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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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ausgerechnet mit ihm wollte Maewen sprechen. Sie brauchte noch einmal die Zauberkraft seiner Quidder. Hörte sie es da hinter einem der Hügel zur Rechten leise klimpern? Sie eilte in die Richtung, überquerte einen Buckel und wäre, nachdem sie auf der anderen Seite hinuntergestiegen war, fast in Mitt hineingerannt, der genauso allein wie eben noch sie auf dem Boden saß.
    Mitt sprang mit einem Laut auf, der wie ein Wiehern klang. Maewen kreischte.
    »Vielen Dank auch!«, sagte Mitt. »Das hat mir zum krönenden Abschluss dieses wunderbaren Tages noch gefehlt!«
    »Ist etwas?«, rief Navis von der Feuerstelle.
    »Nichts!«, rief Mitt zurück. »Ich bin nur wund vom Reiten. Essig!«, sagte er voller Abscheu zu Maewen. »Er hat mich gezwungen, mich in Essig zu setzen. Vielleicht wäre es ohne Essig noch viel schlimmer, aber auf jeden Fall ist es nicht gut für die Laune, das kann ich dir sagen! Und dann kommst du über diesen Hügel gestürmt. Was ist los? Du wirkst so anders als gestern.«
    »Ich habe Moril gesucht«, sagte Maewen.
    »Er ist irgendwo dort hinten«, sagte Mitt. Als sie einer Rinne zwischen zwei lang gestreckten dunklen Hügeln in diese Richtung folgte, schloss er sich ihr an. »Sieht ein bisschen wie eine Straße aus«, meinte Mitt. »Es sollte mich nicht wundern, wenn hier früher einmal eine Stadt gewesen wäre. Was willst du denn von Moril?«
    Neben Mitt zwischen den Hügeln spazieren zu gehen, tat Maewen gut. Darum konnte sie viel müheloser als erwartet zugeben: »Ein Gespenst sucht mich heim. Es spricht zu mir, und beim letzten Mal konnte Moril mir helfen.«
    Mitt war ehrlich verblüfft. »Wie meinst du das, ein Gespenst? Gestern Abend hast du doch noch gesagt, dein Vater, der Eine, redete zu dir. Oder war das jetzt eine andere Stimme?«
    Hilfe!, dachte Maewen. Warum hat Wend mir das verschwiegen?
    »Es … es ist immer sehr beunruhigend, wenn er es tut«, sagte sie.
    »So sind die Unvergänglichen eben«, stimmte Mitt ihr zu. »Was hat er gesagt?«
    Wie kann er dabei so sachlich bleiben ?, wunderte sich Maewen. Auch wenn wir zweihundert Jahre in der Vergangenheit sind. Sie wusste aber noch, was Navis angemerkt hatte. »Er sagte, ich soll mir des Adons Gaben beschaffen«, antwortete sie. Am liebsten hätte sie Mitt gefragt, ob er glaube, dass die Stimme wirklich dem Einen gehörte, doch Noreth schien ihm dies bereits versichert zu haben; folglich musste sie ihre Zunge hüten. Stattdessen fragte sie: »Wenn hier Orilsweg ist, liegt Aberath nur eine Winzigkeit weiter im Norden. Ich könnte morgen dorthin ziehen und den Ring holen.«
    Mitt lachte; ein abgehackter, freudloser Laut. »Da müsstest du aber einen Haufen Glück haben! Sie würden dir auf der Stelle die Kehle durchschneiden lassen, Mädchen. Das weiß ich genau. Ich kenne die Gräfin.«
    Maewen begann: »Aber …«, dann sah sie, dass Mitt auch hier wirklich zu wissen schien, wovon er sprach. Zweihundert Jahre vor ihrer Geburt wurden den Leuten tatsächlich noch die Kehlen durchgeschnitten. Grafen konnten sich so etwas ungestraft erlauben. Deshalb schluckte sie den Einwand, der ihr schon auf der Zunge lag, herunter und fragte: »Aber ich brauche diesen Ring. Was soll ich tun?«
    »Ich hole ihn dir«, erbot sich Mitt. Für ihn lag auf der Hand, dass Noreth von vornherein auf solch ein Angebot spekuliert hatte. Und gewiss war es ein Kinderspiel. »Ich habe den Ring erst vor zwei Tagen gesehen«, erklärte er. »Ich weiß genau, wo er ist. Wenn ich jetzt losreite, kann ich mich im Dunkeln einschleichen und ihn holen, ohne dass jemand etwas merkt.«
    »Aber du bist doch sattelwund«, wandte Maewen ein. »Und dein Pferd ist müde.«
    »Das wird dem Gaul eine Lehre sein«, entgegnete Mitt unbekümmert. »Und so schlimm ist es auch nicht. Mir war eben nach Jammern zumute.«
    Erst das jedoch war ein wenig geflunkert. Autsch! Lodernder Ammet!, dachte er, während er auf den überraschten und widerspenstigen Wallach der Gräfin stieg, aber er machte keinen Laut. Noreth hob ihr Gesicht zu ihm, und er sah es als blasses, banges Oval in der Dunkelheit leuchten. Sie stand neben dem Erdbuckel, den er zum Aufsteigen benutzt hatte, und machte sich jedenfalls Sorgen um ihn. Während er an dem nur halb sichtbaren Wegstein vorbeiritt, der die Straße nach Aberath kennzeichnete, dachte er, dass sie es sich abgewöhnen müsse, sich um alles und jeden auf der Welt den Kopf zu zerbrechen. Wenn sie erst Königin war, müsste sie davon überschnappen.
    Die Grüne

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