Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
Vom Netzwerk:
schleuderte ihn hoch in die Luft. Vermutlich hatte er beabsichtigt, dass der Ball irgendwo mitten in der Menge herniederging, aber entweder war das Ding ungleichmäßig ausbalanciert, oder Kialan hatte sich bei seinem Wurf verschätzt. Der Ball fiel fast auf die Stelle zurück, an der er stand. Als Kialan ihn kommen sah, rannte er um sein Leben.
    »Das kann ich ihm nicht verdenken!«, rief Moril.
    Die Masse der Monstren stürmte auf den Ball zu. Die Ungeheuer bekämpften sich wie die Irren. Viele kämpften mit Fäusten und Tritten. Doch auch Waffen wurden gezückt, die unter den nüchternen Schuluniformen versteckt gewesen sein mussten. Maewen sah Knüppel, Peitschen und Stecken, und wenigstens einer führte eine kurze Planke. Es sah ganz danach aus, als könnte jeden Augenblick jemand verkrüppelt oder zu Tode getrampelt werden.
    Nachdem Navis eine Minute lang wie gelähmt geschwiegen und dem Treiben zugesehen hatte, sagte er: »Das ist also Grittling?«
    »Richtig«, antwortete Moril.
    »Wie beruhigend zu wissen«, entgegnete Navis, »dass der Süden im Vergleich letztendlich doch ein Hort des Friedens ist. Und ich hatte schon angenommen, dass alles Blutvergießen ausschließlich südlich der Pässe verübt wird.«
    »Ja, aber nach welchen Regeln spielen sie?«, wollte Mitt wissen.
    Die übrigen Zuschauer brüllten: »Die Roten hoch, hoch, hoch!«, und: »Gelb, Gelb, Gelb!«, als wüssten sie, was dort vor sich ging. Moril war sich nicht sicher, aber er glaubte, jede Farbe kennzeichne eine Mannschaft, und jede Mannschaft versuchte, den Ball in eine ihrer besonderen Stellen am Rand des großen Platzes zu bringen. Solche Stellen gab es viele, und es schien wenigstens sieben Mannschaften zu geben. Der Kampf wogte einmal in diese, dann in jene Richtung.
    »Ich hoffe, sie begehen keinen Fehler und machen mit dem abgetrennten Kopf eines Spielers Punkte statt mit dem Ball«, murmelte Navis. »Wie lange dauert solch ein Spiel für gewöhnlich, und mit wie vielen Toten müssen wir rechnen?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Moril zu. »Brid spielt nicht mit.«
    Das Spiel schien Stunden zu dauern. Stunden des Gebrülls, des Streitens und des Prügelns, der gewaltigen Sturmattacken und der wütenden Gegenangriffe. Lange bevor es vorüber war, hielt Maewen sich die Augen zu. Das Kampfspektakel war ihr einfach zu viel, nachdem jemand zweimal versucht hatte, sie zu töten. Sie wollte gehen. Doch wie sie Moril so voller Vernunft klar gemacht hatte, durften sie es nicht wagen, die Akademie vorzeitig zu verlassen.
    Moril war auch nicht froh über das Gemetzel. »Das erinnert mich zu sehr an den Flinnpass.«
    Mitt hingegen hatte festgestellt, dass er Biffa im Getümmel leicht ausmachen konnte, und brüllte mit den anderen. »Na mach schon, Biffa! Hau ihn! Ammet, ist das ein starkes Mädchen. Na los, Biffa! Hol ihn dir!«
    Und schließlich gelangte der Ball inmitten eines Schwalls grau gekleideter Leiber und unter ohrenbetäubendem Brüllen in den Torbereich einer Mannschaft.
    Kurz darauf gesellten sich Hildi und Biffa auf den Stufen zu ihnen. Beide schleppten sie blaue Kapuzen hinter sich her und hatten hochrote Gesichter. Die Kapuzen waren überall gepolstert, am stärksten über der Nase; unter ihnen musste es kochend heiß gewesen sein.
    »Und?«, fragte Navis. »Habt ihr gewonnen?«
    Hildi hob hochmütig das Kinn. »Aber selbstverständlich. Das musst du doch gesehen haben.«
    »Was ich gesehen habe, bestand aus Mord, Gemetzel und Aufruhr«, entgegnete Navis. »Wurde jemand von euch fürs Leben verkrüppelt?«
    »Natürlich nicht – nicht mit Biffa als Stoßkeil«, sagte Hildi.
    »Es war großartig!«, rief Mitt. »Hör nicht auf ihn. Hildi, Ynen lässt dich herzlich grüßen.«
    Hildi blickte Mitt an, als koste es sie große Kraft, ihm zu antworten. »Danke«, sagte sie und wandte sich wieder ihrem Vater zu. Wieder legte sich der furchtbare Ausdruck auf Mitts Gesicht. Er ist weniger verletzt als vielmehr tödlich verwundet, dachte Maewen. Sie wünschte, jemand hätte Hildi verstümmelt.
    »Vater«, sagte Hildi. »Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich beabsichtige, eine wirklich gute Rechtsgelehrte zu werden, und …«
    »Ein ausgezeichneter Vorsatz«, sagte Navis. »Du hast ihn gerade erst gefasst? Bist du beim Grittling darauf gekommen?«
    Hildi stampfte mit dem Fuß auf. Das konnte ihr selbst Maewen kaum verübeln. Navis konnte einen manchmal zum Wahnsinn treiben. »Ach, ich wünschte, du wärst nicht die ganze Zeit so …

Weitere Kostenlose Bücher