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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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auf
die sagenhafte Île de la Tortue, die die Bruderschaft so
begehrte.
    Watts starrte ihn an. »Ihr seid selbst Engländer und
segelt mit den Franzosen?«, fragte er.
    »Sehr wohl.« Bigford nickte. »Ich bin jedoch noch etwas
mehr, ein Bruder der Küste nämlich und damit Bukanier oder
Flibustier, je nachdem welcher Beschäftigung ich nachkomme.«
Es wunderte ihn selbst, mit welch Stolz er das sagte.
    Elias Watts kaute auf seiner Unterlippe. Bigford kam es
vor, als dämmerte ihm langsam, was sie ihm versuchten
kundzutun.
    »Ich soll abgelöst werden«, sagte er prompt. »Wie kann
D’Oyley es wagen? Er hat mich ermutigt, Tortuga unter
englische Flagge zu bringen. Nur seiner Großzügigkeit ist es
zu verdanken, dass ich hier mit meiner Familie Fuß fassen
konnte.« Er riss die Schublade seines Sekretärs auf und warf
De l’Isle zwei abgegriffene Schriftstücke zu.
    »Was ist das?«, knurrte De l’Isle. Bigford wusste, dass
ihm der kleine Mann gehörig auf die Nerven ging. Seit einer
Stunde hörten sie sich bereits sein Gejammer an und waren
noch nicht einen Schritt weitergekommen. Dabei drängte die
Zeit. Spätestens morgen mussten sie wieder in Port de Margot
sein, um dem Rat ihren Plan vorzulegen.
    »Diese Schriftstücke befanden sich zwischen den Ruinen der
Wehranlage. Die Spanier haben sie zurückgelassen. Eins ist
in ihrer Muttersprache verfasst, das andere in s
orrie
english
. Lesen sie’s, wenn sie können.«
    De l’Isle warf Bigford einen verärgerten Blick zu und
reichte ihm die Papiere.
    »Mangelt es Euch an der Fähigkeit zu lesen oder an der
Fähigkeit der englischen Sprache?«, erkundigte sich Watts
spitz.
    De l’Isle erwiderte nichts, doch Bigford spürte seine Wut.
Rasch überflog er die Zeilen und kämpfte mit den schwer
verständlichen Dokumenten.
    »Wenn ich das richtig verstehe, droht uns ein gewisser Don
Baltasar Calderón im Namen des Königs von Spanien. Er
verweist auf die Vertreibungen der Franzosen und Engländer
in den letzten Jahren und verbietet jedem, der das liest,
die Wiederbesiedelung der Insel.« Bigford hob den Kopf und
sah Watts ratlos an. »Weshalb gebt Ihr uns das?«
    Elias Watts bekam einen roten Kopf. »Damit dieser Seigneur
du Rausset weiß, worauf er sich einlässt«, brüllte er.
    De l’Isle lachte und es klang wie ein Wiehern. Auch
Bigford konnte nur noch mühsam an sich halten.
    »Verzeiht mir, Sir, ich möchte nicht anmaßend sein, aber
Eure Verteidigungsanlagen sind in einem solch desolaten
Zustand, dass Ihr von Glück reden könnt, dass die Spanier
derzeit anderweitig beschäftigt sind, denn sonst hätten sie
Euch bereits überrannt.«
    Watts zuckte die Schultern und murmelte: »Der himmlische
Vater weist uns den Weg, wir gehen unbekleidet und in Armut,
denn unser Herz preist seine Liebe!«
    Bigford rollte die Augen. »Ihr seid Puritaner?«
    »Der einzig wahre Glauben für jeden frommen Bürger
Englands.«
    Bigford wollte bereits ansetzen, etwas zu erwidern, als De
l’Isle ihm ungeduldig ins Wort fiel.
    »Genug jetzt«, sagte er. »Euer Glauben ändert nichts an
der Lage, in der Ihr Euch befindet. Wir sind nicht als
Vorhut von Deschamps gekommen, sondern um Euch einen
Vorschlag zu machen.« Er nickte Bigford zu. Dieser verstand
den Wink.
    »Gouverneur Watts, als Brüder der Küste sind wir weder
Edward D’Oyley noch Jérémie Deschamps weisungsgebunden. Wir
haben unsere eigenen Gesetze und unsere eigenen
Bestrebungen. Letztere haben uns zu Euch geführt. Jetzt, wo
Ihr wisst, was die Zukunft Euch bringt, seid Ihr vielleicht
an einem Geschäft interessiert.« Er hielt inne, um Watts‘
Reaktion abzuwarten.
    Dieser kratzte sich am Kopf, was seine Perücke gehörig ins
Wanken brachte. »Ein Geschäft?«, fragte Watts. »Welche Art
von Geschäft?«
    »Eines, das Euch nicht zum Nachteil gereichen soll«,
lockte Bigford vorsichtig, und wechselte einen Blick mit De
l’Isle.
    »Sprecht!« Watts nahm hinter seinem Sekretär Platz und
ließ ihn nicht mehr aus den Augen.
    »Sicher hörtet Ihr vom Untergang der
Marie Veinarde
? Die
Spanier haben sie vor der Küste von Puerto Rico versenkt und
mit ihr viele unserer Brüder. Wir beabsichtigen, diese
Schmach zu sühnen und planen einen Raubzug auf das spanische
Festland von La Española.«
    Watts nickte. »Weiter?«
    »In Anbetracht der Situation würde Euch eine Beteiligung
an diesem Raubzug eine erträgliche Summe einbringen, mit der
Ihr Euch und Eurer Familie

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