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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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zwar Ynen, aber ich habe geholfen, den Alten Ammet an Bord zu holen.«
    »Ich würde wirklich gern die ganze Geschichte von dir hören«, sagte Kialan, »aber das muss noch warten.« Er blieb auf halber Höhe der Stufen stehen und zog Mitt zu sich herum, dass er ihm wieder ins Gesicht blickte. Sie waren auf gleicher Augenhöhe, weil sie in etwa gleich groß waren, nur dass Kialan den stämmigeren Körperbau hatte. Langsam und sehr deutlich sagte der Grafensohn: »Ich hatte Glück, dass ich dir in Aberath nicht begegnet bin. Ich wäre mit allen möglichen fröhlichen Nachrichten von Ynen übergesprudelt – so wäre es zumindest bis zum Abend gewesen. Vor dem Abendessen hat mich mein Vater zur Seite genommen und mir gesagt, du dürftest nicht erfahren, wo Ynen ist. Und ich kann mich natürlich nicht gegen meinen eigenen Vater stellen.«
    Mitt blickte Kialan in die hellen Augen, die um einiges blauer waren als seine eigenen, und begriff, dass er ihm trotz seiner Worte von Ynen erzählte. Wieder ging Eigenartiges in seiner Brust vor. »Wann hast du Ynen zuletzt gesprochen?«, fragte er, um ihm auf den Zahn zu fühlen.
    »Diese Dame – Noreth – reitet sie auf den Grünen Straßen?«, entgegnete Kialan, um seinerseits Mitt zu prüfen.
    »Lebt und atmet«, sagte er. »Sie ist irgendwo hier in der Akademie, falls du sie kennen lernen möchtest.«
    Einen Moment lang sah Kialan ihn an, als hätte er liebend gern Noreths Bekanntschaft gemacht, dann schüttelte er bedauernd den lockigen Kopf. »Mein Vater wäre außer sich vor Zorn. Um deine Frage zu beantworten, Mitt, ich habe heute Morgen vor meinem Aufbruch mit Ynen gesprochen. Ich darf seiner Schwester aber nicht seine Grüße ausrichten …« Er blickte Mitt fragend an.
    »Schon gut«, sagte Mitt. »Ich spreche mit ihr.«
    »Danke«, sagte Kialan. »Ich hatte es Ynen versprochen. Und du reitest mit dieser Noreth Einentochter?«
    »Nach Karnsburg«, sagte Mitt. »Glaube ich zumindest.«
    »Dort schließe ich mich euch an«, sagte Kialan. »Mit Ynen. Wartet auf uns, wenn wir nicht vor euch eintreffen. Die Sache wird nicht leicht einzufädeln sein.«
    Er drehte Mitt wieder um, und sie gingen zusammen die Treppen hinunter. »Und wo seid ihr dann gelandet?«, fragte er laut, für die Ohren der Gefolgsleute am anderen Ende des Hofes bestimmt.
    »Auf den Heiligen Inseln«, sagte Mitt. »Dort ist es reichlich seltsam.«
    »Das habe ich auch schon gehört«, stimmte Kialan ihm zu. »Und wo dann?«
    »Direkt bis nach Aberath hat es uns verschlagen«, sagte Mitt. »Vor Aberath haben wir überhaupt nicht mehr die Küste gesehen. Wir hätten nie gedacht, dass wir so weit kommen.«
    »Erstaunlich«, sagte Kialan. »Danke auch für die spannende Geschichte.« Er ließ Mitts Arm los.
    »Gern geschehen«, sagte Mitt und wandte sich ab. »Sag Moril, dass ich bei Navis bin, falls er mich sucht.«
    Kialan versprach es und schlenderte zu den Geschwistern. Brid winkte und rief den beiden fröhlich etwas zu.
    Im Moment konnte Mitt keine glücklichen Szenen ertragen. Er ging in die entgegengesetzte Richtung und stieg mit langen, eiligen Schritten die Stufen wieder hoch, als hätte er etwas Wichtiges zu erledigen. Er wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Er musste jetzt allein sein, um in Ruhe nachzudenken. Doch wohin er auch ging, überall traf er auf Menschen in kleinen, plaudernden Grüppchen. Mitt schweifte durch die ganze Akademie und machte dabei, wie er es gelernt hatte, einen beschäftigten Eindruck. Er ging unter Bögen hindurch, überquerte einen weiten gepflasterten Hof und schaute in andere Gebäude. Überall waren Menschen. Endlich fand er einen kiesbestreuten Platz, auf dem sich ein kleines, einsames Bauwerk mit einer eigenartigen Kuppel erhob, das älter aussah als die übrige Anlage. Niemand schien hier zu sein. Mitt betrat es vorsichtig durch den gewölbten Eingang. Von innen erinnerte es an eine Laube aus Stein mit einem Steintisch, der am anderen Ende um einige Stufen erhöht stand. Mit setzte sich zwischen den Pfeilern aus grünem Vulkangestein auf eine der Steinbänke, welche die gekrümmten Wände säumten, und versenkte sich dankbar in seine Gedanken.
    Ynen war also in Hannart, wo Keril ihn stets im Auge hatte. Einleuchtend – selbst Navis würde kaum wagen, Ynen dort herauszuholen. Kialan jedoch konnte es probieren. Wer hätte damit gerechnet? Misstrauisch versuchte Mitt sich zu überzeugen, dass Kialan kein einziges Wort von dem, was er angedeutet hatte, ernst

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