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Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ahner
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begannen sie Streit und traktierten sich mit Fäusten. Jonathan war für eine Sekunde abgelenkt, doch das genügte. Die Nacht hatte Aurora verschluckt wie einen verlorenen Schatten.
    »Cornelius!«, rief Helena. »Wir müssen verschwinden!«
    Cornelius zögerte keine Sekunde, packte ihre Hand und zog sie schnell weiter. Auch Jonathan wollte weg hier, nur weg. Dann bemerkte er das gläserne Messer, das unangetastet auf dem Boden lag, keine zehn Schritte von den prügelnden Männern entfernt. Ohne nachzudenken, rannte er darauf zu. Keiner der Obdachlosen achtete auf den Jungen, der aus der Dunkelheit kam – bis er sich das Messer schnappte.
    Schlagartig wurde es still. Die Männer hatten aufgehört, sich zu schlagen, und standen nun da wie Statuen. Sie blickten auf ihn herab, ihre Mienen kalt wie Eis. Jonathan steckte das Messer ein und rannte, so schnell er konnte. Sie folgten ihm nicht. Er wagte es nicht, sich umzusehen, warf sich unter dem Eingangstor durch, sprang auf sein Fahrrad und trat in die Pedale, als ob ihn der Teufel persönlich jagte.
    Seine Gedanken überschlugen sich. Er hatte so viel gesehen und gehört, das keinen Sinn ergab. Er hatte Angst. Aurora selbst war bereits eine furchterregende Erscheinung. Wie schlimm mochten da erst die Feinde sein, von denen sie gesprochen hatte? War sie wirklich eine Verräterin? Wer war der Weltenwanderer? Und was hatte es mit diesem »Herz des Lazarus« auf sich? Er hatte gehofft, ein paar Antworten zu finden, doch stattdessen waren unzählige neue Fragen aufgetaucht.
    »Wer seid ihr wirklich?«, hörte er sich flüstern.
    Das Bild seiner Eltern, die liebevolle und ehrliche Menschen waren, es verblasste und verschwand. Nach der heutigen Nacht, das spürte er, würde in seinem Leben nichts mehr so sein wie zuvor.

Viertes Kapitel
Das Wispern des Sturms
    Unbemerkt gelangte Jonathan zurück in sein Zimmer, kroch in sein Bett und fiel in einen kurzen, wenig erholsamen Schlaf. Wirre Träume plagten ihn. Er sah geifernde Männer vor einer Wand aus Feuer und dahinter das Gesicht von Aurora, die ihn mit Katzenaugen durchdrang, als ob sie auf den Grund seines Herzens blicken wollte: Mich kannst du nicht täuschen, mein Junge . Ich habe dich gesehen. Wo du auch hingehst, ich finde dich …
    Schweißgebadet fuhr er hoch. Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, dass er nur geträumt hatte, doch auch danach hämmerte sein Schädel, und sein Körper war erschöpft wie nach einem kräftezehrenden Marsch. Es war noch zu früh, um aufzustehen – gerade dämmerte das erste Licht am Himmel –, doch schlafen konnte er nicht mehr. Müde schleppte er sich in die Küche. Zu seiner Überraschung traf er dort auf seine Eltern, die ihn mit aschfahlen Gesichtern erwarteten.
    »Guten Morgen, Jonathan«, sagte Cornelius.
    Das flaue Gefühl in seiner Magengrube verstärkte sich noch.
    »Hab ich was ausgefressen?«, fragte er leise.
    Cornelius seufzte. »Ausnahmsweise sind wir es, die etwas ausgefressen haben – wenn du es so nennen willst.«
    Helena faltete die Hände auf ihrem Schoß. Er bemerkte, dass sie zitterten. »Wir waren nicht ganz ehrlich zu dir. Aber du musst eins wissen, Schatz: Was wir getan haben, geschah aus Liebe zu dir. Das musst du uns glauben.«
    Jonathan wurde unruhig. Hilfesuchend sah er zu seinem Vater.
    Cornelius räusperte sich. Man sah ihm an, wie schwer es ihm fiel, die richtigen Worte zu finden. »Viele Leute träumen davon, etwas Besonderes aus ihrem Leben zu machen. Ich nicht. Ich wollte immer nur ein ganz normaler Familienvater sein.«
    Das war keine Neuigkeit für Jonathan. »Was ist denn so schlimm daran, etwas Besonderes sein zu wollen?«, fragte er.
    »Nichts. Gar nichts – wenn man es so haben will. Manche sind dafür geschaffen. Andere nicht. Ich habe eine Aufgabe bekommen, die sehr gefährlich ist. Ich musste Helena einweihen, und seitdem teilen wir dieses Wissen. Und die Verantwortung.«
    Er sah schuldbewusst zu Helena hinüber. Sie nahm seine Hand und hielt sie fest. Cornelius lächelte dankbar.
    »Niemand darf wissen, wer wir sind und was wir tun«, fuhr er fort. »Unsere Nachbarn nicht, unsere Kollegen und Freunde nicht und schon gar nicht unsere eigene Familie. Nicht einmal …« Er räusperte sich verlegen und wich Jonathans Blicken aus. »Nicht einmal du, Jonathan. Es muss ein Geheimnis bleiben. Dazu sind wir durch einen Schwur verpflichtet. Außerdem ist das der einzig wirksame Schutz gegen unsere Feinde.«
    Helena ergriff das Wort: »Wir haben

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