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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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Beginn der Reise wusste sie, dass ihr jeder von ihnen aus seinen ganz eigenen, geheimen Gründen folgte, und Mitt und Navis hatten ihr einige dieser Gründe in Auental offenbart. Hildi war es, die ihnen wichtig war. Das tat weh.
    Ach, ich möchte nach Hause! Maewen dachte so intensiv daran, dass sie es fast ausgesprochen hätte. Tatsächlich stieß sie eine Art Laut aus, bei dem Hestefan und sein Maultier, neben denen sie zufällig gerade herritt, den Kopf drehten und sie ansahen. Doch kaum hatte sie sich in letzter Sekunde zurückgehalten, als ihr klar wurde, dass sie es gar nicht ernst meinte. Sie wollte wissen, was aus Noreth geworden war, und versuchen, die Geschichte zu ändern, obwohl sie nun wusste, dass einer dieser drei ihr ein schreckliches Leid zufügen würde. Berichtigung: Mitt würde ihr ein schreckliches Leid zufügen. Navis war wie ein Kühlschrank, Moril war sehr sensibel und besaß diese Zauber-Quidder, doch Mitt war der Tatmensch. Bei diesem Gedanken schnürte sich ihr die Kehle zusammen, als würde Mitt versuchen, sie zu erwürgen … und vielleicht hatte er sie in der Schenke von Auental überfallen!
    Mitt dachte immer wieder: Das ist doch so albern! Der Eine spielte ihm einen Streich. Vielleicht hatte er es auch auf Mitt abgesehen – ja, das war eigentlich wahrscheinlicher. Mitt hätte sich am liebsten von der ganzen Misere abgewendet. Wie schön wäre es gewesen, sich auf einem Bauernhof niederzulassen, irgendwo in der Nähe der südlichen Grenze, wo es ein wenig so aussah wie in der Gegend, in der er aufgewachsen war. Dann konnte der Eine sich aufregen, so viel er wollte. Aber erst brauchte er die Hälfte der goldenen Statue, und Noreth würde sich kaum jetzt von ihr trennen. Nicht jetzt, wo ihr klar sein musste, dass Mitt den Befehl hatte, sie zu töten. Außerdem musste er ohnehin bei ihr bleiben, bis sie Karnsburg erreichte. Selbst wenn Hildi vorerst in Sicherheit war, Ynen schwebte weiterhin in Gefahr, und vielleicht gelang es Kialan doch nicht, ihn nach Karnsburg zu schaffen. Wenn Mitt zum Lachen zumute gewesen wäre, hätte er sich über die verzwickte Angelegenheit halb totlachen können. Nun aber musste er zunächst Navis und Moril irgendwie warnen. Und da er schon bei Warnungen war, auch sein Traum war eine Warnung gewesen – was denn sonst!
    Als Mitt aus seinen Gedanken aufwachte, stellte er fest, dass ihm warm war – sogar mehr als warm: fast zu warm, was für ein Wunder. Er zog die Jacke aus. Ein schwacher, weißer Regen dampfte über ihnen, aber es war zu mild, um sich deswegen Gedanken zu machen. Das ist schon etwas anderes!, dachte er. Für den Norden muss das eine Jahrhunderthitze sein!
    Sie hatten das lang gestreckte Tal verlassen und folgten dem grünen Pfad nun über eine hohe, von Stechginster bewachsene Heide. Die Berge waren in der Ferne zu weiß-purpurnen Zacken zusammengeschmolzen, und auf dem Gipfel des Berges hinter ihnen lag, wie Mitt durch die nebligen Regenstreifen erkennen konnte, tatsächlich Schnee.
    »Wo sind wir hier? Und warum ist es hier so warm?«, fragte er. Zum ersten Mal seit dem Frühstück sprach er ein Wort.
    Moril grinste ihn an. »Schön, dass du wieder da bist. Wir sind auf Oreths Schild.«
    »Das ist das weite Hochland, das zum Süden hin offen ist«, erklärte Hestefan, neben dem Moril auf dem Kutschbock saß. Wieder ganz der Schulmeister, dachte Maewen. Dank der Wärme fühlte sie sich besser. »Die warme Luft wird uns nun bis Karnsburg begleiten. Das hier ist einmal gutes Land gewesen. Noch zu des Adons Zeiten lebten hier viele Menschen.«
    Augenblick mal!, dachte Maewen und befreite sich ganz aus ihrem Jammer. Wenn das der Schild war, so hatte sie ihn doch aus dem Zugfenster gesehen. Bauernhöfe und Fabriken, Bäume und Städte gab es dort. Doch Hestefan konnte Recht haben. Zwischen Stechginster und Erika waren auf beiden Seiten Steinhaufen mit entfernt viereckigen Umrissen zu erkennen. Sie konnten tatsächlich von Häuserruinen stammen.
    »Wo sind die Leute hingegangen?«, fragte sie.
    »In den Kriegen nach dem Tod des Adons geflohen«, antwortete Moril.
    »Und wem gehört es heute?«, fragte Navis. Er starrte über die Stechginsterbüsche hinweg auf Farnkraut und Erika, als hätte er nichts dagegen, ein Stück davon selber zu besitzen.
    Während Hestefan in komplizierten Sätzen darlegte, dass sowohl Hannart als auch Wassersturz einen gewissen Anspruch erheben könnten, ohnedies aber niemand das Land haben wolle, runzelte Maewen die

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