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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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erscholl es aus jeder Ecke. Die
Brüder duckten sich in ihrem Versteck. Die Stimmen nahmen
zu. Vereinzelt Flüchtende rannten über die Weiden und wurden
von Bigfords Truppe niedergemetzelt. Die Rinder kamen in
Bewegung und flohen an den Zäunen entlang. Scheuende Pferde
galoppierten mit aufgestellten Schweifen und fliegenden
Mähnen aus dem Ort. Der Lärm in der Stadt schwoll an. Immer
mehr Menschen hasteten aus ihren Häusern, um nachzusehen,
was der Aufruhr sollte. Die meisten von ihnen fanden ein
rasches Ende. Andere schrien ihre Furcht heraus und liefen
panisch durch die Gassen. Jacquotte verfolgte das Geschehen
mit gemischten Gefühlen. Der zu lange unterdrückte Sinn nach
Rache und der lachende Hochmut, auf der Seite derjenigen zu
sein, die sich im Vorteil befanden, kämpften mit dem
Mitgefühl für die Verfolgten.
    Nachdem sich zunächst nur Männer aus den Häusern gewagt
hatten, drängten nun vermehrt Frauen und Kinder hintendrein.
Die Flibustier hatten genau darauf gelauert. Wie Spinnen
schossen sie aus ihren Verstecken, ergriffen die Frauen und
vergingen sich an ihnen, während andere die zu Hilfe
eilenden Ehemänner ermordeten. Ihre Schreie und das Geheul
der verwirrten Kinder zehrten an Jacquotte. Sie wandte sich
ab und wechselte einen kurzen Blick mit Tête-de-Mort. Zu
deutlich hatte sie seine Worte im Ohr. Die Taten blieben
dieselben. Sie verstand. In diesem Moment erklangen die
Glocken der Kirche.
    »Lauft, Brüder«, rief er. »Das ist unser Signal. Der Sturm
beginnt!«
    Die Männer hatten auf diesen Befehl gewartet und stürzten
sich mitten ins Getümmel. Chaos brach aus. Die Menschen von
San Jago Caballero kämpften um ihr Überleben. Man roch den
Angstschweiß der durch die Straßen waberte. Tête-de-Mort
stellte Flüchtende und durchbohrte sie mit seinem Säbel. Auf
einer der hinteren Weiden erkannte Jacquotte, dass die
Männer von De l’Isle Geiseln zusammentrieben. Offenbar war
es ihnen gelungen, den Gouverneur in seinem Bett zu
überraschen. Aber ihr blieb keine Zeit, den Brüdern davon zu
berichten. Der Ansturm der Bewohner nahm überhand. Teils
bewaffnet, teils kopflos fliehend drängten sie durch den
südlichen Ortsausgang. Jacquotte zog Säbel und Machete.
Unfähig, Wehrlose anzugreifen, nahm sie sich die mit Stöcken
und Messern gerüsteten Männer vor. In ihrem Rücken spürte
sie Tête-de-Mort, der sich mit gezielten Hieben seines
Säbels gegen die Überzahl der verschreckten Menschen
durchsetzte. Bald fielen Schüsse und berittene Spanier
versuchten, die Flibustier in die Flucht zu schlagen.
Geschwind wurden sie von ihren Pferden geholt und zu Tode
gemeuchelt.
    Die Sonne hatte noch nicht den Zenit erreicht, als die
Brüder die Lage in der Stadt unter Kontrolle hatten. Man
trieb die letzten Spanier aus ihren Verstecken, verschonte
ihr Leben und brachte sie zu den übrigen Geiseln. Einzelne
Frauen steckte man in das Haus des Gouverneurs, wo sie den
Männern zur Verfügung stehen mussten, bis diese abzogen. Die
Leichen der Einwohner ließ man achtlos liegen oder
durchsuchte sie nach wertvollen Gegenständen. Jetzt begann
der ersehnte Teil des Überfalls.
    Nach einem kurzen Te Deum in der Kapelle, bei dem die
Flibustier Gott dankten, der ihre Leben verschont hatte,
stürmten sie die Häuser, rissen herunter, was an den Wänden
hing, durchwühlten Schlafstätten, Schränke und Behältnisse.
Sie wüteten in der Kirche und auf dem Friedhof, schleppten
Kreuze fort und öffneten frische Gräber in der Hoffnung,
edle Beigaben zu finden. Sie labten sich an den Vorräten der
Menschen, schossen Rinder auf den Weiden und bereiteten ein
Fest, um ihren Sieg zu feiern.
    Jacquotte lehnte an der Rückwand eines Hauses und ließ die
Plünderungen an sich abprallen. Die Aufregung des Morgens
hatte ihre Glieder ermatteten lassen, und der Duft nach
gebratenem Fleisch brachte ihren Magen zum Knurren. Die
Männer von Tête-de-Mort schleppten unaufhörlich Beute heran,
und Jacquotte musterte sie interessiert. Levache, der
Steuermann, überwachte das Geschehen. Er stellte sicher,
dass die Mannschaft alles abgab und auf dem Rückweg zum
Schiff nichts verloren ging. Ein goldenes Kreuz in der Art,
wie Pierre es um den Hals getragen hatte, erregte ihre
Aufmerksamkeit. Schwer lag es in ihrer Hand. Fremdartige
Schriftzeichen rankten über seine Mitte, und funkelnde
Steine begrenzten die Ränder. Es war auf seltsame Art
faszinierend.
    »Die

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