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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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gegessen, dass er einfach nichts mehr unterbringen konnte. Baron Stair wurde ungeduldig. Er grollte etwas über »diese elenden faulen Barden!«, und vom Hof hörte man lautes Klappern und Scharren: Die Tische wurden beiseite geräumt. Hestefan erhob sich von seinem Platz am Ende der Halle und stellte sich in die große Türöffnung. Zu Mitts Überraschung stellten sich Fenna und Moril zu ihm.
    Navis runzelte die Stirn. »Ich finde, weder das Mädchen noch der Junge sollten hier sein. Sie wirken beide krank. Aber sie müssen wohl lernen, für ihr Brot zu arbeiten.«
    Seine Worte gingen im Applaus und den Beifallsrufen fast unter. Niemanden sonst scherte es auch nur im Mindesten, wie es den beiden Barden ging, denn es sollte zum Tanz aufgespielt werden. Auch in der Halle schob man Tische beiseite. Hestefan hängte sich eine kleine Trommel um den Hals, vergewisserte sich, dass Fenna mit ihrer Handorgel bereit war und Moril seine Quidder gestimmt hatte, dann schlug er eine energische Gigue an. Drinnen und draußen griff sich alles einen Partner und tanzte.
    Immerfort ging der Tanz weiter. Zuerst lehnte sich Mitt an einen Tisch, fühlte sich ein wenig fehl am Platze und sah zu, wie Navis von Frau Eltruda herumgewirbelt wurde. Beim nächsten Lied allerdings packte ihn eine junge Dame in scharlachroten Bändern, und von da an tanzte er mit. Die Menschen im Saal umwirbelten ihn feurig und ausgelassen. Immer wieder warf er einen Blick auf Navis, der nach wie vor mit Frau Eltruda tanzte, was ihn ein wenig beunruhigte, weil Baron Stair sich nur auf seinem Sessel fläzte und weitertrank. Ein-oder zweimal sah er allerdings, wie Navis auf sehr höfische Weise mit Noreth tanzte. Mitt hätte es nicht gewagt, Noreth um einen Tanz zu bitten; er kannte keinen einzigen Tanzschritt. Die jungen Damen quietschten vor Lachen, wenn sie ihm zusahen, und schoben ihn immer wieder zurecht, aber er machte alles falsch. Jedes Mal, wenn seine verzweifelten, unwissenden Bemühungen ihn in tiefste Nöte brachten, schien er dem Blick Morils zu begegnen, der im Eingang stand und unermüdlich seine Quidder spielte, und dann entdeckte er boshafte Belustigung in Morils Augen. Allmählich wurde Mitt deswegen ärgerlich.
    Mitt war überhaupt nicht darauf vorbereitet, als die Barden plötzlich zu einer langsamen, gespenstischen Melodie wechselten und jeder mit dem Tanzen aufhörte. Einen Augenblick lang war Mitt der Einzige, der sich noch drehte. Moril grinste. »Was ist das für ein Lied?«, keuchte Mitt.
    »›Bei Mittsommer unvergänglich‹ natürlich«, antwortete das Mädchen mit den roten Bändern. »Wir haben kurz vor Mitternacht.«
    Ringsum trennten sich die Tanzpartner, und die Kellner gingen mit Flaschen voll kostbarem Weißwein herum, Wein aus dem Süden, mit dem man die Mitternacht willkommen hieß. Jemand stellte drei Becher davon für die Barden auf die Stufen.
    Navis senkte den Kopf über seinen Kelch und sog den Duft tief ein. »Das habe ich wirklich vermisst«, sagte er zu Mitt. »So weit im Norden wächst kein Wein.«
    Sie tauschten ein knappes Lächeln des Stolzes auf den Süden, obwohl er sie beide vertrieben hatte. Mitt sagte verwundert: »Das kann doch nicht das Einzige sein, was dir fehlt!«
    »Ich glaube doch«, entgegnete Navis. »Hier ist das Leben nie langweilig.« Bei diesen Worten drückte er Mitt den Kelch in die Hand und stürzte zur Tür. Er kam gerade rechtzeitig an, um Fenna aufzufangen, die die schwere Orgel fallen ließ und ohnmächtig wurde. Alles starrte entsetzt, während Navis sich mit Fenna in den Armen Hestefan zuwandte. »Was hast du dir dabei gedacht, das Mädchen heute Abend spielen zu lassen? Konntest du etwa nicht sehen, dass sie krank ist?«
    Hestefan sah ihn zögernd und bang an. »Sie hat geschworen, ihr gehe es gut, Herr, und wir brauchten sie für die Orgel. Ich danke dir, dass du sie aufgefangen hast.«
    Navis sah Moril an. »Und du? Fühlst du dich auch wohl?«
    Morils Gesicht gab kaum etwas preis, doch Mitt merkte ihm an, dass er Navis nicht einmal dann ein Unwohlsein gestanden hätte, wenn er mit zehn gebrochenen Fingern hätte spielen müssen. »Mir geht es sehr gut, ich danke dir«, sagte Moril.
    Nun erhob Frau Eltruda die Stimme. Zwei Frauen kamen und brachten Fenna eilig fort. Jemand schob die schwere kleine Orgel neben die Tür. Es war fast Mitternacht. Eine wimmelnde Menge Männer und Frauen sammelten alle Kerzen und Lampen ein, die sie fanden, und stellten sie in zwei langen Reihen auf den

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