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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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Feldern ihrer Arbeit nachgingen,
und erklärte ihnen ihren Plan. Die Männer nickten eifrig,
schielten zu Bigford hinüber und verschwanden, um De l’Isles
Anliegen unter ihren Gefährten zu verbreiten. In kurzer Zeit
waren sie von einer Gruppe Neugieriger umringt, die sie
musterten. Auch Bukaniere gesellten sich zu ihnen, und
Bigford bewunderte einmal mehr ihre gepflegten Waffen. Der
Aufruf zu einer Kaperfahrt hatte das Gehör der Männer schon
seit langer Zeit nicht mehr erreicht. Um das aufgeregte
Stimmengewirr zu unterbrechen, hob De l’Isle die Hand.
    »Brüder, hört mir zu! Mein Name ist Jaque De l’Isle«, rief
er den Umstehenden zu. »Ich trage eine Kaperfahrt an euch
heran, um den Untergang der
Marie Veinarde
zu rächen.«
    Geflüster war zu vernehmen. Der spanische Hinterhalt auf
das Schiff der Brüder hatte bereits die Runde gemacht, und
die Männer verurteilten diese Tat zutiefst.
    »Ich rufe euch auf, uns im Kampf gegen die Spanier zu
folgen und an dem Beutezug auf die Stadt San Jago Caballero
teilzunehmen!« De l’Isle wartete, bis die Jubelrufe
verebbten, bevor er fortfuhr: »Governor Watts überlässt uns
die
Tortuga Pride
, was uns gemeinsam mit der
Bonaventure
zu
einer schlagkräftigen Formation befähigt. Morgen Abend
werden wir unser Vorhaben dem Rat der Brüder in Port de
Margot vortragen, und ich gehe fest davon aus, dass sich
weitere Kapitäne unserem Vorhaben anschließen werden. Wie
sieht es aus? Seid ihr zu Landratten geworden oder juckt es
euch, auf die Planken zu gehen?«
    »Wie sieht es mit der
chasse-partie
aus?«, fragte ein übel
riechender Geselle, dessen Zähne wie schwarze Baumstümpfe
aus seinem Mund lugten.
    »Ihr bringt die Waffen. Befördert alles an Bord, was ihr
zu eurer Verteidigung benötigt. Da Watts zehn Prozent der
Prise erhält und ihm das Schiff gehört, gehen zwei
Mannsteile an Kapitän Bigford, ein Mannsteil an jeden von
euch, zuzüglich sechshundert Achterstücke für den Verlust
des rechten Arms oder eine Wunde im Leib, fünfhundert für
den linken Arm oder das rechte Bein, vierhundert für das
linke Bein, hundert für ein Auge oder einen Finger. Aber
seid unbesorgt, wir werden die Spanier überrennen, und ihr
werdet ausreichend Gewinn machen. San Jago verfügt über
beachtliche Reichtümer.«
    Die Männer sahen einander an und grinsten. Die meisten von
ihnen machten nicht den Eindruck, als wenn sie es bis zum
Schiff schaffen würden. Bigford aber wusste, dass sie zähe
Hunde waren, die die Aussicht auf Beute zum Leben erweckte,
so wie einen fast vertrockneten Fisch, den man zurück ins
Wasser warf.
    »Ich war einst Steuermann«, erklärte der Mann mit den
Fäulnisausdünstungen und trat an Bigford heran, dem es
prompt den Atem verschlug.
    »Willkommen an Bord«, presste er hervor, bevor ihn weitere
Männer bedrängten, um sich für die Kaperfahrt zu verbürgen.
    De l’Isle schlug Bigford auf die Schulter. »
Mes
félicitations
, mein englischer Bruder, das war einfacher,
als ich glaubte. Wir können ablegen!«
    Als Bigford am nächsten Tag in Port de Margot an Land
ging, fühlte er sich glücklich wie selten zuvor. Nie hätte
er es für möglich gehalten, mit dieser bunten Mischung an
Männern unterschiedlichsten Alters und fragwürdiger
Konstitution ein Schiff wie die
Tortuga Pride
sicher nach La
Española zu segeln. Doch jeder von ihnen wusste auch ohne
Anweisungen, was zu tun war und folgte widerspruchslos
seinen Befehlen. Er war beeindruckt. Als er backbord der
Bonaventure
vor Anker ging, glaubte er, vor Stolz ein wenig
zu wachsen. Er war Kapitän!
    Mit einem Lächeln beobachtete er, wie seine Mannschaft in
Port de Margot ausschwärmte und sich den Umtriebigkeiten
hingab, die auf der Île de la Tortue nicht zu finden waren.
Vermutlich musste die schwarze Hure mit ihren Mädchen wieder
im Akkord arbeiten, um all den Neuankömmlingen gerecht zu
werden. Zum Glück hatte De l’Isle sich vor dem Segelsetzen
noch ein irisches Dienstmädchen geschnappt, sonst wäre er
nun übler Stimmung gewesen. Er vergötterte die schwarze
Metze und belegte sie mit Beschlag, wenn er in Port de
Margot vor Anker lag.
    Bigford sah sich nach Rum um. Seine Hochstimmung sollte
nicht durch den kurzen Genuss einer billigen Frau
geschmälert werden. Es konnte aber nicht schaden, die Zunge
zu lockern, bevor er gemeinsam mit De l’Isle dem Basken
gegenübertrat. Der Anführer der Brüder hielt nichts von
Überfällen

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