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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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»Drawlight«, sagte er langsam.
    »Ah!«
    »Sir«, sagte Strange zu dem Herrn aus Nottinghamshire. »Ich bitte Sie um Entschuldigung, wenn ich Sie gekränkt habe. Aber Sie müssen zugeben, dass die Art, wie Sie mich ansprachen, etwas hatte, was nicht ganz ... Kurz gesagt, ich bin leicht reizbar, und Sie haben mich pikiert. Ich bin Jonathan Strange, und ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ich bis heute noch nie von Ihnen oder einem Mr. Tantony gehört habe. Ich nehme an, dass Mr. Tantony und ich von einem skrupellosen Mann betrogen werden. Ich nehme weiter an, dass Mr. Tantony mich für die Unterweisung bezahlt? Darf ich fragen, wohin er das Geld schickt? Wenn es sich um eine Adresse in der Little Ryder Street handelt, habe ich den Beweis, den ich brauche.«
    Unglücklicherweise hatten der Herr aus Nottinghamshire und Mr. Tantony sich eine Vorstellung von Strange als großem Mann mit breitem Brustkorb, langem weißem Bart, einer schwerfälligen Art zu sprechen und altmodischer Kleidung gemacht. Da der Mr. Strange, der vor ihnen stand, schlank und glatt rasiert war, schnell sprach und wie jeder andere wohlhabende elegante Herr in London gekleidet war, waren sie zuerst nicht davon zu überzeugen, dass es sich hierbei um den echten Strange handelte.
    »Nun, die Sache kann leicht gelöst werden«, sagte Colquhoun Grant.
    »Natürlich«, sagte Sir Walter, »ich werde einen Kellner rufen. Das Wort eines Dienstboten wird vielleicht bewirken, was das Wort eines Gentleman nicht bewirken kann. John! Komm her! Wir brauchen dich!«
    »Nein, nein, nein!«, rief Grant. »Das habe ich nicht gemeint.
    John, du kannst wieder gehen. Wir brauchen dich nicht. Es gibt alle möglichen Dinge, die Mr. Strange tun kann und die seine unvergleichliche Zauberkunst besser unter Beweis stellen werden als Beteuerungen. Er ist schließlich der größte Zauberer unserer Zeit.«
    »Dieser Titel«, sagte der Herr aus Nottinghamshire stirnrunzelnd, »gebührt doch gewiss Mr. Norrell?«
    Coquhoun Grant lächelte. »Oberst Manningham und ich, Sir, hatten die Ehre, mit Seiner Durchlaucht dem Herzog von Wellington in Spanien zu kämpfen. Ich versichere Ihnen, wir hatten dort noch nie etwas von Mr. Norrell gehört. Es war Mr. Strange – dieser Herr hier –, dem wir vertrauten. Nun, wenn er ein erstaunliches Zauberkunststück vollbringt, glaube ich nicht, dass Sie noch Grund zum Zweifeln haben werden, und ich bin sicher, dass Ihr großer Respekt vor der englischen Zauberei und den englischen Zauberern Ihnen nicht gestatten wird, noch länger zu schweigen. Ich bin sicher, Sie werden ihm alles erzählen, was Sie über die gefälschten Briefe wissen.« Grant blickte den Herrn aus Nottinghamshire fragend an.
    »Nun«, sagte der Herr aus Nottinghamshire, »Sie sind eine sehr komische Gesellschaft, das muss ich sagen, und was Sie sich davon versprechen, mir so eine Geschichte aufzutischen, weiß ich nicht. Ich gebe offen zu, dass es mich sehr überraschen würde, wenn sich diese Briefe, in denen jede Zeile, jedes Wort gute englische Zauberei atmet, als Fälschungen erwiesen.«
    »Aber wenn«, sagte Grant, »wie wir annehmen, dieser Schurke sich Mr. Stranges Worte zu Eigen macht, um seine Lügen zu erfinden, dann wäre das doch geklärt, oder etwa nicht? Um zu beweisen, dass er ist, wer wir behaupten, dass er ist, wird Mr. Strange Ihnen nun etwas vorführen, was noch kein lebender Mensch gesehen hat!«
    »Was?«, sagte der Herr aus Nottinghamshire. »Was wird er denn tun?«
    Grant grinste und wandte sich an Strange, als wäre auch er plötzlich neugierig geworden. »Ja, Mr. Strange, sagen Sie es uns. Was werden Sie tun?«
    Aber es war Sir Walter, der antwortete. Er machte eine Kopfbewegung in Richtung des großen venezianischen Spiegels, der fast eine ganze Wand einnahm und in dem sich im Augenblick nur Dunkelheit widerspiegelte, und sagte: »Er wird in diesen Spiegel gehen und nicht wieder herauskommen.«
KAPITEL 36
Alle Spiegel der Welt
November 1814
    Das Dorf Hampstead befindet sich fünf Meilen nördlich von London. In den Tagen unserer Großväter war es eine ganz gewöhnliche Ansammlung von Bauernhöfen und kleinen Häusern, aber die Existenz eines so ländlichen Fleckens so nahe an London zog viele Menschen an, die die milde Luft und die grüne Landschaft genießen wollten. Eine Pferderennbahn und ein Rasen für das Kegelspiel wurden zu ihrem Vergnügen angelegt. Konditoreien und Teehäuser im Freien sorgten für Erfrischungen. Reiche Leute

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