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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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über die Kopfsteinpflasterstraßen, wo das Rattern des Wagens jedes Flüstern übertönte. Moril berichtete Brid, was geschehen war. Daraufhin fühlte sie sich so schwach und elend, dass Olob leicht hätte durchgehen können, wenn er eines der Pferde gewesen wäre, die dazu neigten.
    »Ich kann es einfach nicht glauben!«, wiederholte sie immer wieder.
    Sie sagte es immer noch vor sich hin, als sich eine halbe Meile hinter Niedertal plötzlich Kialan aus einer Hecke schob und an den Wagen trat. Bei ihrem Anblick lächelte er erleichtert. Dann bemerkte er, dass sie nur noch zu zweit waren, und sein Lächeln verschwand. Er schaute in den Wagen, um sich zu vergewissern, dass Dagner wirklich fehlte, und dann in ihre Gesichter. Als er zu ihnen hinaufkletterte, wirkte sein Gesicht müde und gelblich. »Was ist geschehen?«, fragte er. »Fahrt lieber weiter.«
    »Moril sagt, dass sie Dagner hängen werden, weil er Nachrichten weitergegeben hat«, sagte Brid. »Vater soll Dagner noch darum gebeten haben. Und ich kann das einfach nicht glauben! Nein, ich kann es nicht glauben.«
    »Oh«, stieß Kialan hervor. »Deswegen haben sie ihn erwischt? Ich dachte gleich, dass das Risiko zu allem anderen viel zu groß wäre.«
    »Du bist da ganz gelassen, was?«, fragte Brid. »Aber Dagner ist ja auch nicht dein Bruder.«
    Eine Pause folgte, während der Kialan versuchte, seine Gefühle im Zaum zu halten. Aber seine natürliche Offenheit trug schließlich den Sieg davon. »Also schön«, sagte er. »Er ist nicht mein Bruder. Deshalb glaubt ihr, ich wüsste nicht, was ihr empfindet. Danke deinen Sternen, meine Kleine, dass du nicht zusehen musst, wie sie Dagner aufhängen. Das habe ich nämlich bei meinem eigenen Bruder erlebt!« Brid und Moril drehten sich auf dem Kutschbock herum und sahen Kialan groß an. Aber sie wandten sich schnell wieder ab, denn links und rechts von Kialans hoher Nase rannen dicke Tränen der Wut hinunter. Seinen hellblauen Augen röteten sich. »Ich habe immer so viel von Dagner gehalten«, sagte er. »Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als wir beide klein waren.«
    Schweigen folgte, das nur durch die Geräusche des Pferdes und des Wagens unterbrochen wurde. Brid trieb Olob zur größten Schnelligkeit an, die er auf der ersten steilen Steigung zu den Hochlanden halten konnte. Es war furchtbar für sie, Olob von Dagner fortzutreiben. Auch in Brids Augen standen nun Tränen.
    »Warum haben sie deinen Bruder aufgehängt?«, fragte Moril schließlich.
    »Ohne Grund«, antwortete Kialan grimmig. »Tholians Idee war es – dieses blassäugige Schwein hat auch euren Vater auf dem Gewissen –, aber ich habe von Hadd oder Henda keine Einwände gehört, und von den anderen auch nicht. Natürlich haben sie uns vorher vor Gericht gestellt, damit der Schein gewahrt war. Und als dann herauskam, dass ich erst vierzehn bin – «
    »Ach! Ich hätt’ dich für älter gehalten!«, rief Brid.
    »Das tun viele«, sagte Kialan. »Aber ich bin erst im März vierzehn geworden. Tholian war fuchsteufelswild, denn die anderen Grafen sagten, es verstieße gegen das Gesetz, mich aufzuknüpfen, bevor ich ein Jahr älter geworden wäre. Aber sie hängten den armen Konian und den Kapitän des Schiffes und alle Mitglieder der Mannschaft, die ihnen in die Hände fielen, und ich musste es mit ansehen. Wie kann man auch nur solch ein Pech haben, ausgerechnet dann im Süden zu landen, wenn alle Grafen sich zusammenfinden, um diesen Scheusal Tholian in sein Amt einzusetzen! Sein Großvater war in der Woche davor gestorben.«
    Mittlerweile befanden sie sich so hoch über Niedertal, dass sie just in diesem Moment einen wunderbaren Blick auf den Herrensitz nämlichen Tholians erhielten. Moril betrachtete die langgestreckte, weiß getünchte Stirnseite, die friedlich und ein wenig protzig unter Bäumen stand, und fühlte sich wie eine Maus, die über die Pfoten einer Katze rennt. Er wünschte, der Wagen wäre nicht ganz so leuchtend rosa und auffällig.
    »Allmählich glaube ich«, sagte Kialan elend, »dass ich den Menschen Unglück bringe. Erst Konian, dann euer Vater, jetzt Dagner – und wer weiß, was mit den Menschen passiert ist, die mir auf der Flucht vor Hadd geholfen haben!«
    »Wenn ich das fragen darf«, sagte Brid vorsichtig, »wer bist du wirklich?«
    »Mein Vater ist der Graf von Hannart«, antwortete Kialan, »und wenn ihr mich hier zurücklassen lassen und allein weiterfahren wollt, dann nehm ich’s euch nicht übel.«
    Moril

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