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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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Rasse hat es niemals gegeben. Viel zu viele Zauberer waren entweder zu müßig oder zu unwissend, um ernsthaft zu studieren, und stattdessen verwandten sie ihre ganze Energie darauf, einen Elfendiener zu erwerben – und wenn sie so einen Diener hatten, wurden sie vollkommen abhängig von ihm, was die Erledigung ihrer Geschäfte betraf. In der englischen Geschichte wimmelt es von solchen Männern, und einigen wurde Gott sei Dank die Strafe zuteil, die sie verdienten. Nehmen Sie zum Beispiel Bloodworth.« 16
    Mr. Norrell machte viele neue Bekanntschaften, entfachte jedoch in keinem Herzen die Flamme der Freundschaft. London empfand ihn im Allgemeinen als enttäuschend. Er zauberte nicht, verfluchte niemanden, sagte nichts voraus. Einmal bemerkte er in Mrs. Godesdones Haus, er glaube, es werde bald regnen, aber das war wenn überhaupt, eine enttäuschende Prophezeiung, denn es regnete nicht, ja kein Tropfen fiel bis zum nächsten Samstag. Er sprach nur selten von Zauberei, und wenn er es tat, dann klang es wie Geschichtsunterricht, und kaum jemand hörte ihm zu. Er fand nicht oft ein gutes Wort für einen anderen Zauberer, nur einmal lobte er einen Kollegen aus dem letzten Jahrhundert, Francis Sutton-Grove 17 .
    »Aber ich dachte, Sir«, sagte Mr. Lascelles, »dass Sutton-Grove unlesbar ist. Ich habe immer gehört, De Generibus Artium Magicarum Anglorum sei vollkommen unlesbar.«
    »Oh!«, sagte Mr. Norrell. »Seinen Wert als amüsante Lektüre für Damen und Herren kann ich nicht beurteilen, aber ich glaube nicht, dass ein ernsthafter Student der Zauberei Sutton-Grove überschätzen kann. Bei Sutton-Grove findet er den Versuch, die Gebiete der Zauberei zu definieren, die der moderne Zauberer studieren sollte, aufgeführt in Listen und Tabellen. Gewiss, Sutton-Groves System der Klassifizierung ist häufig fehlerhaft -vielleicht meinen Sie das mit ›unlesbar‹? –, aber ich kenne keinen erfreulicheren Anblick in der Welt als ein Dutzend seiner Listen. Der Student mag sie betrachten und denken: ›Das weiß ich‹ oder ›Das muss ich noch lernen‹, und er hat Arbeit für die nächsten vier, vielleicht fünf Jahre vor sich.«
    Die Geschichte von den Statuen in der Kathedrale von York wurde durch das viele Erzählen so abgedroschen, dass die Leute sich zu fragen begannen, ob Mr. Norrell jemals etwas anderes gezaubert hatte, und Mr. Drawlight fühlte sich verpflichtet, weitere Beispiele zu erfinden.
    »Aber was kann dieser Zauberer tun, Drawlight?«, fragte Mrs. Godesdone eines Abends, als Mr. Norrell nicht anwesend war.
    »Oh, Madam!«, rief Drawlight. »Was kann er nicht? Erst letzten Winter gab es in York – das, wie Sie wissen, Madam, Mr. Norrells Heimatstadt ist – einen schlimmen Sturm aus dem Norden, der die Wäsche von den Leinen in den Schmutz und Schnee riss. Um den Damen der Stadt die Mühe zu ersparen, alles noch einmal waschen zu müssen, wandten sich die Ratsherren an Mr. Norrell, der eine Truppe Elfen schickte, die alles noch einmal wuschen. Und alle Löcher in den Hemden und Schlafmützen und Unterröcken waren geflickt, alle ausgefransten Ecken waren gesäumt, und alle sagten, dass sie nie zuvor ein so blendendes Weiß gesehen hätten.«
    Diese Geschichte wurde sehr populär und mehrte Mr. Norrells Ansehen für mehrere Wochen während des Sommers. Und wenn Mr. Norrell, wie er es bisweilen tat, von moderner Magie sprach, nahmen die meisten an, dass er so etwas wie diese große Wäsche meinte.
    Aber wenn die Damen und Herren, die Mr. Norrell in den Londoner Salons und Speisezimmern traf, in der Regel von ihm enttäuscht waren, so wurde er immer unzufriedener mit ihnen . Ständig beschwerte er sich bei Mr. Drawlight über die frivolen Fragen, die sie ihm stellten, und sagte, dass die Stunden, die er in ihrer Gesellschaft zubringe, die englische Zauberei keinen Fußbreit voran brächten.
    An einem trüben Mittwochmorgen Ende September saßen Mr. Norrell und Mr. Drawlight in der Bibliothek am Hanover Square. Mr. Drawlight befand sich mitten in einer langen Geschichte des Inhalts, was Mr. F. behauptet hatte, um Lord S. zu beleidigen, und was Lady D. von der Sache hielt, als Mr. Norrell plötzlich sagte: »Ich wäre Ihnen dankbar, Mr. Drawlight, wenn Sie mir in folgender wichtiger Angelegenheit raten könnten: Weiß der Herzog von Portland von meiner Anwesenheit in London? 18 «
    »Ah, Sir«, sagte Drawlight. »Nur Sie mit Ihrer bescheidenen Natur halten es für möglich, dass er nicht von Ihnen weiß. Ich

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