Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
Vom Netzwerk:
Dummköpfe«, sagte er. »Wir haben sie in Adenmund gelassen.« Das zunehmende Sonnenlicht fiel rot auf seinen Kopf. Maewen konnte die Augen nicht von ihm nehmen. Auch ihn kannte sie. Er war der unbekannte Bardenjunge vom Porträt im Palast.
    »Und Frau Eltruda war so freundlich, uns ein Maultier zu leihen«, sagte Hestefan.
    »Frau Eltruda ist immer großzügig«, sagte Navis, und es schien ihm ernst zu sein. Jedenfalls klang er dabei längst nicht so ironisch wie sonst. »Und was ist mit den anderen, die uns folgen? Seid ihr an irgendwelchen Völkerscharen vorbeigekommen, die hasten, um sich Noreth anzuschließen?«
    Hestefan schüttelte langsam den Kopf. »Wir waren allein auf der Straße.« Maewen bemerkte, wie der Bardenjunge und auch Mitt sie ansahen, als befürchteten sie, sie könnte über diese Neuigkeit sehr enttäuscht sein.
    Und dann blickten alle erwartungsvoll sie an.
    »Äh…«, sagte Maewen. »Nun, dann sollten wir wohl aufbrechen, denke ich.« Sie sagte sich, dass sie am besten den Zug anführte, und lenkte ihr Pferd auf den grünen Weg, der von dem Wegstein ausging. Dann hielt sie inne. Wend war zu Fuß.
    »Kannst du mit uns Schritt halten?«, fragte sie. Und falls nicht, geschieht es dir recht!
    Wend zog sich eine schreckliche, viel zu weite Mütze auf den Kopf und lächelte sie maßvoll an, wie es seine Art war. Maewen begann sein Lächeln allmählich zu verabscheuen. »Ich folge den Grünen Straßen jeden Tag, Herrin. Solange ihr nicht im Galopp reitet, komme ich schon mit.«
    Ich wünschte, er würde nicht so reden!, dachte Maewen, während die kleine Gruppe sich in Bewegung setzte.
    Zunächst redete niemand viel, und Maewen war froh über die Stille. Sie musste sich über so viele Dinge klar werden. Vor allem erfüllte sie noch immer die bebende tierhafte Vorsicht, die sie erst empfunden hatte, weil sie Wend für verrückt hielt, und dann, weil sie glauben musste, dass er die Wahrheit gesprochen hatte. Dazu kam der durch nichts gemilderte Schock, unversehens wirklich und wahrhaftig zweihundert Jahre in die Vergangenheit gereist zu sein. Eins ergab sich aus den Umständen von selbst: Diese Expedition mit ihr an Stelle Noreths musste von großer Bedeutung sein. Wenn zwei ihrer Teilnehmer wichtig genug gewesen waren, dass man ihre Porträts im Palast aufhängte, konnte daran überhaupt kein Zweifel bestehen. Furchteinflößend war es – solche Verantwortung für ein gewöhnliches Mädchen, das zufällig genauso aussah wie diese Noreth. Vielleicht, dachte Maewen hoffnungsvoll, entkommt Noreth ja und übernimmt später wieder. Aber wenn das passiert…
    Und hier stieß Maewen auf eine Frage, die ihr schon ganz leise durch den Kopf gegangen war, bevor sie die goldene Statue anfasste, schon in dem Augenblick, in dem Wend ihren Namen zum ersten Mal erwähnte: Wenn Noreth so bedeutend war, warum steht ihr Name dann nicht in den Geschichtsbüchern? Ich habe ihn noch nie gelesen, nicht ein einziges Mal. Vater hat sie auch nie erwähnt. Keiner der Führer sagte auch nur ein Wort von ihr, und sie redeten ununterbrochen von Amil dem Großen. Die meiste Furcht aber flößte Maewen die Überlegung ein, dass sie nun Noreth zu sein schien und dass daher sie für immer aus der Geschichte verschwinden würde. Sie schauderte, und sie versuchte, nicht an Kankredin zu denken.
    Nun, Amil der Große tritt schon bald hervor, überlegte sie. Ich übergebe ihm einfach die ganze Sache. Diese Idee gefiel ihr weit besser als der Gedanke, dass sie allein auf sich gestellt entweder Geschichte schrieb – oder komplett aus der Geschichtsschreibung verschwand. Ich mache einfach weiter, bis er auftaucht. Sie hob den Kopf und schaute sich um; sie wollte wissen, wo sie nun waren.
    Vor ihnen bog sich die Grüne Straße sachte, stieg ein klein wenig an und führte auf der, wie es schien, bequemsten Route ins Gebirge. Zuerst verlief sie zwischen steilen Hängen aus braunem Fels, und Maewen konnte nicht allzu weit sehen. Die Berge ändern sich nicht, erinnerte sie sich. Wenn ich sie sehe, erkenne ich sie auch. Auch wenn es zweihundert Jahre zuvor in Kredinstal noch keine große Raffinerie gegeben hatte und Webersholm vermutlich noch ein Dorf war, irgendwelche Orientierungspunkte würde sie schon finden.
    Meilenweit war jedoch gar nichts zu sehen außer gelegentlichen Ebereschen, die sich wie Wächter über den Weg neigten, oder kleinen Bächen, die sorgsam unter dem Weg hindurchgeleitet wurden. Die Ecken der Straße waren angehoben,

Weitere Kostenlose Bücher