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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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Auskünfte dazu geben. Die Autoren, die ich gelesen habe, beschreiben ihn alle unterschiedlich. Ormskirk sagt, es sei ein Weg durch ein weites dunkles Moor, Hickman 87 hingegen behauptet, es sei ein großes Haus mit vielen dunklen Korridoren und breiten Treppen. Laut Hickman gibt es in diesem Haus steinerne Brücken über tiefe Abgründe und Kanäle voll schwarzem Wasser zwischen steinernen Mauern – wohin es zu welchem Zweck fließt, weiß keiner.« Mr. Norrell war mit einem Mal bester Laune. Still dazusitzen und sich mit Mr. Strange der Zauberei zu widmen war für ihn das größte Glück. »Und wie kommen Sie mit dem Artikel für die nächste Ausgabe der Zeitschrift für den Herren voran?«, fragte er.
    Strange dachte einen Augenblick nach. »Ich bin noch nicht ganz fertig«, sagte er.
    »Und welchen Standpunkt beziehen Sie? Nein, sagen Sie es mir nicht. Ich freue mich schon darauf, ihn zu lesen. Vielleicht können Sie ihn ja morgen mitbringen?«
    »Oh! Morgen, gewiss.«
    Als Arabella am Abend ihren Salon im Haus am Soho Square betrat, staunte sie nicht schlecht, dass der Teppich bedeckt war mit kleinen Zetteln, auf denen Zaubersprüche und Notizen und Fragmente von Unterhaltungen mit Mr. Norrell standen. Strange stand mitten im Zimmer, starrte auf die Zettel und raufte sich die Haare.
    »Worüber um alles in der Welt soll ich den nächsten Artikel für die Zeitschrift für den Herren schreiben?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht, mein Lieber. Hat Mr. Norrell keinen Vorschlag gemacht?«
    Strange runzelte die Stirn. »Aus irgendeinem Grund glaubt er, das wäre längst geklärt.«
    »Wie wäre es mit Bäumen und Zauberei?«, schlug Arabella vor. »Erst neulich hast du gesagt, wie interessant und wie vernachlässigt das Thema ist.«
    Strange nahm ein sauberes Blatt Papier und kritzelte schnell Notizen darauf. »Mit Eichen kann man Freundschaft schließen, und sie helfen dir gegen deine Feinde, wenn sie dein Anliegen für berechtigt halten. Birken sind dafür bekannt, dass sie als Türen ins Elfenland dienen können. Eschen werden nicht eher aufhören zu trauern, bis der Rabenkönig wieder nach Hause kommt. 88 Nein, nein! So geht es nicht. Das kann ich nicht schreiben. Norrell hätte einen Anfall.« Er zerknüllte das Papier und warf es ins Feuer.
    »Ach, dann könntest du ja vielleicht einen Augenblick zuhören, was ich zu sagen habe«, meinte Arabella. »Ich war heute bei Lady Westby, wo ich eine seltsame junge Dame kennen lernte. Sie scheint unter dem Eindruck zu stehen, dass du sie in Zauberei unterrichtest.«
    Strange blickte kurz auf. »Ich unterrichte niemanden in Zauberei«, sagte er.
    »Nein, mein Lieber«, sagte Arabella geduldig. »Ich weiß, dass du das nicht tust. Das macht die Sache ja so merkwürdig.«
    »Und wie lautet der Name dieser verwirrten jungen Person?«
    »Miss Gray.«
    »Ich kenne sie nicht.«
    »Ein flottes, elegantes Mädchen, aber nicht hübsch. Sie ist offenbar sehr reich und vollkommen verrückt nach Zauberei. Das sagen alle. Sie hat einen Fächer mit euren Bildern darauf – deins und Norrells –, und sie hat jedes Wort gelesen, das du und Lord Portishead je veröffentlicht habt.«
    Strange starrte sie eine Weile nachdenklich an, so dass Arabella fälschlicherweise glaubte, er dächte über das nach, was sie gerade gesagt hatte. Aber als er sprach, sagte er in leise vorwurfsvollem Tonfall: »Meine Liebe, du stehst auf meinen Zetteln.« Er nahm ihren Arm und führte sie behutsam zur Seite.
    »Sie hat mir erzählt, dass sie dir vierhundert Guineen gezahlt hätte für das Privileg, deine Schülerin zu werden. Sie behauptet, als Gegenleistung hättest du ihr Briefe geschickt, mit Beschreibungen von Zaubersprüchen und Empfehlungen von Büchern, die sie lesen soll.«
    »Vierhundert Guineen! Nun, das ist wirklich merkwürdig. Eine junge Dame könnte ich vergessen, aber ich glaube nicht, dass ich vierhundert Guineen vergessen würde.« Stranges Blick fiel auf einen Zettel. Er hob ihn auf und begann zu lesen.
    »Ich dachte zuerst, dass sie diese Geschichte erfunden hätte, um mich eifersüchtig zu machen und Streit zwischen uns zu säen. Aber ihre Manie scheint von anderer Art zu sein. Sie bewundert nicht deine Person, sondern deinen Berufsstand. Ich werde nicht schlau aus ihr. Was sind das für Briefe? Wer kann sie geschrieben haben?«
    Strange nahm ein kleines Merkheft (es war Arabellas Haushaltsbuch und hatte nichts mit ihm zu tun) und begann, Notizen zu

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