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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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für alle Mal zu entziehen.
Doch zuvor wollte sie sich noch von Fayola verabschieden,
die sie für eine nicht absehbare Zeit verlassen musste.
Jacquotte kehrte dem Hafen den Rücken und ging in die Stadt
hinein.
    Je näher sie dem Zentrum kam, desto entfesselter wurde das
Treiben. Die Flibustier hatten bereits damit begonnen, ihre
Prise unters Volk zu bringen. Was mit der Flut gekommen ist,
geht mit der Ebbe wieder dahin, sagte man, und dieser Spruch
fand nach Monaten fern der Heimat ganz besonderen Zuspruch.
Es gab keine Taverne, kein Bordell und kein Gasthaus,
welches nicht gleichermaßen von der Rückkehr der Brüder
profitiert hätte. Jacquotte sah sich vorsichtig um. Sie
hatte das Schiff von L’Olonnais im Hafen liegen sehen und
war wachsam. In den Stunden vor ihrem Aufbruch durfte ihr
kein Fehler unterlaufen. Sie war nach Bayahá gekommen, um
kein Aufsehen zu erregen, aber ihr Maat hatte bereits
Anweisungen erhalten, das Schiff und die Besatzung
auslaufbereit zu halten, sobald der letzte Kapitän der
Mission eingetroffen war und er und seine Mannschaft sich zu
den anderen in die Tavernen gesellten. Auf diese Weise war
es ihr möglich, unbeobachtet in Richtung Westen
aufzubrechen. Ihr Ziel hieß Barbados. Von dort wollte sie
zum Festland bis weit hinter die Grenze von Venezuela
segeln. Sie fürchtete sich nicht vor dem Unbekannten. Die
spanischen Ansiedlungen in dieser Region waren bisher kaum
Opfer von Überfällen geworden. Sie hatte vor, die Gegend
auszukundschaften. Wie es anschließend weiterging, würde
sich zeigen. Zunächst musste sie sicherstellen, dass man ihr
nicht folgte. Anders als auf dem offenen Meer waren die
Kapitäne nun stärker dem Einfluss von D’Orgeron
ausgeliefert. Es war unwahrscheinlich, dass sie ihr
eigenmächtig nachfolgten. Auch wenn Jacquotte das zumindest
im Hinblick auf Pierre nicht zu sagen vermochte.
    Es fiel ihr schwer, an den Freund ihrer Kindheit zu
denken. In den vergangenen Wochen hatte sie ihre Vorbehalte
von einst abgelegt. Seit ihrer Unterhaltung in Maracaibo
redeten sie nicht mehr als nötig miteinander, aber sie
spürte, dass ihr Misstrauen gegen ihn mit jedem Tag
nachließ. Er brachte ihr Achtung entgegen und versuchte
nicht länger, sie zu bevormunden. Das war ungewohnt und ließ
Pierre in einem anderen Licht erscheinen. Der Wunsch, in
seiner Nähe zu sein war inzwischen ebenso stark wie ihre
über Jahre aufgebaute Vorsicht. Remis Tod nagte an ihr, doch
fürchtete sie die Antworten darauf mehr als ihre
unausgesprochenen Fragen. Aus diesem Grund ging sie Pierre
aus dem Weg. Sie wollte nicht hören, was ihn bewegte, denn
das hätte ihren Plan gefährdet. Und dieser schützte vor
allem Manuel. Sie wünschte sich, ihn wiederzusehen, aber
gleichzeitig kannte sie die Gefahr. Niemand, ganz besonders
nicht L‘Olonnais, durfte sie mit ihm in Verbindung bringen.
Er war in Sicherheit. Deshalb musste sie gehen, ohne sich
von Pierre zu verabschieden. Sie hoffte, die Wut über ihr
wortloses Verschwinden würde ihn davon abhalten, sie zu
suchen und ihn sein bisheriges Leben weiterführen lassen. Er
sorgte für Manuel. Der Gedanke tröstete sie.
    Fackeln flankierten die Häuser und erhellten die
frenetisch feiernden Gesichter. Jacquotte ging zielstrebig
durch die Straßen, schubste Betrunkene aus dem Weg und wies
Streitlustige in ihre Grenzen. An diesem Abend war Bayahá
ein Sündenpfuhl, und sie hatte keine Schwierigkeiten, Fayola
ausfindig zu machen. Ihre Freundin stand auf einem Stuhl,
hatte ihr entblößtes Bein auf den Tisch gestellt und ließ
Rum darüber laufen, welchen ihr zwei Freier vom Fußgelenk
leckten. Weitere Mädchen tanzten auf den umstehenden Bänken
und hoben ihre Röcke bereitwillig für diejenigen, die ihnen
Münzen zuwarfen. Einige Männer prügelten sich bereits darum,
zu den Dirnen vorgelassen zu werden, doch wie durch ein
unsichtbares Zeichen fand Fayolas Blick den von Jacquotte,
und sie drängte sich unnachgiebig zu ihr durch. Jacquotte
vertrieb Protestierende mit ihrer Machete und folgte Fayola.
Durch die Hintertür der Taverne gelangten sie auf eine
unbeleuchtete Gasse, schlängelten sich an dunklen Gebäuden
vorbei, querten eine Viehweide und erreichten nach mehreren
Minuten ein Haus, das wie eine Scheune anmutete. Jacquotte
kannte es bereits. Hier lebte Fayola mit einigen anderen
Mädchen. Um diese Uhrzeit waren alle ausgeflogen und kein
Licht erhellte das Innere. Fayola

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