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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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dem Lavendelbusch und beugte sich besorgt über Hildi.
    Maewen verschwand seufzend in die Richtung, in die Biffa gezeigt hatte. Sie wusste genau, es würde Biffa gelingen, Hildi zu überzeugen. Gewiss war das auch gut so, wenn Hildi wirklich in Gefahr schwebte. Dennoch bedrückte sie die Aussicht, Hildi zur Reisegefährtin zu bekommen, zu sehr, als dass sie sich überlegte, worin diese Gefahr wohl bestehen mochte. Den ganzen Weg nach Karnsburg käme Hildi mit und würde die ganze Zeit wütend die Stirn runzeln und so tun, als gäbe es Mitt nicht. Und Mitts Gesicht wäre die ganze Zeit zu dieser Grimasse verzerrt, mit diesem schrecklichen, aufgesetzt fröhlichen Grinsen. Sie konnte den Gedanken kaum ertragen.
    Noch ein schwarzer Strich hinter Kerils Namen, dachte sie, als sie durch die Büsche trat und die Kapelle des Einen auf einem Kiesplatz erblickte. Die Kapelle sah genauso aus, wie Maewen sie im Gedächtnis hatte. Nur stand sie in ihrer Erinnerung an einer anderen Stelle. Innerhalb der nächsten zweihundert Jahre musste man die Gebäude samt und sonders versetzt haben. Ich frage mich, warum sie uns nicht die Kapelle gezeigt hat, dachte Maewen. Nein, ich weiß den Grund. Dieser Kapelle kann sie keinen albernen Namen geben und uns damit verwirren. Vielleicht würde sie ihn Wunderkasten nennen oder so ähnlich.
    Der Gedanke amüsierte Maewen genügend, dass sie den Mut fand, sich langsam und leise dem kleinen Kuppelbau zu nähern. Ihr gefiel der Gedanke überhaupt nicht, den Kelch zu stehlen. Gleichzeitig ermahnte sie sich, dass sie auch einmal etwas selber tun müsse. Und außerdem war sie in der glücklichen Lage, bereits zu wissen, dass sie es bereits getan hatte – und dass es ihr also gelingen musste. Einfach rein, das Ding packen und wieder raus, dachte sie, während sie sich vorsichtig der Tür von der Seite näherte.
    Als es merkwürdig blau aufblitzte, fuhr Maewen herum. Unter ihren leichten Füßen knirschte der Kies. Maewen drehte sich noch weiter um – fast rechtzeitig. Jemand unter einer grauen Robe packte sie mit der einen Hand und hob mit der anderen ein Messer.
    »Ach nein, nicht schon wieder! Hilfe!«, schrie Maewen.
    Sie schrie anhaltend, denn diesmal klemmte der Meuchelmörder ihr nicht die Luft ab. Sonst war alles genauso wie beim letzten Mal, sodass sie sich sicher war, dass es derselbe Mann sein musste. Er hatte ihren Arm gepackt, und nicht ihren Hals – nun versuchte der Kerl, ihr den Arm auf den Rücken zu drehen, damit sie stillhalten musste und er Zeit hatte, ihr das Messer in den Hals zu stoßen. Obwohl sie große Schmerzen hatte, packte Maewen das Gelenk seiner Messerhand und hielt sie sich verzweifelt vom Leibe. Über sich konnte sie nun sein Gesicht sehen. Bis auf die funkelnden Augen schien es nur aus grauem Stoff zu bestehen. Bei dem Anblick wurde ihr ganz schwach. Sie konnte nur seine Hand von sich schieben und immer wieder schreien: »Hilfe! Er bringt mich um!«
    Kies prasselte und spritzte ihr stechend ins Gesicht. Jemand rief: »Lodernder Ammet!«, dann: »Lass es fallen, du Kapuzenscheusal!« Mitts unverkennbare, lange knochige Hand schloss sich um die Faust, die den Dolch umklammerte. Während der Meuchelmörder weiterhin versuchte, Maewen zu erstechen, schwankten sie alle, grunzten und rutschten auf dem knirschenden Kies hin und her. Schließlich riss der Mörder sich und sein Messer los und eilte davon. Mitt hetzte ihm wie ein Jagdhund hinterher. Maewen blieb inmitten der prasselnden Steinchen stehen und schrie noch, immer.
    »Mitt, rette mich!«
    Sie hörte selbst, wie sie es sagte, während der wie irrsinnig fliehende graue Mann sich zwischen die Büsche und Bäume des Gartens warf und Mitt ihm hinterhersprang. Maewen starrte ihnen nach und kam sich vor wie eine hoffnungslose Idiotin. Die Tränen rannen ihr die Wangen hinunter, obwohl sie sich überhaupt nicht erinnern konnte, wann sie zu weinen angefangen hatte. Wie … wie grenzenlos … mädchenhaft! »Mitt, rette mich!«, äffte sie sich nach. Also wirklich!
    Sie wollte zur Kapelle gehen, aber ihre Beine gaben immer wieder nach und versagten ihr den Dienst; gleichzeitig trugen sie Maewen nur im Kreis umher, als tanze sie einen verrückten, überdrehten Tanz, fast, als wollte sie alle Seiten des Hofes zugleich nach weiteren grau gekleideten Angreifern absuchen. Sie zwang sich, damit aufzuhören. Es gelang ihr, ruhig dazustehen und sich die Augen zu wischen, doch zu mehr war sie nicht in der Lage, bis Mitt zurückgeeilt

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