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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03 Der Fluss der Seelen
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entdeckten wir eine grüne Wiese, die uns als ein guter Landeplatz erschien. Hern steuerte sie an.
    Augenblicklich sprang Gull auf und beschwor ihn lautstark, er möge doch nicht anhalten. Hern blickte mich vielsagend an, und wir segelten weiter.
    Am anderen Ufer der Bucht erblickten wir eine Insel, ein erbärmliches Eiland, wo eine Gruppe von Weiden sich über einen Sumpf reckte. Gull ließ uns dort landen, weil wir dazu nicht vom direkten Weg abbiegen mussten. Ich glaube, diese Insel ist schon immer sumpfig gewesen, ein sumpfiger Bergsattel tief am Hang vielleicht, denn es umgab sie ein weiter Ring aus Binsenköpfen – nur die Köpfe ragten noch aus dem Wassen Zumeist handelte es sich um hohe Tanaqui, die tapfer versuchten, unter der Frühlingssonne zu blühen. Die Luft war angefüllt von ihrem Duft, und während das Boot sich zwischen ihnen hindurchschob, störte es ständig die Vögel auf.
    Hern lachte. »Schaut mal! Eine ganze Kette von kleinen Brüdern!« Er wies auf eine Kette von Entenjungen, die zwischen den Weiden ihrer Mutter hinterherschwammen. Entchen kehrte Hern den Rücken zu und schmollte beleidigt. Genau darauf hatte Hern es angelegt. Meine Brüder machen mich manchmal rasend.
    Wir stiegen aus, entfachten ein rauchendes Feuer und aßen. Gull wollte nichts essen. Mit dem Brot in der Hand blieb er einfach sitzen. Robin versuchte, ihm das Essen in den Mund zu schieben, doch er verharrte reglos.
    »Ach, ich weiß einfach nicht, was ich mit dir anfangen soll, Gull!«, brach es aus ihr hervor. Schon bald danach fiel sie in Schlaf. Mit dem Jüngling auf dem Schoß lehnte sie an einer Weide. Gull saß neben ihr und starrte ins Leere.
    Entchen schmollte noch immer. Hern und ich standen auf und streiften über die Insel, aber getrennt. Er nahm das eine Ende, ich das andere, und es war mir völlig egal, ob ich ihn jemals wiedersah.
    Ich verabscheute das Eiland. Wie klappernde Zähne ratterten die Weidenäste im Wind. Hellgelbe Knospen sprossen auf ihnen, eine Farbe, die vor dem grauen Wasser einfach scheußlich wirkte. Mit einem an-und abschwellenden Geräusch spülte es um die Spitzen der Binsen und trug mir schwallartig ihren Duft in die Nase. Ich blickte auf den öligen Torf, auf dem ich stand, und ich blickte über das meilenweite graue Wasser hinaus zur purpurnen Linie des Ufers. Ich fühlte mich einfach erbärmlich.
    Plötzlich glaubte ich, hinter mir die Stimme meiner Mutter zu hören. »Tanaqui, um Himmels willen, reiß dich doch zusammen, mein Kind!«, sagte sie. »Bist du denn zu wütend, um klar zu denken?«
    Natürlich wandte ich mich um, doch ich sah nur das kahle Weidenwäldchen, dahinter Herns Rücken und die andere Küste, die näher war, aber ebenso purpurn und melancholisch wirkte.
    Und wieder erklang die Stimme meiner Mutter hinter mir. Nun wusste ich, dass ich sie mir nur einbildete, denn sie hätte zwischen den Binsenköpfen im Wasser stehen müssen. »Du darfst nicht zulassen, dass Gull das Meer erreicht, Tanaqui«, sagte sie. »Begreifst du denn nicht? Versprich mir, ihn aufzuhalten.«
    Ich wandte mich wieder der Stimme zu, und wie erwartet sah ich niemanden. »Wie er sich anstellt, könnte ich genauso gut versuchen, den Strom aufzuhalten«, sagte ich nur für den Fall, dass sie mich hörte. Dann dachte ich, dass ich mich wie eine Närrin benahm. Fast weinte ich, aber nur fast. Stattdessen ging ich wieder ans Feuer.
    Gull war nicht da. Im ersten Augenblick packte mich große Angst, doch dann sah ich ihn. Er war zum Boot zurückgegangen und hatte sich hineingelegt; nun starrte er in den grauen Himmel. »Bleib lieber, wo du bist«, sagte ich zu ihm. Ich drehte mich um und sah Robin an, die noch immer schlief. Nach allem, was Onkel Falk mir gesagt hatte, kam es mir vor, als habe meine Mutter ein wenig wie Robin ausgesehen. Wenn man Robin so betrachtet und nicht als einen Menschen, den man sehr gut kennt, dann ist sie sehr hübsch. Ihr Gesicht ist lang gestreckt, aber gerundet und ebenmäßig, und sie hat sehr dunkle Augenbrauen. Sie nennt ihr Haar zwar immer gelb und strubbelig, aber ich glaube, die Leute haben Robins Haar im Sinn, wenn sie von goldenen Locken sprechen. Ihre Augen sind groß und blau. Selbst mit geschlossenen Lidern und lila Ringen darunter sah sie hübsch aus.
    Sie erwachte, während ich sie musterte. »Was starrst du mich so an? Was ist passiert?«
    »Gull hat sich wieder ins Boot gelegt«, sagte ich.
    »Von selbst?«, fragte Robin. »Ach, was ist nur mit ihm los,

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