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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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wären?«
    »Das dachte ich auch«, antwortete Kialan. »Aber ich glaube, das war nur ein Vorwand. Letztes Jahr erst erfuhr ich davon – ich wünschte, man würde mir auch einmal etwas sagen –, als ich etwas von meinem Vater wollte und er nicht aufzufinden war. Da sagte Konian, ich solle den Mund halten, denn Vater würde sich wie üblich mit Clennen dem Barden treffen, aber niemand dürfe das wissen. Ich glaube, damals besprachen sie die nächsten Schritte.«
    »Ich weigere mich aber zu glauben, dass mein Vater ein gemeiner Spion gewesen sein soll!«, rief Brid. »Warum hat er mir nichts davon gesagt? Er hätte mich einweihen müssen. Das ist alles irgendwie so hinterhältig.«
    »Hör auf zu schreien!«, bat Moril sie mit einem besorgten Blick zurück auf Tholians Herrensitz, der in größerer Entfernung und weiter unten wieder in Sicht gekommen war.
    Kialan lachte lauthals los. »Aber das war doch nicht hinterhältig! Das war ja gerade das Wunderbare daran! Zuerst konnte ich gar nicht glauben, dass er der Pförtner sein soll. Ich sah diesen dicken Mann mit der lauten Stimme, der seine ganze Zeit damit verbrachte, Menschen zu beeindrucken, und ich dachte, es müsse ein schrecklicher Irrtum sein. Dann sah ich ihn in diesem kunterbunten Wagen durch Dörfer und Städte ziehen, auch noch in einem scharlachroten Kostüm, damit ihn bloß keiner übersieht, und er sang und verkündete lauthals, dass jetzt zweitausend Goldstücke auf den Kopf des Pförtners ausgesetzt seien. Das war einfach unglaublich! Er und eure Mutter lasen die vielen Botschaften vor und händigten vor aller Augen Briefe aus, und dabei wusste ich, dass die Hälfte dieser Nachrichten gegen das Gesetz verstieß. Aber eben weil es in solcher Offenheit ablief, hat niemand je Verdacht geschöpft. Niemand hätte gedacht, dass Clennen mehr war als ein sehr guter Barde. Und ich glaube wirklich, dass er sich darüber im Stillen am meisten amüsiert hat.«
    Moril blinzelte, während Kialan dieses Bild Clennens zeichnete. Andererseits traf diese Beschreibung seinen Vater recht gut. Clennen hatte ihre Auftritte als ein ziemlich ernst zu nehmendes Spiel betrachtet. Wenn er tatsächlich der Pförtner gewesen war, so erklärte das einiges. »Ich glaube, das war Dagners Fehler«, sagte er traurig. »Er hat versucht, besonders unauffällig zu sein.«
    »Dagner muss schrecklich dumm gewesen sein, wenn er dachte, er könnte dort weitermachen, wo Vater aufgehört hat«, sagte Brid.
    »Das hat er nicht geglaubt«, entgegnete Kialan, »und keinen Augenblick lang versucht. Aber Clennen hat ihn gebeten, wenn irgend möglich, die wichtigsten Angelegenheiten zu Ende zu führen. Dann sollte er in den Norden gehen und dort bleiben. Und die Nachricht für Niedertal war überaus wichtig, weil es darin um einen Spion ging, der sich bei den Freiheitskämpfern eingeschlichen hatte.«
    Moril seufzte und verschwieg Dagners Befürchtung, diese Nachricht ausgerechnet dem Spion übergeben zu haben. Was hätte es genutzt? Stattdessen berichtete er: »Dagner hat gesagt, ich soll dir ausrichten, dass Henda ein Lösegeld für dich verlangt hat. Und Tholian hebt ein Heer aus.«
    »Verdammt!«, rief Kialan bedrückt aus. »Dann muss ich ja irgendwie durchkommen, oder? Du hast Dagner gesehen? Erzähl’ schon.«
    Leise schilderte Moril, was er im Gefängnis erlebt hatte. Dabei konnte er es sich nicht verkneifen, jedes Mal zu Tholians Herrensitz hinüberzublicken, wenn dieser in Sicht kam. Erst nachdem sie die Kuppe des ersten Berges überquert hatten und das Haus nicht mehr zu sehen war, fühlte er sich besser.
    »Du hattest Glück, Moril«, sagte Brid. »Wenn du all das, was Kialan uns gerade erzählt hat, schon früher gewusst hättest, dann würden wir jetzt vielleicht im Gefängnis sitzen.«
    Moril nickte ernst. Die Überraschung, die er empfunden hatte, als der Richter ihm den Grund für Dagners Verhaftung eröffnete, hätte er ganz gewiss nicht spielen können. Und nur durch einen glücklichen Zufall hatte er Kialan nicht erwähnt.
    »Ich konnte nicht begreifen«, sagte Kialan, »warum Clennen solchen Wert darauf legte, euch beide im Unklaren zu lassen. Er verbot mir, euch zu verraten, wer ich bin, und Dagner war der gleichen Meinung. Jetzt glaube ich, dass euer Vater uns damit die Haut gerettet hat. Ich wünschte nur, Dagner wäre auch gerettet worden.«
    »Du glaubst also nicht, dass Dagner deinetwegen verhaftet wurde?«, fragte Moril.
    »Zuerst habe ich das schon geglaubt. Während

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