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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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schien, dass ich an deiner Stelle versuchen würde, mich aus der Bedrängnis herauszuwinden, in die sie dich gebracht haben. Sehe ich das richtig?«
    Mitt räusperte sich wieder. Seine Stimme klang trotzdem noch immer rau und verzweifelt. »Ich begehe keinen Mord!«
    »Das will ich auch hoffen!«, sagte Alk. »Trotzdem bin ich froh, es aus deinem eigenen Mund zu hören. Wie ist sie denn so, diese Noreth?«
    »Sommersprossig«, sagte Mitt. »Sprüht vor Leben. Ich hab sie zuerst für einen Jungen gehalten. Sie ist großartig. Sie ist überhaupt nicht auf den Kopf gefallen, auch wenn man das erst mal glauben könnte.«
    »Soso?«, fragte Alk. »Was bezweckt sie denn dann damit, mit dir als Begleiter die Straße des Königs abzureiten? Mir kommt das nicht besonders klug vor. Es gibt noch viel mehr Grafen als Keril und meine Gräfin, die versuchen werden, sie ein für alle Mal daran zu hindern.«
    »Das weiß ich. So ausgedrückt, klingt es ziemlich dämlich.« Doch so dumm es auch sein mochte, Mitt stellte fest, dass er Noreth in Schutz nahm. »Sie nimmt Anteil am Leben der Menschen, und sie hat gute Ideen. Viele Leute werden ihr folgen. Und sie hat wirklich einen Anspruch auf die Krone.«
    »Was das betrifft«, entgegnete Alk, »so haben den viele. Sie sagt, sie stammt von dem Adon da neben dir und seiner zweiten Frau Manaliabrid ab, richtig? Nun, ich habe ein bisschen darüber nachgelesen.«
    Mit seiner großen Hand machte er eine Geste auf die Laterne und den Glaskasten, auf dem sie stand. Eine Reihe von Büchern lag dort ausgebreitet, mehrere davon geöffnet, andere mit Lesezeichen zwischen den Seiten. Eines dieser Lesezeichen war ein Schuhlöffel; ein anderes ein sechszölliger Nagel. Das sah Alk ähnlich. Zu einer anderen Zeit, unter anderen Umständen hätte Mitt gegrinst.
    »Nach all den Jahren ist meine Rechtskunde einwenig rostig geworden«, erklärte Alk. Mitt war sich nicht sicher, ob er ihm das glauben sollte. »Trotzdem habe ich herausgefunden, dass selbst der Adon keinen besonderen Anspruch auf den Thron besaß. Doch er trug die Krone, deshalb beginnen wir am besten bei ihm. Wenn diese Manaliabrid wirklich gewesen ist, wer sie zu sein behauptete, dann hat sie seinen Anspruch erheblich vergrößert. Sie wollte eine Unvergängliche sein, Tochter Cennoreths und Urenkelin des Einen. Nun, damals scheint niemand daran gezweifelt zu haben, also nehmen wir an, es stimmte. Sie hatte zwei Kinder mit dem Adon, einen Sohn und eine Tochter. Und entweder sind beide sehr große Enttäuschungen für ihre Eltern gewesen oder waren sich ihres Anspruchs ebenfalls nicht sicher, denn keiner von beiden unternahm auch nur den geringsten Versuch, nach dem Tod des Adons den Thron zu besteigen. Der Sohn, Almet hieß er, nahm zwar den Königsstein an sich, aber er zog damit in den Süden und herrschte über eine kleine Baronie in der Nähe von Weymoor, die längst vergangen und vergessen ist. Und die Tochter Tanabrid war es zufrieden, zu heiraten und sich in Kredinstal niederzulassen. Danach wurde geheiratet und eine Mischehe nach der anderen geschlossen, sodass Kredinstal heute mit jedem zweiten Grafen der Nordlande irgendwie verwandt ist. Damit will ich sagen, Mitt, dass Noreths Anspruch Unsinn ist. Ihr Vetter Kintor hat einen größeren Anspruch, meine Gräfin ebenso, ja sogar dieser milchgesichtige Junge in Wassersturz.«
    Mitt war ein wenig schwindlig. Nichts hätte er weniger erwartet, als sich nachts mit Alk in der Bibliothek wiederzufinden und Stammbäume zu erörtern. Er konnte nur annehmen, dass Alk ihm das Gefühl geben wollte, ein Tor zu sein, und ihm den Plan auszureden beabsichtigte. Also hatte die Gräfin ihm wohl nichts von Hildi und Ynen erzählt. »Ja, aber –«
    »Nun wirst du entgegnen, dass sie behauptet, der Eine sei ihr Vater«, unterbrach ihn Alk. Das hatte Mitt zwar keineswegs gewollt, doch er hielt den Mund. »Damit kommen wir zum schwierigen Teil.« Alk lehnte sich zurück. Der Stuhl knirschte fürchterlich. »Selbst König Hern behauptete nur, dass der Eine sein Großvater sei – aber vermutlich doch nur in dem Sinne, den wir meinen, wenn wir den Einen unseren Großen-Vater nennen.« Alk neigte den Kopf und blickte Mitt über einen Kragen hinweg an, der einmal eine wunderschöne Halskrause aus Batist gewesen, nun aber nichts weiter als Schmutzwäsche war. »Ich habe den Einen gesehen«, sagte er zu Mitts Überraschung. »Mehrmals. Darüber rede ich gewöhnlich nicht. Wenn es dir je selbst passiert,

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