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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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gewaltiger Grillspieß, eine Reihe von Haken für Kessel. Cennoreth schien die Ausstattung eines Schmiedes an ihrem Kamin aufzubewahren. Maewen und Moril stolperten über einen Kaminbock. Eine lange Zange verhakte sich zwischen Mitts Beinen, und er taumelte zur Seite. Damit zerriss er den letzten Riemen. Moril und Maewen stürzten vor Cennoreths Füßen zu Boden, und beide versuchten sich zu retten, indem sie sich an der Schwertscheide festhielten. Mitt hielt ein blankes Schwert in der Hand.
    Es war wirklich eine ganz einfache Klinge, wie er sah. »Ich schätze, wir haben hier sämtliche Regeln gebrochen«, sagte er mit gespieltem Bedauern.
    »Du hast wenigstens ein halbes Dutzend Knoten berührt«, keuchte Moril voller Hoffnung.
    Cennoreth machte ein seltsames Gesicht. Wahrscheinlich verkniff sie sich ein Lachen. »Nein, das hat er nicht«, sagte sie. »Ich habe ihn genau beobachtet. Wer von euch soll das Schwert bekommen?«
    »Sie«, sagte Moril.
    »Dann gebt es ihr bitte und räumt danach meinen Kamin auf«, sagte Cennoreth. »Ich kümmere mich lieber wieder um meine Webarbeit.«
    Maewen erhob sich auf die Knie und streckte die Schwertscheide vor. Mit einer ärgerlichen, schwungvollen Gebärde schob Mitt das Schwert hinein. Auf diese Weise wirkte es zeremoniell. Mitt hegte nicht den geringsten Zweifel, dass Manaliabrid der Ansicht wäre, Noreth habe das Schwert errungen. Er wandte sich voll Abscheu ab, um Moril zu helfen, das Kaminbesteck aufzusammeln und lautstark neben dem Rost zu stapeln. Klirr. Gar nicht so einfach, Kankredins Pläne zu durchkreuzen. Klonk. Bing. Na ja, wie konnte es auch leicht sein? Kankredin war ein Unvergänglicher, also besaß er große Macht. Der Alte Ammet war so stark, dass man nur einen seiner Namen zu sagen brauchte, und schon … Ach du lodernde Unterhose! Mitt hielt mit den Schüreisen vor der Brust inne und blickte zu den baumelnden, abgeschnittenen Lederriemen und ausgerissenen Nägeln hoch. Darum hatte der Erderschütterer ihn an diese Namen erinnert! Und ihm war nicht in den Sinn gekommen, einen davon zu benutzen. Klirr – verdammt! – KLONK! So, fertig.
    Niedergeschlagen folgte Mitt Moril und Maewen ans Fenster. Wend stand an den Webstuhl gelehnt und beobachtete Cennoreth, die ihr gerade erst gewobenes Tuch glättete. Maewen sah nun deutlich, wie sehr sie einander ähnelten, obwohl Wend so glatt und jung wirkte. Sie bemerkte jedoch noch eine andere Gemeinsamkeit. Die hingebungsvoll verträumte Art, mit der Cennoreth arbeitete, erinnerte sie an ihre Mutter, wenn sie eine neue Statue modellierte. Sie waren in etwa gleich gebaut, wenn Mutter auch glatteres, dunkleres Haar hatte. Cennoreth schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf, während sie über die Wolle strich, auch das ganz wie Mutter. Ein Kamm rutschte ihr aus dem Haar, und sie schob ihn ungeduldig zurück. »Das ist ja ein hübsches Knäuel«, sagte sie.
    Das Tuch war sehr eigenartig – noch eigenartiger als Mutters Skulpturen, die Maewen insgeheim für ziemlich verrückt hielt. Auf den ersten Blick sah es aus, als habe die Hexe wahllos jede Farbe auf ihren vielen Spindeln benutzt und sie so oft gewechselt, dass alles zu einem rötlichbraunen Brei verschwamm. Schaute man aber eine Weile hin, so hoben sich kleine, enge Buchstaben aus dem Gewebe und schienen fast Wörter bilden zu wollen. Glaubte man, ein Wort entdeckt zu haben, sprangen stattdessen Muster ins Auge, große und kleine Muster, die sich in verschiedenen hellen Farben gewunden über das gesamte Tuch zogen. Das Knäuel, das Cennoreth gerade glättete, war von einem Rostorange, das plötzlich in Hellrot überging. Dieser Übergang kam so abrupt und unvermutet, dass auf dem Webeschiffchen noch scharlachrotes Garn zu sehen war. Das Schiffchen hing in einer Reihe anderer Schiffchen, die für die nächste Zeile benutzt werden sollten, von der halbfertigen Kante herab.
    »Ihr braucht gar nicht so zu gucken«, sagte Cennoreth. »Mein Großvater hat mich gebeten, mit dem Weben weiterzumachen. Was dabei herauskommt, liegt nicht in meiner Hand. Seht euch das nur an. Ich kann mir gar nicht erklären, was du mit dem Schwert meines Schwiegersohns machst, junge Dame. Du bist nicht, wer du sein solltest. Wie heißt du wirklich?«
    Die anderen starrten Maewen an, und der Schreck auf ihren Gesichtern war selbst im schwachen Licht zu sehen, das durch das Fenster einfiel. Moril stand der Mund offen. Wend war weiß im Gesicht. Mitt und er wichen von Maewen zurück, und

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