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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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Spanier haben einen Sinn für das Schöne«, ließ
Levache vernehmen und zwinkerte Jacquotte zu. »Du solltest
ihre Weiber sehen! Sie haben viele Kinder mit Mohrinnen.
Diese Mulattendirnen sind eine Pracht. Eine Schande, dass
dich der Kapitän hier festhält. Wenn wir in See stechen,
wird es Wochen dauern, bis wir wieder welche zu Gesicht
bekommen.«
    Jacquotte winkte ab und legte das Kreuz zurück. Sie wollte
nicht an all die geschändeten Frauen denken. Stattdessen
schlenderte sie zu Tête-de-Mort hinüber, der die umliegenden
Felder im Auge behielt. In der flimmernden Mittagshitze
rührte sich nichts.
    »Du hast dich beachtenswert geschlagen«, entgegnete er,
als sie sich zu ihm gesellte.
    »Noch ist es nicht vorüber.«
    »In der Tat. Ich schätze diese endlosen Gelage nicht. Je
länger wir ausharren, desto mehr Zeit geben wir den
Spaniern, um sich zum Gegenschlag zu sammeln.« Er zog den
Dreispitz tiefer in die Stirn, eine für ihn typische Geste.
    Jacquotte sah zu den Geiseln hinüber, die gefesselt im
Kreis saßen und von ihren Bewachern mit brennenden Scheiten
gepeinigt wurden.
    »Du plünderst nicht mit den anderen«, stellte sie fest,
ohne ihn anzusehen. »Die Geschichten über dich erzählen von
einem grausamen Monster, das seinen Feinden die Köpfe
spaltet.«
    Tête-de-Mort grunzte. Es klang amüsiert. »Über mich gibt
es viele Geschichten. Die Männer sehen gerne, was sie sehen
wollen. Jeder, der der Bruderschaft beitritt, hat eine
Vergangenheit. Doch in den Wäldern oder an Bord der Schiffe
schreibt ein jeder seine Geschichte neu. Ich bin dem Tod
bereits näher als dem Leben, und man tut gut daran, mich zu
fürchten.«
    Jacquotte hatte das Gefühl, als wenn er ihr bis in die
Tiefen ihres rastlosen Herzens sah, als er heiser
hinzufügte: »Du schreibst deine Geschichte auch gerade neu,
Yanis. Dein Mut ehrt dich. Ich hoffe, er geht weit genug, um
deine eigene Bestimmung zu finden.«
    »Ich sehe kein Monster in dir«, versicherte sie und
glaubte, einen gequälten Ausdruck zu erkennen, der über sein
Gesicht huschte. »Keiner hat mich je so respektvoll
behandelt wie du. Ich hoffe, ich erweise mich als würdig in
deiner Mannschaft.«
    »Dann solltest du besser wieder auf deinen Posten
zurückkehren.« Er wandte sich ab und fuhr Levache an: »Sieh
zu, dass man uns Rum und etwas zu essen bringt!«
    »Aye-aye, Kapitän«, erwiderte dieser schleunigst und
schnappte sich den nächsten Mann, der vorüberkam, um den
Befehl weiterzugeben. Jacquotte kehrte zu ihrem Platz an der
Hauswand zurück und behielt das Geschehen im Ort im Auge.
Bisweilen wagte sie jedoch, zu dem schwarz gekleideten Mann
hinüberzusehen, der befremdliche Empfindungen in ihr weckte.
    Auch Bigford beobachtete Tête-de-Mort verstohlen von der
gegenüberliegenden Wiese. Diese Kreatur war abstoßend,
befand er und spuckte angewidert auf den Boden. Es war
beinahe ein Hohn, dass sich die rote Jacquotte auf sein
Schiff gestohlen hatte. Er dachte an ihre letzte
Zusammenkunft. Die Botschaft über Jérôme und den grässlichen
Zwerg hatte ihr zweifelsohne weibische Gefühle entlockt. Und
diese waren vermutlich von derselben Art, die sie zu diesem
Ungeheuer getrieben hatten. Mitleid machte die Menschen
verwundbar. Bigford wusste um diese Schwäche. Man konnte sie
meisterhaft zum eigenen Vorteil nutzen. Es ärgerte ihn
einzig, dass Tête-de-Mort zwischen ihm und dem roten
Liebchen stand, das er mit jedem Tag mehr begehrte.
Nächtelang hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er
sie zu überwältigen vermochte, kaum dass er Sicherheit
darüber erlangt hatte, um wen es sich bei Yanis Le Jouteur
in Wahrheit handelte. Stolz darauf, die richtige Ahnung
gehabt zu haben, geriet sein Vorhaben dennoch ins Stocken.
Obwohl er sie bereits einmal alleine angetroffen hatte, war
es ihm kein zweites Mal vergönnt gewesen. Der Totenkopf
wachte über sie. Keinen Schritt tat sie mehr ohne ihn.
    Nicht zum ersten Mal fragte er sich, welche Absichten
Tête-de-Mort ihr gegenüber hegte. Wusste er um Jacquottes
Geheimnis? Er war nicht einfältig, soviel stand fest. Seine
Worte waren durchdacht und seine Sprache zeugte von Bildung.
Dennoch war es schwierig, etwas über diesen mysteriösen Mann
herauszufinden. Sicher, die Brüder erzählten Geschichten
über die Foltermethoden, mit denen er Gefangene zu quälen
verstand, aber diese Erzählungen hafteten allen großen
Kapitänen an. Es hieß, er

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