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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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fröhlich den Steinhaufen.
    »Du warst nicht in Gefahr. Hilfe für dich war in der Nähe, ob ich dich nun warnte oder nicht«, sagte die tiefe Stimme.
    Mitt blieb verblüfft stehen. Noreth striegelte gerade Navis’ Stute, und sie war ganz allein. Er sah Wend, der noch immer weit entfernt am erloschenen Feuer schlief. Navis war der andere Buckel. Und Hestefan kroch gerade erst aus dem Wagen.
    Sie hat gesagt, dass der Eine zu ihr spricht, dachte Mitt. Aber bis jetzt habe ich das nie wirklich geglaubt. Er wich still hinter die Steine zurück, damit Noreth nicht glaubte, er wolle sich einmischen, und stellte sich dort in die Sonne. Trotzdem hörte er noch immer beide Stimmen.
    Noreth sagte: »Ich gehe nicht mehr in die Täler hinab. Ich bleibe auf den Grünen Straßen. Wend sagt, dass ich hier sicher bin.«
    »Du bist hier nicht sicher«, entgegnete die tiefe Stimme. Ein kurzes Schweigen folgte. »Warum nicht?«, fragte Noreth dann. Sie klang recht gelassen. Mitt konnte nicht ahnen, dass sie am ganzen Leib bebte. Er dachte gerade, dass er sich wohl lieber noch ein Stück weiter zurückziehen sollte, außer Hörweite, als die tiefe Stimme antwortete:
    »Der Junge aus dem Süden, den du Mitt nennst, ist die größte Gefahr, der du bisher begegnet bist. Du musst ihn töten, bevor er dich tötet.«
    Danach hätte Mitt sich ebenso wenig wegzuschleichen vermocht, wie er fliegen konnte.
    »Aber Mitt hat mich vor dem zweiten Mörder gerettet«, wandte Maewen ein.
    »Dafür hat er seine Gründe«, entgegnete die Stimme. »Und dieser Mitt wird nicht leicht zu töten sein, solange der Mann namens Navis noch lebt. Navis wird Mitt verteidigen, weil es seinen Zwecken dient. Aus diesem Grund rate ich dir, sie beide zugleich zu töten.«
    »Das kannst du doch nicht ernst meinen!«, rief Maewen.
    »Sobald du das Schwert des Adons gefunden hast, sind beide entbehrlich«, sagte die Stimme. »Erstich sie im Schlaf, in der Nacht, bevor du Karnsburg erreichst.«
    »Wirklich?«, fragte Maewen. »Und was ist mit Wend, mit Moril und Hestefan? Sind sie ebenfalls entbehrlich?«
    »Ich habe dir doch gesagt«, entgegnete die Stimme unerschütterlich, »dass du den Bardenjungen brauchst, um die Krone zu finden. Danach ist er ebenso sehr eine Belastung für dich wie die beiden Südländer, und du solltest auch ihn bei der ersten Gelegenheit erdolchen.«
    »Du verlangst von mir …«, begann Maewen; sie versuchte, nicht zu kichern, obwohl nichts an der Sache komisch war. »…du verlangst von mir, mit nichts als einem Haufen Leichen nach Karnsburg zu kommen?«
    »Dort wird ein ansehnliches Heer auf dich warten. Weise die Leichen als die Leichen von Verrätern vor und erkläre, dass jeder Verräter an der Krone das gleiche Schicksal erdulden muss.«
    »Vielen herzlichen Dank!«, sagte Maewen. »Da habe ich ja einiges vor.«
    »Tu, was ich dir sage«, sagte die Stimme, und ihre Tiefe ließ sowohl Maewen als auch Mitt erschauern, »sonst versagst du, und das wäre dein Tod.«
    Darauf herrschte Schweigen. Mitt stand wie erstarrt auf der Stelle, bis er wieder energische Striegelgeräusche von der anderen Seite des Steinhaufens hörte. Er ging zum Lager hinüber und gab sein Bestes, um ganz beiläufig zu erscheinen. Niemand schien zu merken, dass er am ganzen Leib bebte. Das lag aber nur daran, dass sie alle vor Kälte zitterten.
    Das Frühstück war schrecklich. Sie hatten kein anständiges Brot mehr, und der Käse war auf der Rinde schimmlig geworden. Das einzige Essbare waren die eingemachten Kirschen, und Mitt stellte fest, dass er sie mittlerweile verabscheute.
    Sie zogen weiter das gedehnte, windige Tal hinauf, und weder Mitt noch Maewen sprachen viel.
    Maewens Gedanken waren ein einziges Durcheinander. Sprach da wirklich der Eine zu ihr? Oder war ihr Verstand durch den Zeitsprung ein wenig verwirrt und antwortete auf die Gewalt, die sie in Auental erfahren hatte, mit Gegengewalt? Es konnte kein Zweifel bestehen, dass ihr von jemandem Gefahr drohte. Wenn die Stimme dem Einen gehörte, so war er zornig. Wen hatte er ausgesondert? – Mitt und Moril hatten beide den Kelch stehlen wollen, und Navis hatte ihn entwendet. Schon während des Gesangs in der Rechtsakademie war Maewen der Gedanke gekommen, Navis habe etwas Schreckliches getan. Vielleicht hing das mit dem Kelch zusammen. Trotzdem spielte es keine Rolle, was da sprach und warum. Es tat ihr weh. Vor hässlichen Verdächtigungen gegen Navis, Mitt und Moril platzte Maewen nun fast der Kopf. Seit

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