr in die Seite, und
Fayola wimmerte leise. »Aber ich werde dafür sorgen, dass
das rote Weib dann bereits neben dir

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