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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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ich mich in der Hecke versteckt hielt, dachte ich, es wäre aus. Ich konnte es kaum fassen, als ich dann doch den Wagen heranfahren sah. Nein, ich denke, Dagners Verhaftung hat nichts mit mir zu tun, und dank dir glauben sie, er hätte nur nebenbei ein bisschen den Freiheitskämpfer gespielt. Ich hoffe nur, dass Tholian nichts erfährt. Er würde sofort zwei und zwei zusammenzählen.«
    »Warum hat Tholian Vater ermordet?«, fragte Moril.
    »Er hat nach mir gesucht«, erklärte Kialan, »aber er wollte nicht, dass jemand davon erfährt, denn angeblich bin ich ja Hadds Gefangener – oder Hendas, darüber stritten sie noch, als ich floh. Dagner vermutete, dass der Spion in Niedertal Tholian einen Hinweis auf euren Vater geliefert hat – vielleicht war es aber auch der arme Kerl, den sie aufgeknüpft haben. Wer auch immer Clennen verraten hat, kann nicht viel gewusst haben, sonst hätten sie uns alle festgenommen. Menschen wie Tholian meinen, dass Tote keine dummen Geschichten erzählen, deshalb ließ er Clennen töten und den Wald nach mir absuchen.«
    »Wenn wir das nur gewusst hätten!«, rief Brid. »Wo warst du denn die ganze Zeit?«
    »Auf einem Baum«, antwortete Kialan, »mitsamt den Kaninchen. Sie durchkämmten die ganze Zeit den Wald, während du die große Quidder gespielt hast, Moril, und das setzte ihnen ziemlich zu. Sie sagten, bei diesem verflixten Jungen und seiner Musik drehe sich ihnen alles im Kopf. Tholian schlug vor, einer solle zurückgehen und dich auch noch umbringen, aber keiner war dazu zu bewegen. Und als du aufgehört hast, hatten sie genug und zogen ab.«
    »Könntest du sie mir mal rübergeben?«, bat Moril. Kialan kroch bereitwillig zum Instrumentengestell und reichte die große Quidder zum Kutschbock weiter. Moril nahm sie und drückte sie fest an sich. Sie fühlte sich groß und solide und tröstlich an. Davon abgesehen, dass sie ihm und Kialan das Leben gerettet hatte, spendete sie ihm auf eine wahrhaft erstaunliche Weise genauso viel Hoffnung wie Olobs weiche Nase. Und nach den Geschehnissen dieses Tages hatte Moril Zuspruch bitter nötig.
    »Spiel etwas«, schlug Kialan vor.
    »Nein, nicht«, widersprach Brid. »Nicht ehe wir uns entschieden haben, was wir tun wollen. Wir sitzen hier mitten in Tholians Grafschaft und müssen, koste es, was es wolle, nach Norden, aber jeder erkennt unseren Wagen. Und wir haben kein Geld. Ich behaupte mal, Vater wollte diesen Weg nehmen, weil es aufgefallen wäre, wenn er woanders entlanggefahren wäre, aber ich finde, wir sollten nach Osten fahren und versuchen, durch die Marschen in den Norden zu kommen.«
    Kialan holte die Karte hervor und schimpfte über deren Ungenauigkeit. »Ich bin dafür, es über das Meer zu probieren«, meinte Moril. »Vielleicht finden wir ein Boot, das gern einen Barden mitnimmt.«
    Kialan starrte auf die Karte. »Auf beiden Wegen brauchen wir eine halbe Ewigkeit. Jetzt können wir nicht mehr als vier Tage vom Flinnpass entfernt sein. Versteht ihr denn beide nicht? Tholian zieht ein Heer zusammen, um in den Norden einzufallen, und Henda hat meinem Vater eine Lösegeldforderung geschickt, damit mein Vater glaubt, ich wäre eine Geisel, und nichts zu unternehmen wagt. Ich glaube auch«, fügte er hinzu, »dass mein Vater erst durch Hendas Botschaft erfährt, dass wir beide nicht ertrunken sind. Wenn ihr mich fragt, ich möchte so rasch wie möglich nach Norden – aber es ist natürlich euer Wagen.«
    Moril musterte Kialan kurz und erkannte, dass sein überheblicher Ton sehr viel mit den Tränen zu tun hatte, die ihm in den Augen standen.
    Brid bemerkte davon nichts. »Ach, ist es wirklich unser Wagen?«, fragte sie. Damit entlockte sie Kialan tatsächlich ein Lachen, auch wenn es verlegen klang.
    »Wir fahren geradeaus weiter«, sagte Moril entschieden. »Wir tun’s auf Vaters Art, ganz offen. Er hat damit Glück gehabt, und mich hat sie vor dem Gefängnis gerettet.«
    Brid und Kialan wirkten sehr erleichtert, dass Moril die Führung an sich genommen hatte. Doch während Olob den Wagen auf die Ebene des ersten Hochlands zog, begannen sie ängstlich Einwände zu erheben.
    »Unschuldige kleine Kinder klingt ja sehr gut«, sagte Brid, »aber was, wenn der Graf hört, dass Dagner das Geschäft des Pförtners übernehmen wollte?«
    Moril blickte sich auf den Feldern um, auf denen das grüne Korn stand und Schafe grasten. Vor dem Himmel ragten die nördlichen Berge auf, durch ihre Entfernung so hoch und blaugrau, dass man sie

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