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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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Mitt runzelte sinnend und erhellt zugleich die Stirn, weil mehrere Rätsel sich lösten, über die er noch gar nicht richtig nachgedacht hatte.
    Maewen wich ebenfalls zurück; sie hielt das Schwert umklammert. Wenn sie es nicht gehabt hätte, um sich daran festzuklammern, wäre sie wohl vor Entsetzen in Ohnmacht gefallen. »M-Maewen«, gestand sie. Cennoreth blickte sie an. Unter diesen anklagenden blaugrünen Augen meinte Maewen, sich korrigieren zu müssen. »Äh, Mayelbridwen Bard, um genau zu sein.«
    »Hm. Das klingt mir ganz nach einer fremdartigen Fassung des Namens, den meine Tochter trug«, sagte Cennoreth. »Woher kommst du?«
    »Aus der Gegenwart – eurer Zukunft, meine ich«, gestand Maewen.
    Alle waren bestürzt. »Das kann doch nicht möglich sein!«, rief Wend.
    »O doch – es ist zumindest wahr«, sagte Cennoreth. »Dieses rote Knäuel stammt von keiner Spindel in diesem Raum. Ich überlege schon lange, wie ich an den Farbstoff komme, um einen solchen Faden herzustellen, aber ich habe es noch nicht geschafft – ich nehme aber an, dass es mir schon bald gelingen wird. Ich dachte mir gleich, dass etwas seltsam sei, als ich gestern das Schiffchen vorbereitet habe, aber es war neblig, und ich hatte schlechtes Licht. Eben erst konnte ich es richtig sehen.«
    Wend wirkte völlig niedergeschmettert. Mit einem Mal sah er älter aus als seine Schwester. »Trenn es auf – trenn es auf!«, flehte er plötzlich. »Bevor es zu spät ist! Schnell, Tanaqui! Trenn es auf!«
    »Sei nicht albern«, schalt ihn seine Schwester.
    »Aber du hast schon vorher aufgetrennt, was du gewebt hattest!«
    »Nicht oft und schon seit Jahrhunderten nicht mehr«, entgegnete sie. »Und damals nur, wenn der Eine mich darum gebeten hat.«
    »Aber das letzte Mal habe ich dich darum gebeten!«, schrie Wend. Er wirkte sehr verzweifelt. »Weißt du nicht mehr? Ich habe dich darum gebeten, nachdem der schmierige Verräter den Adon getötet hatte. Und du hast die Fäden aufgetrennt!«
    »Entchen, damit habe ich einen Todesfall ungeschehen gemacht«, sagte sie mit großem Ernst. »Du wirst doch nicht von mir verlangen, dass ich einen lebendigen Menschen ungeschehen mache.«
    »Warum denn nicht?«, verlangte Wend zu erfahren. »Sie ist eine Schwindlerin. Trenne die Fäden auf. Schick sie zurück! Ich will sie hier nicht haben!«
    Maewen packte das Schwert fester und blickte vom einen zum anderen. Wend war also doch verrückt. »Aber du willst mich hier haben!«, wandte sie ein. »Du hast mich hierher geschickt! Du hast mir im Palast gesagt, du möchtest, dass ich Noreths Platz einnehme.«
    Wend wandte sich ihr zu, so wütend und groß und voll unheimlicher Macht, dass sie erneut einen Schritt zurückwich. »Ich will dich hier nicht haben! Warum sollte ich dich hierher schicken?«
    »Weil«, sagte Maewen stockend, »weil die echte Noreth verschwunden ist und du weißt, dass ich aussehe wie …«
    »Verschwunden!«, rief Wend. In seinem Blick lag kein Wahnsinn, begriff Maewen, sondern so viel Trauer und Schrecken und Wut, dass seine Augen glänzten, als sehe er sie gar nicht richtig.
    »Ich dachte, du wüsstest das schon«, sagte sie. »Wegen dem, was du mir gesagt hast, du weißt schon, beim Wegstein … bei Adenmund …«
    » Wie bitte?«, rief Wend. »So lange schon?« Er fuhr zu seiner Schwester herum. »Wo ist Noreth von Kredinstal?«
    Cennoreth fuhr mit den Fingern am rostfarbenen Muster entlang und über den scharlachroten Wollknoten, bis der Faden im Schiffchen verschwand. »Das steht hier nicht. Das ist noch nicht gewoben.« Wend schrie wütend auf. »Verstehst du nicht, Entchen?«, fragte Cennoreth. »Ich weiß es auch nicht.«
    Maewen hätte schwören können, dass Wend weinte, als er zu den Jungen herumfuhr und sie anfunkelte. »Und wisst ihr es?« Mitt und Moril schüttelten den Kopf. »Woher auch!«, rief Wend verächtlich. »Ihr denkt nur an euch selbst. Begreift ihr denn nicht? All meine Hoffnung ruht auf Noreth. Es hätte wieder eine Königin geben können.«
    »Nein, hätte es nicht«, sagte Maewen unklug. »Es wird einen Kön…«
    Wend fuhr herum und brüllte sie an: »Was weißt denn du davon? Du bist nicht Noreth! Du bist niemand! Du bist nicht die, für die ich all die Jahre die Grünen Straßen gepflegt habe! Du kannst vergehen, und die Grünen Straßen mit dir! Keinen Schritt gehe ich noch mit irgendeinem von euch!«
    Er kehrte ihnen den Rücken zu und stürmte aus dem Zimmer; mit langen Schritten stakste er von einer

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