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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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unbesorgt, Morelles
Orakel hat prophezeit, dass ich in diesem Kampf nicht
sterben werde und wir siegreich daraus hervorgehen.« Sie
befestigte Säbel, Messer, Machete und die dicke Pistole an
ihrem Gürtel und versicherte sich, dass sie festen Halt
hatten. Dann schulterte sie die Muskete.
    Tête-de-Mort schüttelte den Kopf. »Gott steh uns bei«,
murmelte er und verschwand zwischen den Männern.
    Die Mannschaften waren unruhig. Der Wind fuhr über die
Ebene, die vor ihnen lag, während Vogelgezwitscher den
bevorstehenden Tag ankündigte. Die Dämmerung stand kurz
bevor. Auf den Weiden lag das Vieh und muhte. Es hatte die
Angreifer längst bemerkt. Im nahen Dorf jaulten Hunde.
Ansonsten war nur das Flüstern der Brüder zu hören, die auf
das Zeichen ihrer vier Kapitäne warteten. Jacquotte trat
ungeduldig auf der Stelle. Ihre Arme und Beine waren klebrig
von dem Talg, den sie sich in die Haut gerieben hatte, um
die
maringouins
auf ihrem Marsch durch die Nacht
fernzuhalten. Verschont geblieben war sie dennoch nicht, und
die Stiche begannen bereits zu jucken. Ein Raunen ging durch
die Gruppe.
    »Es geht los!« Der Ruf verbreitete sich bis zu Jacquotte,
und sie straffte ihre Schultern.
    Die Männer setzten sich in Bewegung. Es galt, sich sachte
an das noch schlafende Dorf heranzuschleichen. Jedes
Geräusch, jedes aufgeschreckte Tier konnte ihren Angriff
vereiteln. Sie setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen
und verließ sich allein auf ihre Ohren und ihre Intuition,
denn noch war das Licht zu schwach, um sich ausreichend zu
orientieren. Graue Schatten deuteten die Zäune an, entlang
derer sie in Richtung Dorf pirschten. Auf ein kaum
wahrnehmbares Kommando hin teilte sich die Gruppe, um von
zwei Flanken aus zuzuschlagen.
    »Wir greifen von Süden aus an und halten dort die
Stellung.« Tête-de-Mort war an Jacquottes Seite
zurückgekehrt und sprach in gedämpftem Tonfall zu seinen
Männern.
    »De l’Isle und Lescouble dringen direkt in die Häuser ein
und machen Gefangene, und Bigford hält die Stadt in
nördlicher Richtung. Sobald wir alles unter Kontrolle haben,
wird geplündert!«
    »De l’Isle und Lescouble werden die besten Sachen für sich
behalten«, schimpfte einer der Männer.
    »Aye! Bevor wir die Stadt betreten, haben sie bereits
einträglichste Beute gemacht!«
    »Ruhe«, knurrte Tête-de-Mort. »Das Lösegeld für die
Geiseln wird geteilt. So will es die Abmachung. Alles andere
steht euch frei. Auf mein Zeichen lauft ihr los.
Blair-Moche, Levache, Crochu und Yanis, ihr bleibt bei mir
und sichert den Rückzug. Ihr anderen haltet euch an die
Kirche. Nehmt an Figuren, Gefäßen und Ornamenten mit, was
ihr tragen könnt. De l’Isle und Lescouble sind gierig, sie
werden die Glocken herunterholen. Das wird Zeit und Männer
in Anspruch nehmen. Währenddessen sichert euch, was ihr
begehrt. Wenn die Nacht hereinbricht, müssen wir abziehen!«
    »Aye!« Die Gesichter der Brüder wirkten fahl im ersten
Licht des Tages. Jacquotte war ungehalten. Warum durfte sie
nicht an der Plünderung teilnehmen?
    »Deine Zeit wird kommen.« Tête-de-Mort bemerkte ihren
Stimmungswechsel und deutete ihn richtig.
    »Wann?«
    »Du hast die Angriffe der Spanier in Tierra Grande erlebt.
Dieses Mal sind wir die Angreifer. Die Taten bleiben
dieselben.« Er ließ sie stehen, um die Führung zu
übernehmen.
    Einige Hunde witterten nun die Eindringlinge und bellten
aufgebracht. Nach und nach verstummten ihre Stimmen, bis
kein Winseln mehr zu hören war. De l’Isle und Lescouble
hatten das Dorf erreicht. Tête-de-Mort und seine Männer
bezogen Stellung hinter den äußeren Häusern, deren steinerne
Wände weiß geschlämmt waren. Jacquotte hatte nie zuvor solch
stabil gebaute Behausungen gesehen und bewunderte die
schmucken, eingefassten Fenster und soliden Dachziegel aus
Ton. Eine tückische Ruhe lag über dem Ort, in dessen schmale
Gassen sich die Flibustier einer bedrohlichen Flut gleich
ergossen. Tête-de-Mort zog witternd die Luft ein. In der
aufgehenden Sonne glich sein Gesicht den zerfurchten Äckern
der Pflanzer, die in den heißen Monaten für die Aussaat
vorbereitet wurden. Er versammelte mit stummen Gesten die
Männer um sich, die bei ihm bleiben sollten, und bedeutete
den anderen, sich ruhig zu verhalten. Erste Schreie waren zu
hören. Worte in der zischenden Sprache, die Jacquotte nicht
verstand, hallten durch die milde Morgenluft.
    »
Cornudos ladrones
«,

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