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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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in der Hölle schmort!«
    Fayolas Augenlider begannen zu flattern. L’Olonnais schlug
ihr brutal ins Gesicht.
    »Wage es nicht zu sterben, bevor ich mit dir fertig bin«,
schrie er und stach noch einmal zu. Fayolas Beine zuckten.
    »Verflucht!« L’Olonnais hob das Messer über den Kopf und
rammte es in Fayolas Brust. »Ich bin dein Schicksal!«,
brüllte er, während sich die braunen Nüsse unter Fayolas
Bett langsam rot verfärbten.
    Als die Sonne am nächsten Morgen aufging, stand Jacquotte
am Hafen und beobachtete das Anlegen des letzten Schiffes.
Es war das von Jan. Sie erkannte seinen blonden Haarschopf,
als die Besatzung in den kleinen Booten übersetzte. Das
bedeutete, dass sich die Kapitäne in den kommenden Stunden
zusammensetzen würden, um ihr glorreiches Eintreffen in
Cayone zu planen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
Es war soweit. Sie drehte sich um, um sich auf die Suche
nach ihrem Maat zu machen, als Bigford ihr entgegenkam.
Jacquotte senkte den Kopf und brummte verdrießlich. Um diese
Zeit war es in den Straßen von Bayahá ruhig. Das
ausgelassene Feiern forderte seinen Tribut. Sie hoffte, dass
Bigford anderes im Sinn hatte, als sie in ein Gespräch zu
verwickeln. Doch er blieb vor ihr stehen.
    »Erlaubt mir, Euch in einer dringenden Angelegenheit zu
sprechen!« Seine Stimme klang gehetzt, und er warf einen
Blick über seine Schulter. Jacquotte wurde augenblicklich
misstrauisch. Aufmerksam beobachtete sie ihr Umfeld und
nickte ihm zu.
    »Ich kenne Euch«, flüsterte er. Hitze breitete sich in ihr
aus. Sie spannte ihre Muskeln.
    »Ich kenne Euch ebenso«, entgegnete sie in der Hoffnung,
dass er etwas anderes meinte als die grausame Wahrheit, der
sie nun so lange entgangen war. Nicht jetzt, flehte sie,
nicht so kurz vor meinem Aufbruch!
    Bigford erstarrte und knickte ein. Ein Messer steckte in
seinem Oberschenkel. Jacquotte zog ihre Pistole. Was zum
Teufel ging hier vor?
    Aus dem Schatten eines Hauses sah sie Pierre treten und
mit unbewegtem Gesicht auf sie zuhalten. Bigford humpelte
erschrocken los und versuchte, sich hinter ihr zu
verstecken. Das Messer hatte er herausgezogen und blutete
nun aus der zugefügten Wunde.
    »Hört mich an«, stieß er hervor und zerrte an ihrem Arm.
Ihr Blick flog zwischen ihm und Pierre hin und her. »Ihr
seid in Gefahr!«
    Jacquotte bemühte sich, die Panik niederzukämpfen, die sie
erfasste. Gerade eben noch war sie kurz davor gewesen, in
ihre Freiheit zu segeln, und jetzt stand sie wie ein
Schutzschild inmitten zweier Männern. Unschlüssig zielte sie
mit der Waffe auf Pierre. Er blieb stehen.
    »Was soll das?«, fragte er. »Schützt du ihn vor mir?«
    Jacquotte sprang zur Seite und zog mit der anderen Hand
ihre Machete, die sie augenblicklich gegen Bigford richtete.
    »In diesem Moment traue ich keinem von euch!« Sie deutete
mit dem Kinn auf Pierre. »Was führst du im Schilde?«
    Pierre hob eine Augenbraue. »Bigford und ich haben noch
eine Rechnung zu begleichen.«
    »Ich sagte Euch bereits, dass sie nichts zu befürchten
hat«, winselte der Engländer.
    Jacquotte schluckte. Er wusste es. Die Erkenntnis ließ sie
beinahe zu Boden sinken. Sie wechselte einen schnellen Blick
mit Pierre. Dann senkte sie ihre Pistole.
    »Hört mich an, hört mich an!« Bigford stolperte rückwärts,
als er die Entschlossenheit in Pierres Augen erkannte. »Sie
ist in Gefahr! Wenn Ihr mich tötet, ohne mich anzuhören,
wird sie ebenfalls sterben!«
    Jacquotte gab Pierre mit einer Geste zu verstehen, dass er
innehalten sollte.
    »Sprecht, Bigford! Und seid dieses eine Mal wenigstens
ehrlich.«
    »Es geht um Morelle. Sie ist tot.« Bigfords Bein gab nach
und er sackte zu Boden. Jacquotte war blitzschnell bei ihm.
    »Ihr wagt es? Nach all den Jahren der Spitzfindigkeiten
und der Unwahrheiten wagt Ihr es, mich erneut anzulügen?“
Sie war außer sich, erschrak jedoch im selben Augenblick
über den ernsthaften Ausdruck in den Augen des Engländers.
    »Es ist wahr. Sie ist tot. Eine der Dirnen, mit denen ich
mich stets zu vergnügen pflege, sagte es mir selbst. Sie lag
auf ihrem Bett, ausgeweidet wie ein erlegtes Rind.« Bigford
zögerte. »Ihr wisst, wer es war. Kein anderer tötet auf
diese Weise.«
    Jacquotte fiel die Machete aus der Hand. Bigfords Worte
nahmen ihr die Luft. Ehe sie sich versah, war Pierre bei
ihr, zog seinen Säbel und drückte die Klinge gegen Bigfords
Hals.
    »Nein!« Sie legte die Hand auf

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