Jones, Diana Wynne
gilt vielleicht für dich«, sagte Entchen, und sein Korb knirschte. »Ich selbst habe einige verblüffende Kräfte.« Manchmal ist Entchen genauso schlimm wie Ked.
Kars Adon blickte uns erneut erwartungsvoll an, als müssten wir noch mehr sagen. Da wir dies unterließen, sagte er ein wenig verlegen, als müsse er uns an eine selbstverständliche Pflicht erinnern: »Bevor wir weiterreden, solltet ihr mir euren Clan nennen und eure Treuebande offenbaren.«
Das war ein schlimmer Augenblick. Entchen und ich wussten nicht, was wir antworten sollten. Ich erwartete fast, dass Hern sich etwas ausdenken würde, denn ich sah, dass er in der richtigen Stimmung dazu war, doch auch Hern schwieg. Der Baumstamm wankte unter mir, weil ich vor Furcht und Scham zitterte. Ich schämte mich, weil Kars Adon so unerschütterlich glaubte, wir wären Heiden wie er selbst, und ich fürchtete, er könnte herausfinden, wer wir wirklich waren, und uns deswegen töten lassen.
»Ken und Arin sagen beide, dass ihr eigenartig sprecht und euch auch wie die Eingeborenen kleidet«, ergriff Kars Adon wieder das Wort. »Das sehe ich selbst. Zweierlei könntet ihr sein.« Während er sprach, lief sein Gesicht unter der heidnischen Bräune rot an. Ich glaube, nach seinen Maßstäben betrug er sich sehr unhöflich. »Ihr könntet einem kleinen West-Clan angehören, einer von denen, die vor uns in dieses Land zogen, oder … Vergebt mir. Oder ihr könntet zu Kankredins Leuten gehören.« Er hielt sich für so ungehobelt, dass er uns kaum noch anzublicken wagte.
»Wer ist Kankredin?«, fragte Entchen.
Kars Adon geriet ob dieser Antwort in einige Verlegenheit. Er wusste, dass er grob unhöflich gewesen war, und hätte am liebsten den Blick abgewandt, doch zugleich war er sehr erstaunt, dass Entchen noch nicht von diesem Kankredin gehört hatte, und hätte Entchen am liebsten forschend gemustert, um zu sehen, ob er sich etwa verstelle. Durch sein Hinsehen und Nichthinsehen, das Verwinden seiner Hände und das Nesteln an der Fibel seines Umhangs flößte er uns ein eben so schlechtes Gefühl ein. »Kankredin«, sagte er. »Kankredin ist der Magier der Magier. Es ist Kankredin auf dem Schiff hinter den Sandbänken. Ihr müsst doch wenigstens das Schiff gesehen haben!«
Bei diesen Worten streckte Hern den Kopf vor. Entchen entgegnete verbindlich – ich hatte nie geahnt, dass Entchen solch ein Lügner war -: »Wir haben vermutet, dass dort ein Schiff liegt, aber es versteckt sich in einem Zaubernebel.«
»Jawohl, das ist Kankredin«, antwortete Kars Adon eifrig. »Wir sind gewarnt, uns von seinem Nebel fern zu halten. Über Kankredin wollte ich mit euch sprechen. Versteht ihr…«
»Einen Augenblick«, unterbrach ihn Hern. »Bevor du uns mehr verrätst.« Bislang hatte Hern noch kein Wort gesprochen. Er sagt, er sei die ganze Zeit voll und ganz damit beschäftigt gewesen zu ergründen, was für ein Mensch Kars Adon war. »Bevor du noch ein Wort sagst!«, fuhr er unversehens den König an. Er sprang von seinem Hocker auf und schoss zum Eingang des Zeltes. Kars Adon starrte ihn an. Das war gröbste Unhöflichkeit.
»Hern!«, rief ich.
»Zieht euch zurück!«, befahl Hern am Zelteingang mit sehr lauter, gewichtiger Stimme. »Ich habe dem König etwas zu sagen, was nur uns angeht.«
Sehr viele Stimmen erhoben dagegen Einwände. Ich glaube, jeder Einzelne im ganzen Lager stand dort vor dem Zelt und lauschte.
»Das weiß ich«, sagte Hern. »Doch ihr könnt ihn auch von einer Stelle aus schützen, wo ihr ihn nicht hören könnt. Geht alle zu der Hütte dort drüben.«
Draußen wurden noch mehr Einwendungen laut.
»Für wen haltet ihr uns eigentlich?«, fragte Hern. »Wir könnten den König jetzt und gleich auf die Gipfel der Schwarzen Berge schaffen, wenn wir es wollten. Ich schwöre, dass wir ihm und seiner Seele kein Haar krümmen. Ich muss den König aber allein sprechen. Nun zieht euch zurück, allesamt.«
Um das ganze Zelt hörten wir Füße davonlaufen. Es musste wirklich jeder einzelne Heide im ganzen Lager dort draußen gestanden haben. Hern umschritt das Zelt einmal, um sich zu vergewissern, dass wirklich alle fort waren, dann kam er wieder herein. Kars Adon hob das Kinn und starrte ihn hochmütig an. Das bewunderte ich an ihm. Er musste befürchten, dass Hern alle möglichen schrecklichen Zauber auf ihn legte, und trotzdem ließ er Hern wissen, wer hier der König war. Was Hern betraf, so merkte ich ihm an, dass er sich vor seiner eigenen
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