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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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mich davon zu überzeugen, dass ich diesen Mann allen anderen, die mir je begegnet waren, vorzog.« Sie zuckte die Achseln. »Zwei Tage vor Weihnachten verließ ich in seiner Begleitung das Haus meines Mannes. Ich hoffte – ja, rechnete damit –, mich von meinem Mann scheiden zu lassen und ihn zu heiraten. Aber das war nicht seine Absicht. Ende Januar waren wir zerstritten, und mein Freund hatte mich verlassen. Er kehrte in sein Haus und zu seinem gewohnten Leben zurück, aber ich konnte mein früheres Leben nicht wieder aufnehmen. Mein Mann verstieß mich. Meine Freunde weigerten sich, mich zu empfangen. Ich war erneut auf das Wohlwollen meines Vaters angewiesen. Er sagte, dass er den Rest meines Lebens für mich sorgen werde, allerdings unter der Bedingung, dass ich völlig zurückgezogen lebe. Für mich sollte es keine Bälle, keine Partys, keine Freunde mehr geben. Nichts mehr.« Sie blickte einen Moment lang in die Ferne, als betrachtete sie all das, was sie verloren hatte, schüttelte ihre Melancholie jedoch sofort wieder ab und erklärte: »Und nun zum Geschäftlichen!« Sie ging zu einem kleinen Schreibtisch, zog eine Schublade auf, holte ein Blatt Papier heraus und hielt es Strange hin. »Ich habe auf Ihren Vorschlag hin eine Liste der Leute aufgestellt, die mich verraten haben«, sagte sie.
    »Ah, ich habe Ihnen geraten, eine Liste aufzustellen, nicht wahr?«, sagte Strange und nahm das Papier. »Wie geschäftstüchtig ich doch bin. Das ist aber eine lange Liste.«
    »Oh!«, sagte Mrs. Bullworth. »Jeder Name ist ein eigener Auftrag, für den Sie ein gesondertes Honorar erhalten werden. Ich war so frei und habe neben jeden Namen die Strafe geschrieben, die ich für die Person als angemessen empfinde. Aber Ihre überlegenen Kenntnisse der Zauberkunst mögen andere, noch angemessenere Schicksale für meine Feinde nahe legen. Ich bin offen für Ihre Empfehlungen.«
    »›Sir James Southwell. Gicht‹«, las Strange. »Mein Vater«, erklärte Mrs. Bullworth. »Er hat mich zu Tode gelangweilt mit Reden über meinen verdorbenen Charakter und mich für immer aus meinem Zuhause verbannt. In vieler Hinsicht ist er der Urheber meines Unglücks. Ich wünschte, ich brächte es übers Herz, ihm eine schlimmere Krankheit zu verordnen. Aber ich kann es nicht. Ich vermute, das versteht man unter der Schwäche der Frauen.«
    »Gicht ist außerordentlich schmerzhaft«, bemerkte Strange. »So heißt es wenigstens.«
    Mrs. Bullworth machte eine ungeduldige Geste. »›Miss Elizabeth Church‹«, fuhr Strange fort. »›Auflösung ihrer Verlobung.‹ Wer ist Miss Elizabeth Church?«
    »Eine Cousine von mir – ein langweiliges, ständig stickendes Mädchen. Niemand hat sie je beachtet, bis ich Mr. Bullworth geheiratet habe. Doch jetzt höre ich, dass sie einen Pfarrer ehelichen soll, und mein Vater hat ihr einen Bankwechsel ausgestellt für die Kosten ihrer Hochzeit und neue Möbel. Mein Vater hat Lizzie und dem Pfarrer versprochen, seinen Einfluss geltend zu machen, um sie in den Genuß aller möglichen Vorzüge zu bringen. Er ebnet ihnen den Weg. Sie sollen in York leben, wo sie zu Abendessen und Partys und Bällen eingeladen und an all den Vergnügungen teilnehmen werden, die eigentlich mir zustehen. Mr. Strange«, rief sie und wurde etwas lebhafter, »es muss doch einen Zauber geben, der dem Pfarrer den Anblick von Lizzie unerträglich macht? Die ihn beim Klang ihrer Stimme erschaudern lässt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Strange, »ich habe noch nie darüber nachgedacht. Vermutlich gibt es sie.« Er wandte sich der Liste zu. »›Mr. Bullworth.. .‹«
    »Mein Mann«, sagte sie.
    »›Hundebisse.‹«
    »Er hat sieben riesige schwarze Köter und hält mehr von ihnen als von jedem menschlichen Wesen.«
    »›Mrs. Bullworth senior‹ – die Mutter Ihres Mannes, nehme ich an – ›Ertrinken im Wäschezuber. Ersticken an der eigenen Aprikosenmarmelade. Im Brotofen verbrennen.‹ Drei Tode für eine Frau. Verzeihen Sie, Mrs. Bullworth, nicht einmal der größte Zauberer aller Zeiten kann eine Person auf drei verschiedene Arten umbringen.«
    »Tun Sie Ihr Bestes«, sagte Mrs. Bullworth hartnäckig. »Die alte Frau ist unerträglich stolz auf ihre Haushaltsführung. Sie hat mich mit diesem Thema zu Tode gelangweilt.«
    »Ich verstehe. Nun, das klingt alles sehr nach Shakespeare. Und jetzt kommen wir zum letzten Namen. ›Henry Lascelles.‹ Ich kenne diesen Herrn.« Strange blickte Drawlight fragend an.
    Mrs. Bullworth

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