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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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im Gegensatz zu Clennen – nicht anzustrengen, um gebrochen zu klingen. Und weil er noch kein Meister war und ohnehin die Töne nicht leiden konnte, die durch die althergebrachte Fingerarbeit entstanden, veränderte er unbewusst die Lieder, ohne es erst zu bemerken; sein Stil war weder alt noch neu, sondern einfach anders. Osfamerons sprunghafte Rhythmen wurden geschmeidiger, und Moril hatte das Gefühl, er würde sogar die Worte verstanden haben, wenn er nur Zeit gehabt hätte, darauf zu achten:
    »Des Adons Halle, sie stand offen.
    Und Schwalben schwirrten dort.
    Durchs Leben fliegt des Menschen Seele.
    Osfameron war dies wohl bewusst.
    Des Vogels Leben, es gleicht dem des Menschen nicht.
     
    Es wandelte Osfameron in seinem Geiste.
Die Amsel fand er dort Ihr Lied, das sollte niemals enden.
Und so lang sein Geist noch fortbesteht, wird auch
der Vogel nie vergehn.«
    In Monis Ohren klang es gut. Für ihn stand fest, dass der gute Klang seiner Fingerfertigkeit zu verdanken und nicht das Werk der Quidder war. Als er fertig war, herrschte jedoch Schweigen auf dem Platz. Die Menschen hatten die alten Lieder noch nie so gespielt gehört und wussten nicht, was sie davon halten sollten. Kialan lenkte ihr Urteil in die richtige Richtung, indem er laut klatschte. Andere Zuhörer fielen in den Applaus ein. Schließlich brach ein Beifallssturm los, der Moni beschämte – schließlich war er nur ein Anfänger –, und noch mehr Münzen wanderten in den Hut.
    Der donnernde Applaus schien Olob zu beunruhigen, denn er wurde bockig, warf den Kopf herum, stampfte mit den Hufen und wollte auf die Hinterhand gehen. Brid rügte ihn, und da erhob er tatsächlich die Vorderläufe und schleuderte Moril gegen Dagner. Brid musste die Zügel wieder nehmen und war damit halb außer Gefecht. Als Dagner das sah, riss er sich zusammen und stimmte ein paar Lieder an, in deren mitreißenden Refrain die Zuschauer einfallen sollten. Leider hatte er damit nur wenig Erfolg, denn die Menschen waren offensichtlich eher geneigt zuzuhören als mitzusingen. Doch nun hatten sie ohnehin alle Stücke vorgetragen, die sie geprobt hatten, und Dagner musste ›Fidele Holander‹ anstimmen und die Aufführung beenden.
    Olob benahm sich noch immer wie ein Fohlen, deshalb kletterte Moril vom Wagen und packte ihm beim Kopf. Die Menge zerstreute sich, und die Menschen rückten vom Wagen ab. Moril hörte, wie Brid sagte: »Soll ich einkaufen gehen? Ich weiß, was wir brauchen«, und dann klimperten die Münzen im Hut.
    »Nein, das mache ich«, entgegnete Dagner. Obwohl die Vorstellung vorbei war, wirkte er noch immer unruhig. Er nahm den Hut und stieg vom Wagen. Fast gleichzeitig kamen mehrere Männer herbei, die Moril als Freunde Clennens erkannte, und umringten Dagner.
    »Was soll das heißen, Dagner? Was ist mit Clennen?«
    Es lief daraus hinaus, dass Dagner mit ihnen einen trinken ging und den Hut mitnahm. Moril sah nicht, in welche Schänke sie gingen, denn gerade in dem Moment sprach ihn ein freundlicher Mann an. Erst reichte er Moril eine Pastete, dann erklärte er ihm – auf väterliche Art –, dass er die alten Lieder völlig falsch gesungen habe und die Welt vor die Hunde ginge, wenn die Menschen sich solche Freiheiten herausnähmen.
    Moril folgte Dagners Beispiel. »Das stimmt schon, aber ich kann sie nicht so singen wie mein Vater«, sagte er mit vollem Mund. Für die Pastete war er außerordentlich dankbar, sonst hätte er dem Mann gleich ins Gesicht gesagt, was er von den alten Liedern hielt.
    Nachdem der Mann gegangen war – er hatte dabei gemurmelt, er wisse nicht, wie es mit der Jugend noch enden solle –, fiel Moril ein, dass Brid mittlerweile Beute der flüsternden feinen Herren sein musste. Er sah zum Wagen hoch und fragte sich dabei, was er in solch einem Fall eigentlich unternehmen konnte. Tatsächlich stand dort einer dieser Herren – oder genauer gesagt, er hatte dort gestanden. Brid funkelte ihn an wie eine Tigerin, und der Herr zog sich mit tiefrotem Gesicht zurück. »Ich hoffe, Dagner denkt ans Einkaufen«, sagte Brid zu Moril, als habe der Herr gar nicht existiert.
    Das hoffte Moril auch. Sie warteten und warteten über eine Stunde lang. Moril tätschelte Olob den bockigen Kopf, Brid saß im Wagen. Hin und wieder sah Moril zu Kialan hinüber, der sich auf dem Marktplatz herumtrieb und offensichtlich ebenfalls wartete. Er kam aber nicht einmal in ihre Nähe. Moril fragte sich zähneknirschend, welchen Grund er dafür haben

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