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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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machte eine ausladende Handbewegung.
    »Du hättest dich besser selbst nicht hierher gebracht.«
Pierre versuchte, seine Stimme unter Kontrolle zu bringen,
um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Ich musste schnell handeln, mir blieb keine Wahl. Jérôme
wird gut für ihn sorgen.«
    »Er wollte ihn als Kind im Meer ertränken! Wie konntest du
Manuel das antun? Er braucht dich, Jacquotte!«
    »Um Émiles Willen wird Jérôme nicht Hand an ihn legen! Und
hüte deine Zunge, Pierre«, zischte sie. »Nenn mich nie
wieder bei meinem richtigen Namen. Ich heiße Yanis le
Jouteur.«
    Er lachte leise, und sah, dass sie ihn dafür am liebsten
geohrfeigt hätte. »Ein vortrefflicher Name«, spottete er.
»Jeder wird herausfinden wollen, ob du ihn zu Recht trägst.«
    »Ich werde es jedem beweisen, der mich herausfordert.«
    »Immer noch der alte Heißsporn«, murmelte Pierre. »Ich
hätte mir denken können, dass du dich irgendwann zu einer
solchen Dummheit hinreißen lässt.«
    »Ich nenne es keine Dummheit«, protestierte Jacquotte.
»Ich nenne es einen Plan!«
    »Du verleugnest dich, musst fliehen und lässt Manuel im
Stich. Das klingt mir nicht nach einem ehrenhaften Plan.«
    »Dich von Ehrenhaftigkeit sprechen zu hören, finde ich
amüsant. Warst du es nicht, der sich des Nachts davon
geschlichen hat?« Sie stemmte die Hände in die Hüften. Die
vertraute Geste rührte und erzürnte ihn zugleich.
    »Ich musste gehen.« Er wusste nicht, was er sonst sagen
sollte. Sie hatte recht. Er war wütend auf sie gewesen.
Seine Gefühle für sie waren intensiv, doch aus einem Grund,
den er sich nicht erklären konnte, hatte sie sich von ihm
abgewandt. Besonders diese Zurückweisung war es, die er
nicht aushielt. Auch dieses Mal drehte sie sich hastig um
und entschwand im Wald. Pierre folgte ihr.
    »Wovor hast du Angst?«, rief er ihr hinterher.
    »Ich fürchte weder den Tod noch fürchte ich dich, Pierre
Hantot! Es ist dein überhebliches Gesicht, das ich nicht
länger ertragen kann. Du urteilst über mich und kannst deine
Hände selbst nicht in Unschuld waschen.« Missmutig schlug
sie sich mit der Machete den Weg frei.
    »Beim Barte Neptuns, du hast mich mit dem Messer
attackiert! Du bestehst immerzu darauf, selbstständig zu
sein. Ich sah keinen Sinn darin, länger bei dir zu bleiben.«
    »Warum auch bleiben, wenn man einen Gefolgsbruder hat?«
    Pierre horchte auf. Täuschte er sich oder war sie
eifersüchtig? Ein Hoffnungsschimmer machte sich in ihm
breit.
    Die Sitte der Gefolgsbruderschaft, auch
matelotage
genannt, hatte eine lange Tradition in der Bruderschaft.
Aufgrund der Einsamkeit und den damit verbundenen Gefahren
bildeten die Männer lebenslange Zweiergemeinschaften, in
denen sie füreinander verantwortlich waren. Der eine beerbte
den anderen und jeder profitierte gleichwertig von den
erarbeiteten oder erbeuteten Reichtümern. Da es kaum Frauen
gab, war es üblich, dass viele Paare mehr als nur die
materiellen Dinge miteinander teilten. Diese Handlungen
waren allgemein bekannt, wenngleich sie nicht ein jeder
kundtat. Pierre war damit aufgewachsen und störte sich nicht
daran.
    »Ich wäre niemals mit Remi fort gegangen, wenn du…« Er
sprach nicht weiter, denn sie warf die Hände in die Luft.
    »Ihr verdient euch«, rief sie aufgebracht.
    »Du klingst wie ein zänkisches Eheweib.« Pierre ärgerte
sich. Sie war so kratzbürstig wie eh und je.
    »Wenn es nach Jérôme ginge, wäre ich bereits eins!«
    Er horchte auf. »Er wollte dich vermählen?« Es verstörte
ihn, dass Jérôme solche Gedanken hegte. Eilig setzte er
hinter Jacquotte her, die immer weiter ins Gebüsch vordrang.
    »Er wollte sich selbst vermählen, ich sollte ihn zunächst
nur begleiten. Trotzdem ließ er mich unmissverständlich
wissen, dass das die einzig ehrbare Möglichkeit für mich
ist.« Sie entdeckte eine Wasserstelle und riss sich Hut und
Kopftuch herunter. Ihre roten Locken fielen ihr über die
Schultern.
    Pierre traf der Anblick wie ein Schlag in die Magengrube.
Er war so damit beschäftigt gewesen, sein neues Leben zu
genießen, dass er alle Gedanken an sie verdrängt hatte. Doch
mit einem Mal war es, als sei er nie fort gewesen. Er dachte
an den Tag zurück, als er sie geküsst hatte. Die Gefühle von
einst übermannten ihn und ließen einen faden Nachgeschmack
zurück. Sie war so unberechenbar und nach allem, was er in
der Zwischenzeit über Frauen herausgefunden hatte, nicht im
geringsten

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