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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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Du.«
    »Ach, hör schon auf! Sie ist in Ordnung!«, entgegnete Mitt dem Traum. »Wenn es eine Gefahr gibt, dann sind es diese Grafen.«
    Dann erwachte er. Um ihn war weißer Nebel, in dem schemenhaft Bäume zu erkennen waren. Er fühlte sich sehr gereizt, und er hatte große Angst.
    Alle anderen schienen geradezu unerhört erfrischt zu sein. Als Wend Maewen fragte: »Und wohin als Nächstes, Herrin?«, antwortete sie fröhlich: »Jetzt holen wir uns des Adons Schwert.«
    »Dann auf nach Wassersturz«, sagte Wend.
    Als sich am nächsten Wegstein die Straße gabelte, nahmen sie die Abzweigung rechter Hand und fanden sich fast augenblicklich auf dem steinigen Boden eines weiten Tales wieder. In diesem Tal erschien jeder zwergenhaft. Zu beiden Seiten erhoben sich Felshänge, kahl und so stark gekrümmt wie ein windgefülltes Segel. Mitt nahm an, dass er an Segel denken musste, weil der Wind mit einem sauren Pfeifen durch das Tal blies, so heftig, wie er es nur von See her kannte. Wie der Wind über dem Meer trug er auch immer wieder Bänder aus nebligem Regen mit sich, durch den die kahlen Hänge noch schroffer und leerer wirkten. Gestreckt sehen sie aus, dachte Mitt, während er durch kleine, stechende Regentropfen in das kahle gelbe Licht hinauf starrte. Ihm kam eine Vision des Einen, der unermesslich hoch aufragend die harte Felsenkante des Landes packte und so lange daran zog, bis es sich nicht mehr weiter strecken ließ. Flüsse, Steine und Wesen torkelten und rollten über das Land, während der Eine zerrte …
    Mitt erschauerte und kauerte sich in seine Jacke. Er hatte die leise Ahnung, auch so etwas in seinem Traum gesehen zu haben. Er verdrängte diesen Gedanken und ebenso die Vorstellung von Gefahr energisch aus seinem Kopf. Es brachte ihn nicht weiter, wenn er sich nervösen Fantasien hingab.
    Nach einem langweiligen Tagesritt kampierten sie an einer trübseligen Stelle, die sich von dem schönen Lagerplatz unter den Ebereschen nicht stärker hätte unterscheiden können. Der Wind blies von allen Seiten. Die Flammen des Feuers erloschen oft, und selbst wenn es brannte, gab es mehr Rauch ab als Wärme; der Qualm schien einen zu verfolgen, gleich wohin man sich setzte. Alle, sogar Moril und Hestefan im Wagen, hüllten sich in sämtliche Mäntel, Umhänge und Decken, die sie nur finden konnten, und doch schlief niemand sehr gut. Mitt war so kalt, dass er beinahe aufgestanden wäre, bevor es dämmerte. In der Nacht hatte es wieder geregnet, und alles, was er am Leibe trug, war feucht. Da es keine Rolle zu spielen schien, ob er noch nasser oder es ihm kälter wurde, ging er los, um sich in dem Bach hinter dem Steinhaufen zu waschen, wo die Pferde standen. Ein freudloser kleiner Bach war es, der mit einem Geräusch über die grauen Steine gluckerte, das sehr an Zähneklappern erinnerte.
    Als er ging, weckte er Maewen. Sie rollte sich stöhnend in den grauen Tag. In ihrem ganzen Leben war ihr weder jemals so kalt gewesen, noch hatte sie sich so durchnässt gefühlt. Gut war nur, dass ihr der Magen nicht mehr wehtat. Als hätten die Grünen Straßen mich geheilt, dachte sie, während sie zu der Latrine hinter den Pferden ging. Als sie zurückkam, bemerkte sie, dass alle zusammengekauert dalagen wie die Toten. Der Anblick drückte sie nieder. Sie ging wieder zu dem Steinhaufen und begann die Pferde zu versorgen.
    Sie war allein. Augenblick sprach die tiefe Stimme sie an. »Ich habe nachgedacht«, sagte sie. »Dein Weg liegt nun deutlich vor dir.«
    »Wirklich?«, erwiderte Maewen. »Wie schön, dass du wieder da bist. Wo warst du, als du mich vor dem anderen Mann mit dem Messer hättest warnen können?«
    Am Bach stellte Mitt gerade fest, dass man sich doch tatsächlich noch kälter fühlen konnte. Das Wasser war eisig. Es musste geschmolzener Schnee von einem hohen Berg sein, den man von dieser Stelle aus nicht sehen konnte. Wann immer er sich überwinden konnte, ein Körperteil einzutauchen, färbte es sich blau. Unter lautem Platschen und Schnaufen wusch er sich eilig und zog rasch die Kleider wieder an. Die Sonne war mittlerweile aufgegangen. Kein Wunder, dass ihm so kalt war: Der Bach rann durch tiefblaue Schatten. Nun aber küsste neblig gelbes Sonnenlicht den Steinhaufen. Am ganzen Leib zitternd, ging Mitt dorthin, um sich aufzuwärmen.
    Er hörte, dass Noreth auf der anderen Seite der Steine mit jemandem sprach. Eine tiefe Stimme antwortete ihr. Also war entweder Wend oder Hestefan schon auf. Mitt umkreiste

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