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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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wachte er auf, weil jemand kam, der Keril sprechen wollte, und ärgerte sich über sich selbst. Keril hatte ihm dadurch, dass er ihm die fremdartige Inschrift vorlas, genau erklärt, wie er die Quidder benutzen musste, um damit das Gleiche zuwege zu bringen wie Osfameron.
    Danach blieb erst einmal keine Zeit zum Nachdenken. Der Mann hatte Keril geweckt, um ihn zu melden, dass in der Nacht ein Reitertrupp auf der Straße am Lager vorbeigezogen und soeben im Galopp zurückgeprescht sei. Vermutlich waren die Männer zu Tholian unterwegs, um ihm Meldung zu erstatten. Beide Male waren sie zu schnell geritten, um das Lager zu entdecken.
    Zweifellos hatten die Reiter den Wagen gesucht. Tholian musste sich gedacht haben, dass Moril, Brid und Kialan nach Norden fliehen würden, so schnell sie konnten. Da die Reiter sie nicht gefunden hatten, würde Tholian annehmen – so viel stand für Keril fest –, dass die Flüchtigen den Norden bereits erreicht hatten – und damit auch die Nachricht über sein neues Heer. »Und wenn ich Tholian wäre«, sagte er, »würde ich mich auf der Stelle in Marsch setzen, bevor der Norden sich auf einen Krieg vorbereiten kann. Wir müssen uns beeilen.«
    Sie brachen das Lager ab und machten sich auf den Weg. Der Wagen kam mit, und zwischen den Deichselarmen ging ein ungewohnt junges Pferd, damit er schneller vorankam. Olob wirkte so untröstlich, dass Brid sagte, sie wolle auf ihm reiten. »Er lässt mich schon«, beruhigte sie die anderen, »solange ihm niemand einen Sattel auflegt. Ich möchte nicht, dass er sich vernachlässigt fühlt.« Darum ritt sie ohne Sattel auf Olob, an den Füßen ihre Stiefel – schließlich war sie in Gesellschaft eines Grafen. Olob schien nichts dagegen zu haben. Er ging nur recht langsam. Brid hatte einige Schwierigkeiten, mit dem Wagen Schritt zu halten, auf dem Moril mit seiner Quidder saß und nachdachte. Der Wagen wurde von einem großen, schweigsamen Nordländer namens Egil gelenkt, dessen Pferd sich Kialan geliehen hatte.
    »Weißt du«, sagte Brid zu Moril, »ich wünschte, Kialan hätte sich nicht als der Adon entpuppt. Jetzt ist es mir peinlich, dass ich ihn mag.«
    Moril war eigentlich in angestrengtes Nachdenken versunken, doch darüber musste er lachen. »Du wirst dich daran gewöhnen.«
    »Du bist wirklich unverbesserlich!«, rief Brid, aber nicht so wütend, wie sie eigentlich wollte.
    Dass Kialan sich als der Adon entpuppt hatte, beschäftigte auch Morils Gedanken. Es gehörte zu drei Dingen, die er zu verarbeiten versuchte. Die beiden anderen waren die Bedeutung der Inschrift auf seiner Quidder und seine eigene Entdeckung, wie man mit ihr die Wahrheit verkündete. Seltsam, dachte er, wie rasch man sich an neue Ideen gewöhnt. Was gestern noch weltbewegend klang, war heute schon ein alter Hut, mit dessen Hilfe man bestenfalls auf wieder neue Ideen kam. Er bemühte sich, seine Ideen zu einem Ganzen zusammenzufügen, während die Abteilung Nordländer durch den Markwald hetzte.
    Die Straße mieden sie, denn Keril wollte nicht Gefahr laufen, gesehen zu werden. Längs der Straße gab es Lichtungen und Dörfer, in denen genug Menschen lebten, um den kleinen Trupp Nordländer im Kampf zu binden, bis Tholian heran war und ihn auslöschte. Darum drangen sie im Schutz der Bäume nach Norden vor. Die Reiter hatten damit keine Mühe, für die Wagen aber war es schwer. Alle machten sich Sorgen um das letzte Stück, wo sie den Wald verlassen und eine freie Ebene überqueren mussten, um den Flinnpass zu erreichen. Hatten sie den Pass erst erreicht, waren sie in Sicherheit, denn er wurde von der Flinn-Feste geschützt, der südlichsten Festung der Nordlande.
    Die Dunkelheit überraschte sie noch im Wald. Keril sorgte sich sehr, weil sie so langsam vorankamen, aber sie waren den ganzen Tag gereist und müde. Sie mussten riskieren, ein Nachtlager aufzuschlagen. Nach dem Abendessen an einem Lagerfeuer, dessen Lichtschein sorgfältig abgeschirmt wurde, berichteten Moril, Brid und Kialan in Einzelheiten, was sie erlebt hatten. Kialan erwähnte manches, was Morils Verdacht bestätigte, er habe ihnen längst nicht alles erzählt, was ihm in Holand zugestoßen war. Keril wurde so wütend und traurig, dass Kialan das Thema wechselte und von dem Weinkrug erzählte.
    »Mir tut es ja Leid um das viele Gold, das wir Tholian gelassen haben«, fügte er hinzu. »Mit dem Rhabarber kann er glücklich werden, und mit den Briefen auch, aber das Geld hätten wir doch besser vorher

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