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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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anschmiegsam und liebevoll. Sie verhielt sich wie
ein Mann. Auch jetzt entkleidete sie sich ohne Scheu vor
ihm.
    »Was tust du?«, flüsterte er verständnislos und sah sich
um.
    »Ich brauche dringend ein Bad.« Sie nickte ihm auffordernd
zu. »Gib Acht, dass keiner kommt.«
    Pierre versuchte, den Blick von ihren nackten Pobacken
loszureißen. Es war einfach absurd. Wusste sie denn nicht,
was sie in ihm auslöste?
    »Wie lautet dein Plan?«, fragte er, um sich abzulenken und
beobachtete die Umgebung.
    »Ich werde der Bruderschaft beitreten.«
    »Das ist alles? Wie soll es dann weiter gehen?«
    »Ich werde auf Kaperfahrt gehen, Beute machen und mich um
Manuel kümmern.«
    »Du wirst monatelang auf See sein. Wie willst du dich da
um Manuel kümmern? Und du wirst einen Gefolgsbruder wählen
müssen.« Er sagte es leichthin, sah jedoch mit Genugtuung,
dass Jacquotte zusammenzuckte.
    »Ich habe nicht vor, mir einen Gefolgsbruder zu nehmen«,
erwiderte sie.
    »Wie du meinst.« Pierre warf ihr die achtlos verstreuten
Kleidungsstücke zu, als sie aus dem Wasser stieg. Hätte er
nicht um ihre Wehrhaftigkeit gewusst, dann wäre er über sie
hergefallen. Er wollte verflucht sein, aber ihr Anblick
erregte ihn aufs äußerste. Es war wahrhaft dumm von ihr zu
glauben, dass sie als Frau unter Männern in Sicherheit war.
Selbst wenn sie mit der Verkleidung durchkam, wäre sie
ständig in Gefahr. Weiber an Bord kamen einem Fluch gleich.
Wer sie mitbrachte, wurde hingerichtet. Nicht auszudenken,
was einer Frau zustoßen würde. Aufgeknüpft zu werden, war
dann vermutlich noch das Geringste aller Übel.
    »Ich verlange, dass du wieder zurückgehst«, forderte er
und beobachtete, wie sie die rote Schärpe fest um ihren Kopf
band.
    Jacquotte starrte ihn an. Ihre Nasenflügel bebten. »Den
Teufel werde ich tun, Pierre.«
    »Um deiner eigenen Unversehrtheit und Manuel zuliebe flehe
ich dich an: Geh nach Hause, Ja…« Er schluckte ihren Namen
hinunter. »Yanis.«
    Sie musterte ihn und Pierre wusste, dass sie einen Fremden
sah. Er hatte sich verändert. Sein Atem roch nach Alkohol
und seinen Hals zierte eine frische Narbe. Als er sich über
das Kinn strich, spürte er den harten Bartwuchs, der erst
seit kurzem seine Wangen überzog. Gesicht, Arme und Beine
waren sonnenverbrannt und die Haare verfilzt. Sein neues
Leben hatte ihn bereits geprägt. Ihr Blick blieb an dem
Goldkreuz hängen, das er um den Hals trug. Es verbarg die
Narbe, die sie ihm mit dem Messer zugefügt hatte.
    Sie deutete mit dem Kinn darauf. »Was ist das?«
    »Hat einem spanischen Missionar gehört. Er hat die Indios
auf Kuba den katholischen Glauben gelehrt, dabei aber mehr
gemordet als unterrichtet. Mir war, als hätte er eine
Lektion verdient.«
    Jacquotte nickte und er fragte sich, was hinter ihrer
Stirn vor sich ging.
    »Ich werde hier bleiben«, sagte sie bestimmt. Ihre Blicke
trafen sich.
    »Ich werde dich nicht dauernd beschützen können.« Der
Gedanke setzte ihm zu und seine Stimme klang heiser. Es
ärgerte ihn, welche Macht sie über ihn hatte.
    Jacquotte lächelte flüchtig. »Dein Vertrauen in mich ist
wirklich gering. Und Jérôme denkt ebenso.«
    »Ich werde ihm sagen, wo du dich befindest.«
    »Das wirst du nicht tun«, brauste sie auf.
    »Im Gedenken an Émile werde ich das sehr wohl. Du hörst
nicht auf mich, vielleicht bist du einsichtiger, wenn dich
Jérôme an den Haaren nach Hause zerrt.« Es tat ihm leid,
dass er sie erneut gegen sich aufbrachte, wusste aber keinen
anderen Ausweg. Er verstand nicht, warum sie derart
uneinsichtig war.
    »Du wagst es, mir in den Rücken zu fallen?«, fragte sie.
»Wo war denn all deine wahrhaftige Sorge um Manuel und mich
seit deinem Aufbruch? Ich nehme an, der Wind hat sie ebenso
wie dich auf und davon getragen. Du solltest besser zurück
zu Remi gehen und dich dem Rum hingeben als mir die Zeit mit
deinen wertlosen Ratschlägen zu stehlen!«
    Sie stapfte davon, blieb jedoch nach einigen Schritten
nochmals stehen und drehte sich zu Pierre um.
    »Sieh mich an«, rief sie ihm zu und breitete die Arme aus.
»Sieht so ein Eheweib aus? Du verlangst von mir, in die
Siedlung zurückzukehren, mich zu vermählen und auf ewig
einem Mann zu dienen. Mach die Augen auf, Pierre, denn du
kennst mich besser als mein eigener Vater. Du hast mich das
Kämpfen gelehrt, jetzt entlasse mich in dasselbe Leben, das
du erstrebst!«
    »Dann geh und finde dein Schicksal«, murrte er.

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