Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
Vom Netzwerk:
Bücherschränke voller Bücher standen an den Wänden, und weitere Bücher lagen auf den Tischen. Im Kamin brannte ein helles Feuer, und auf dem Schreibtisch standen Kerzen. Ein Mann arbeitete an dem Schreibtisch. Er war ungefähr fünfzig und trug einen schlichten grauen Rock. Es war ein stiller, unauffälliger Mann mit einer altmodischen Perücke auf dem Kopf. Auf seinem Schreibtisch lagen mehrere aufgeschlagene Bücher, in manchen las, in andere schrieb er ein wenig.
    »Mrs. Redmond! Henry!«, rief Arabella. »Kommt schnell. Schaut nur, was Mr. Strange getan hat.«
    »Aber wer um alles in der Welt ist das?«, fragte Strange verblüfft. Er hob den Spiegel an und blickte darunter, offenbar in dem Glauben, er würde dort einen winzigen Herrn in einem grauen Rock entdecken, den er fragen könnte. Als der Spiegel wieder auf dem Tisch lag, war das Bild von dem Zimmer und dem Mann noch immer zu sehen. Sie hörten keine Geräusche aus dem anderen Zimmer, aber die Flammen des Feuers tanzten, und der Mann, mit einer funkelnden Brille auf der Nase, wandte den Kopf von einem Buch zum anderen.
    »Warum ist er Ihr Feind?«, fragte Arabella.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Schulden Sie ihm vielleicht Geld?«, fragte Mrs. Redmond.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Er könnte Bankier sein. Es sieht ein bisschen wie ein Kontor aus«, meinte Arabella.
    Strange begann zu lachen. »Henry, schau mich nicht so stirnrunzelnd an. Wenn ich ein Zauberer bin, dann kein besonders guter. Andere Zauberer rufen Elfen und längst verstorbene Könige. Ich scheine den Geist eines Bankiers heraufbeschworen zu haben.«

TEIL 2
Jonathan Strange

    »Kann ein Zauberer einen Menschen durch Zauberei töten?«, fragte Lord Wellington Strange .
    Strange runzelte die Stirn. Die Frage schien ihm zu missfallen. »Ich nehme an, dass ein Zauberer es könnte«, räumte er ein, »aber ein Gentleman würde so etwas nie tun.«
KAPITEL 23
Das Schattenhaus
Juli 1809
    An einem Sommertag 1809 ritten zwei Männer eine staubige Landstraße in Wiltshire entlang. Der Himmel war von einem tiefen, leuchtenden Blau, und darunter erstreckte sich England, skizziert in dunklen Schatten und in dunstigen Widerspiegelungen des blendenden Lichts. Eine große Rosskastanie ragte über die Straße und bildete einen Teich aus schwarzem Schatten, und als die zwei Reiter ihn erreichten, verschluckte er sie, so dass nichts von ihnen übrig blieb außer ihren Stimmen.
    »... und für wann ziehen Sie eine Veröffentlichung in Betracht?«, fragte der eine. »Denn das müssen Sie. Ich habe darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es die erste Pflicht jedes modernen Zauberers ist, zu veröffentlichen. Mich erstaunt, dass Norrell nichts publiziert.«
    »Ich nehme an, dass er es zur rechten Zeit tun wird«, sagte der andere. »Und was mich betrifft, wer will schon lesen, was ich geschrieben habe? Dieser Tage, da Norrell jede Woche ein neues Wunder vollbringt, kann ich nicht davon ausgehen, dass das Werk eines rein theoretischen Zauberers großes Interesse erregen wird.«
    »Ach, Sie sind zu bescheiden«, sagte die erste Stimme. »Sie dürfen Norrell nicht alles überlassen. Norrell kann sich nicht um alles kümmern.«
    »Doch, das kann er. Und er tut es auch«, sagte die zweite Stimme und seufzte.
    Wie erfreulich, alten Freunden wieder zu begegnen. Denn es handelt sich um Mr. Honeyfoot und Mr. Segundus. Aber warum sitzen sie im Sattel? Reiten ist eine Fortbewegungsart, die keinem von beiden zusagt und für die sie sich nur selten entscheiden; Mr. Honeyfoot ist zu alt dafür, und Mr. Segundus ist zu arm. Und noch dazu an so einem Tag! Es ist so heiß, dass Mr. Honeyfoot als Erstes schwitzen wird, dann wird es ihn jucken, und schließlich wird er von roten Pusteln überzogen werden. Und das Licht blendet so sehr, dass Mr. Segundus mit Sicherheit wieder einmal von Kopfschmerzen heimgesucht werden wird. Und was tun sie überhaupt in Wiltshire?
    Es begab sich, dass Mr. Honeyfoot im Zuge seiner Nachforschungen, die er wegen der kleinen steinernen Figur und des Mädchens mit den Efeuranken im Haar aufgenommen hatte, auf etwas gestoßen war. Er glaubte, den Mörder als einen Mann aus Avebury identifiziert zu haben. Und er wollte sich in der Gemeindekirche von Avebury in der Grafschaft Wiltshire ein paar alte Dokumente ansehen. »Denn wenn ich herausfinde, wer er war«, hatte er Mr. Segundus erklärt, »dann werde ich vielleicht auch herausfinden, wer das Mädchen war und welche

Weitere Kostenlose Bücher