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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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auf den ersten Blick für eine Wolkenbank halten konnte.
    »Man wird nach einem gewissen rosa Wagen Ausschau halten«, sagte Kialan. »Können wir ihn in einer anderen Farbe streichen?«
    »Dunkelgrün wäre am besten«, meinte Brid. »Aber wir haben kein Geld dafür.«
    Ein Dorf kam in Sicht, das sich vor dem nördlichen Gebirgsmassiv sehr klein ausnahm. Moril fasste sich ein Herz, bevor Brid und Kialan auf noch wildere Ideen kamen. »Tholian kennt mich«, sagte er. »Er hat mich in Markind auf der Leiter erkannt. Das ist eben der Nachteil, wenn man rote Haare hat.«
    »Zieh dir einen Hut über«, schlug Kialan vor.
    Moril wandte sich Kialan zu, um ihm den Mund zu stopfen. »Was ist mit diesem Dorf?«, fragte er und bemerkte da erst Kialans Erschöpfung. Sein Gesicht war so bleich, wie es bei seinem dunklen Teint nur möglich war, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Die vielen Nachtwachen und die Aufregung in Niedertal waren zu viel für ihn gewesen. »Leg dich in den Wagen«, schlug Moril mitleidig vor, »ich ziehe die Plane hoch.«
    Kialan legte sich dankbar neben den Weinkrug, und Moril zog die Leinwand vor, bis sie ihn verdeckte. Während sie durch das Dorf fuhren, hielt Brid die Zügel. Moril saß neben ihr und spielte leise die Quidder. Auf der Anhöhe über dem Dorf stand ein kleiner grauer Turm, der dem Baron der Hochlande gehörte. Brid sah hinauf und erschauerte vor Entsetzen, wusste sie doch nun, dass sich der Sohn des Grafen von Hannart in ihrem Wagen versteckte. Moril hingegen war klar, dass sie in keiner größeren Gefahr schwebten als zuvor; nur waren sie sich jetzt darüber im Klaren. Der Turm und die Berge ließen ihn an das Hannart seiner Fantasie denken. Er fühlte sich besänftigt und ruhig.
    Einige Menschen blickten auf oder schauten aus den Türen ihrer Häuser, als sie den Wagen und das Quidderspiel hörten. Als sie sahen, wer kam, lächelten sie und winkten. Brid gab sich große Mühe, zu lächeln und zurückzunicken. Aus einem Haus kam eine Frau und ging neben ihnen her.
    »Seid ihr heute durch Niedertal gekommen?«
    »Ja«, antwortete Moril.
    »Es heißt, dort sei ein Mann gehenkt worden.«
    »Ja, das stimmt. Wir haben ihn gesehen.«
    »Ich hab’s gewusst«, sagte die Frau lächelnd. »Es konnte gar nicht anders mit ihm enden!« Sie wirkte so vergnügt, dass Moril glaubte, sie müsse den Gehenkten sehr gehasst haben, doch dann bemerkte er die Tränen in ihren Augen und begriff, dass sie nur versuchte, ihre wahren Gefühle zu verbergen. Er wollte etwas sagen, um sie zu trösten, doch sie wandte sich vom Wagen ab und kehrte in ihr Haus zurück. Moril fragte sich, ob Clennen sie gekannt und was sie mit dem Gehenkten verbunden hatte.
     

9.
    Eine gute Meile hinter dem Dorf schaute Olob die Sonne, die zwischen die blauen Berge wanderte, und hielt auf einen Feldweg zu, der links von der Straße abzweigte. Brid versuchte ihn daran zu hindern. »Nein, Olob. Wir müssen weiter.«
    »Lass ihn einen Lagerplatz finden«, widersprach Moril. »Ich sagte dir doch, wir sollten auf keinen Fall schuldbewusst aussehen. Außerdem haben wir seit heute Morgen nichts mehr gegessen.«
    »Du hast eine Pastete gegessen, du Glückspilz!«, fauchte Brid ihn an, aber sie gab nach und ließ Olob den Wagen auf einen abgeschiedenen grasigen Flecken unter einem Felsvorsprung ziehen. Über grüne Moose sickerte ein Bach den Felsen hinunter. Moril kletterte vom Wagen und fühlte sich dabei zittrig in den Knien.
    »Wenn wir so dicht am Dorf lagern wollen«, sagte Kialan, der aus seinem Versteck hervorkam, »dann sollten wir heute Nacht lieber Wache halten.«
    »Wozu?«, fragte Moril. »Niemand wird sich die Mühe machen, uns heute Nacht nachzuspüren. Wir sind doch nur drei Kinder. Und wenn jemand kommt, während wir noch wach sind, hören wir ihn ja.«
    »Ich halte trotzdem Wache«, entgegnete Kialan.
    »Nein, das tust du nicht«, widersprach Moril. »Es hat keinen Sinn.«
    »Meine Güte, bist du plötzlich herrisch geworden!«, fuhr Brid auf. Dann wandte sie sich Kialan zu. »Und wenn du krank wirst, weil du jede Nacht durchwachst, was sollen wir dann mit dir anfangen?«
    Moril erkannte, dass Brid nur deswegen so wütend war, weil sie sich müde und elend fühlte. Deshalb gab er keine Antwort, sondern begann, Olob auszuschirren. Auch Kialan musste den Grund für ihren Unmut bemerkt haben, denn er sagte müde: »Na, schon gut. Keine Einwände«, und begann, Brennholz zu sammeln.
    Brid sah sich derweil die Vorräte

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