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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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schmutzige Gefolgsfrauen-Montur und wieder zurück in ihr Gesicht, wo sie jede Sommersprosse einzeln zu mustern schien. Hildi hatte sehr dunkle Augen, die sehr aufmerksam wirkten und keine besondere Wärme ausstrahlten. Ihr Blick war Maewen grenzenlos unangenehm. Sie fragte sich, ob sie sich ironisch ein zweites Mal verbeugen sollte, als Hildi zu entscheiden schien, dass Maewen irgendeinem Maßstab genüge, den sie für wichtig hielt. Die Runzel zwischen ihren Brauen glättete sich, und sie lächelte und beugte vor Maewen das Haupt.
    »Die mir von ihrer Tante anvertraut wurde«, fuhr Navis fort. »Der Junge ist Moril, er entstammt einer Linie berühmter Barden.«
    Vor Barden schien Hildi große Achtung zu haben, denn sie verbeugte sich und schenkte Moril ein Lächeln. Moril blickte sie ernst an, ohne das Lächeln zu erwidern.
    »Und«, sagte Navis trocken, »natürlich Mitt, den du schon kennst.«
    Mitt hatte mittlerweile die Beherrschung über seine Züge zurückerlangt. Sein Gesicht war immer noch leer und blass, sein Blick starr, doch er zwang sich zu einem heiteren Lächeln. »Einfach nicht loszuwerden«, sagte er.
    Aus irgendeinem Grund fühlte sich Maewen dadurch noch mehr verletzt als von der Art, wie Mitt zuerst dreingeschaut hatte. Als Hildi ihm kühl zunickte und dann den Rücken zukehrte, hätte Maewen sie ohrfeigen können. Er hat sich so darauf gefreut, dich wiederzusehen, und sich solche Sorgen um dich gemacht – was du wirklich nicht verdient hast! –, und jetzt behandelst du ihn so? Du … du blöde kleine Kuh!
    Sie setzten sich in Bewegung. Mitt schlich ihnen an letzter Stelle nach; er erinnerte an einen Schlafwandler. Moril sprach die große Biffa an. »Weißt du zufällig, wo ich meine Schwester finde?« Obwohl er in schüchternem Ton sprach, machte er dadurch unmissverständlich klar, dass er mit Hildi nichts zu tun haben wollte. »Sie heißt Brid Clennentochter.«
    Als Maewen den Kopf hob und in Biffas Gesicht blickte, entdeckte sie einen Ausdruck tiefsten Staunens. »Brid!«, rief Biffa. »Brid ist deine Schwester? Sie ist dieses Semesterding unser Wundermädel geworden. Sie hat alle Preise auf der Strichliste gewonnen, und jetzt ist sie mit dem Adon irgendwohin gegangen, ich weiß es nicht.«
    Was?, dachte Maewen. Aber der Adon ist doch schon Jahrhunderte vor dieser Zeit gestorben.
    Hildi, die vor ihr ging, wandte sich halb zu ihr um. »Sie meint, dass sie mit dem Sohn des Grafen von Hannart spazieren geht«, erklärte sie. »Er besucht sie, weil sie die Schwester des Grafen der Südtäler ist.«
    In ihrer Stimme lag ein ehrfurchtsvoller Ton, der Maewen verriet, dass sie ein feiner Pinkel war. Wahrscheinlich behandelte sie Mitt deswegen so schäbig. Mitt hatte die Ehrerbietung ebenfalls bemerkt, und sein Gesicht sah schlimmer aus denn je.
    »Es heißt«, raunte Biffa scheu Moril zu, »dass der Adon in deine Schwester verliebt wäre.«
    »Tatsächlich?«, fragte Moril, als glaube er, er hätte dabei auch noch ein Wörtchen mitzureden. »Wo suche ich denn am besten nach ihnen?«
    »Im Betbunker … nein, vielleicht eher im Hochhinaus«, sagte Biffa. »Wenn du möchtest, zeig ich dir, wo das ist.«
    Während sie Moril davon führte, rief Hildrida ihr Anweisungen hinterher, wo sie sich wieder treffen würden, und Biffa antwortete darauf, indem sie einen Zeitpunkt festsetzte. Beide schienen sie ein Kauderwelsch zu sprechen, das allen Zuhörern unverständlich blieb. Kaum war Biffa mit Moril um die nächste Ecke verschwunden, als Maewen bewusst wurde, dass sie nur noch zu dritt waren: Mitt hatte sich offenbar ebenfalls Biffa angeschlossen. Sie konnte es ihm kaum verdenken. Sie wäre auch nicht geblieben, um sich von dieser Hildi ignorieren zu lassen. Nein, was sie tat, war schlimmer als Nichtbeachtung, es war viel gemeiner. Demzufolge, was Maewen von Moril erfahren hatte, war Hildi die Enkelin eines Grafen, Navis jedoch war nun nur noch ein Gefolgsmann. Niemand wusste, dass er in einigen Jahren zum Herzog von Karnsburg ernannt würde. Hildi hatte also überhaupt keinen Grund und keine Rechtfertigung, sich selbst so erhaben zu geben.
    In finsterer Stimmung folgte Maewen dem Mädchen, während es sie durch die Akademie führte. Schon bald nahm sie die Dinge nur noch verschwommen wahr und brachte vieles mit den Führungen durch den Tannoreth-Palast durcheinander – nur dass sie während dieser Führung häufig anderen Schülern mit weißen Kragen begegneten, die bunt gekleidete Verwandte

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